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MesserstechereiBrüder für brutale Attacke verurteilt

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Bei einer Messerstecherei am Zülpicher Platz sind in der Nacht zum Sonntag zwei Männer schwer verletzt worden. Eine Mordkommission der Kölner Polizei ermittelt und sucht Zeugen, die das Geschehen beobachtet haben.

Bei einer Messerstecherei am Zülpicher Platz sind in der Nacht zum Sonntag zwei Männer schwer verletzt worden. Eine Mordkommission der Kölner Polizei ermittelt und sucht Zeugen, die das Geschehen beobachtet haben.

Köln – Im Prozess gegen zwei Brüder, die in der Nacht zum 30. Juni 2013 zwei andere Männer am Zülpicher Platz brutal angegriffen hatten, hat das Landgericht nach Jugendstrafrecht das Urteil verkündet. Den Hauptangeklagten Mersat (19) verurteilte die 4. Große Strafkammer wegen versuchten Totschlags und gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu fünf Jahren und drei Monaten Haft; darin sind drei frühere Strafen einbezogen. Sein 17-jähriger Bruder Adil (Namen der Täter geändert), der sich zwar nicht für versuchten Totschlag zu verantworten hatte, zusätzlich aber wegen Schwarzfahrens, erhielt unter Einbeziehung eines anderen Urteils eine zweijährige Freiheitsstrafe mit Auflagen. Wenn er sich an sie hält, kann sie nach einem halben Jahr dauerhaft zur Bewährung ausgesetzt werden.

Schon vorher aggressive Spannung

Eine Lappalie hatte den beinahe tödlichen Streit ausgelöst. Die Brüder, beide angetrunken, waren in einer Gruppe, in der die Aggressivität schwelte, unterwegs, als Adil so übel wurde, dass er sich an einem Baum übergab. In dem Moment kamen Eugen D. (26) und sein Kumpel Dimitri K. (33) vorbei. Amüsiert und arglos rief Eugen D.: „Gesundheit! Was bist du so besoffen!“ Es folgten ein wütender Wortwechsel mit Beleidigungen, dann erste Handgreiflichkeiten. Die beiden Männer entfernten sich in Richtung Roonstraße, da rief ihnen Mersat nach, sie sollten zurückkommen, und ließ sein Klappmesser aufschnappen. In der folgenden Prügelei brachte er ihnen schwere Verletzungen bei, stach sie etwa in Brustkorb und Bauch. Eugen D. musste vier Wochen im Klinikum Merheim bleiben, Dimitri K. lag zehn Tage in der Uniklinik.

Die Täter sind die ältesten von acht Geschwistern. Nach dem wirtschaftlichen Abstieg der Familie hätten sie das Gefühl gehabt, „sozial heruntergestuft zu sein“, sagte Richterin Ulrike Grave-Herkenrath. Sie hätten sich zusammengeschlossen in feindseliger Abwehr: „Wir gemeinsam gegen die böse Welt.“ Immer wieder fielen sie durch Gewalt auf. Adil hat zudem ein Alkoholproblem. Daher hat er die Auflage bekommen, zur Suchtberatung zu gehen und gegebenenfalls eine Therapie zu machen. Überdies muss er ein Antiaggressionstraining absolvieren, sich um schulische und berufliche Weiterbildung bemühen und Sozialstunden ableisten. Die Kammer hielt ihm zugute, dass er im Laufe der Verhandlung sein Schweigen aufgegeben und sich den Vorwürfen gestellt hatte.

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