„Pink Panther“-ProzessErmittler zweifelt an Mitgliedschaft in der Bande

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"Pink-Panther"-Mitglieder wurden 2017 mit einem Hubschrauber zum Gericht gebracht. (Archivbild)

Köln – Sind die drei Männer, denen vor dem Kölner Landgericht unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gemacht wird, tatsächlich so gefährlich, wie die Staatsanwaltschaft annimmt?

Sie hält Milan L. (38), Danila D. (36) und Mario V. (41) für Mitglieder der sogenannten „Pink-Panther-Bande“. Folgt man dagegen den Worten des Hauptkommissars, der die Ermittlungsgruppe „Bulgari“ leitete und am Montag als Zeuge aussagte, ist die Zugehörigkeit der Angeklagten zu der international agierenden Gruppierung sehr unwahrscheinlich.

Stimmen die Vorwürfe, haben die Männer im Oktober 2016 im baden-württembergischen Esslingen einen Werttransporter überfallen, den Fahrer schwer verletzt und Schmuck im Wert von mehr als einer halben Million Euro erbeutet.

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Knapp einen Monat später hätten sie wiederum in Esslingen einen weiteren Wagen derselben Werttransportfirma überfallen wollen. Vor der Ausführung des Plans schlugen allerdings die Ermittler zu.

Ein anonymer Tippgeber hatte der Polizei den Hinweis gegeben, die Männer seien verantwortlich für einen Raubüberfall auf einen Juwelier in Nippes. Zwar stellte sich der Tipp als falsch heraus, aber seitdem wurden die Männer überwacht.

Personal durch IS-Terror gebunden

Detailliert schilderte der Ermittlungsleiter die Arbeit seines Teams, von der Telefonüberwachung über die Funkzellen-Ortung bis zum Einsatz von V-Leuten. Das Personal habe nicht beliebig zur Verfügung gestanden, zumal 2016 viele Kräfte wegen der Gefahr durch IS-Terroristen gebunden gewesen seien.

Nachdem den Beobachtern ein vierter Mann ins Visier geraten war, der in früheren Jahren wegen Einfuhrschmuggel von Kokain aufgefallen war, sei eine Panne passiert. Denn nun habe die Polizei angenommen, sie habe es „nur“ mit Drogendelikten zu tun, und die Richtung ihrer Aufmerksamkeit geändert.

„Der Super-Gau“

Doch dann stellte sich heraus, dass Ortungsdaten eines Wagens, den die beobachteten Männer nutzten, zu der Stelle passten, wo der Werttransporter überfallen worden war. „Das war der Super-Gau“, sagte der Ermittler im Zeugenstand. Bevor es zum zweiten Überfall kam, stürmte die Polizei unter anderem die Kölner Wohnung in der Venloer Straße, in der Milan L. lebte; dabei stellte sie Schusswaffen sicher.

Doch die Männer der „Pink-Panther-Bande“ zuzuordnen, hält der Hauptkommissar für verfehlt. Das gelte auch für Milan L. Zwar würden ihn die Behörden der Schweiz, wo er 2013 bei einer Befreiungsaktion aus dem Gefängnis entkam, als Mitglied der Gruppierung ansehen, und so sei es auch im Internet nachzulesen, sagte der Zeuge. Aber alle Daten, die er habe, würden die Bandenmitgliedschaft nicht bestätigen.

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