„Männlicher Feminist“Kölner Grünen-Kandidat bittet zum Wahlkampf-Yoga

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Bundestagskandidat Sven Lehmann beim Yoga.

Bundestagskandidat Sven Lehmann beim Yoga.

Köln – Der Kandidat hat seine Gummimatte in der ersten Reihe ausgerollt, sitzend hört er zu, wie Yoga-Lehrer Dwayne Holliday die Teilnehmer auf die bevorstehenden 90 Minuten einstimmt. „Gute Energie zu haben“, das sei wichtig, ganz allgemein im Leben und so kurz vor der Wahl besonders.

Respekt, Achtsamkeit, friedliches Miteinander, Nachhaltigkeit, allesamt „Werte, die mir und uns wichtig sind“. An dieser Stelle erhebt sich Grünen-Kandidat Sven Lehmann, um diejenigen zu begrüßen, die seiner Einladung zu der Wahlkampf-Veranstaltung „Freies Yoga für freie Menschen“ gefolgt sind. „Keine Sorge, das wird keine politische Rede“, verspricht er und hält Wort: 37 Jahre, Landesvorsitzender der Grünen, Bewerber im Wahlkreis Köln 2, der Rodenkirchen, Lindenthal und die Südstadt umfasst. Schaffen die Grünen den Einzug in das Parlament, ist ihm dank seines guten Listenplatzes ein Mandat sicher.

„Männlicher Feminist“

In der Runde, die sich auf dem Holzboden im Alten Pfandhaus an der Kartäusergasse niedergelassen hat, sind die Frauen eindeutig in der Überzahl – Quote übererfüllt, könnte Lehmann vermerken, der „als männlicher Feminist für gleiche Rechte und Pflichten zwischen den Geschlechtern“ streitet.

Dass althergebrachte Diskussionsveranstaltungen im Werben um Wählerstimmen nicht der Knaller sind, ist bekannt. Aber warum ausgerechnet eine Yoga-Stunde? „Wir müssen nicht immer alles so ernst nehmen im Wahlkampf“, sagt Lehmann, der selber ab und zu Unterricht nimmt. Manchmal sei es gut, einfach nur zusammenzukommen und Kraft zu tanken. Und so ganz abwegig sei die Verbindung ja nicht: „Im Yoga geht es um den Blick auf die Gemeinschaft, um Nachhaltigkeit, um Selbstbestimmung und Freiheit. Genau das sollte auch Politik im Fokus haben.“

Gemeinsam Kraft tanken

Die Stellungen, die die Yoga- Schüler auf Anleitung ihres Lehrers einnehmen, haben Namen wie Kobra, Krieger und herabschauender Hund. Der Kandidat reibt sich mit einem Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht. Bei einer Position für Fortgeschrittene blickt er hilfesuchend in die Runde: Wie haben das die anderen nur hinbekommen? Den anderen scheint die ungewöhnliche Form politischer Ansprache jedenfalls zu gefallen. Gute Idee, Leute auf diese Weise zusammenzubringen, sagen einige, nachdem sie aus der abschließenden Entspannungsphase wieder in den Alltag zurückgekehrt sind.

Lehmann bezeichnet sich als „Grüner mit Herz und Verstand“. Er fühle sich als „Kölner, Rheinländer und Europäer, Weltverbesserer, Träumer, Idealist und Hedonist“. Zudem ist er bekennender TV-Fan. „Ich bin immer wieder fasziniert von so mancher Tiefgründigkeit meiner Lieblingsserie »Sex and the City«, deren mehrstündiges Betrachten bei Wein und Schokolade die höchste Form der Entspannung für mich ist.“

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