Homosexuellen-Szene in KölnWo Schwule und Lesben in Köln früher feiern gingen

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Das Lokal „Em steine Kännche“ öffnete nach Kriegsende wieder.

Das Lokal „Em steine Kännche“ öffnete nach Kriegsende wieder.

Köln – Die Ausstellung „Trinken, Tratschen, Knutschen“ in der Bar „Barcelon Colonia“ widmet sich mit 25 Schautafeln der fast 100-jährigen Geschichte von Kneipen und Restaurants der Kölner Schwulen- und Lesbenszene.

Hinweise auf mehr als 100 Lokale haben Kurator Wilhelm Kutsch und Historiker Marcus Velke im Archiv des Centrums für Schwule Geschichte gefunden. Wir zeigen eine Auswahl.

„Dornröschen“

Das „Dornröschen“ in der damaligen Friedrichstraße (heute Neue Weyerstraße) war eines der ersten Homo-Lokale in Köln. Es wurde in den 1920er Jahren gegründet. Travestiekünstler „Tilla“ stand regelmäßig auf der Bühne - bis Nationalsozialisten das Lokal 1933 schlossen.

Die Partei unterband den „aufgeschlossenen Geist“ der während der Weimarer Republik geherrscht habe, so Historiker Velke.

„Nettesheim“

Das „Nettesheim“ am Hahnentor wurde bereits in den 1920er Jahren gegründet.

„Le Caroussel“

1951 an der Hühnergasse eröffnet. Garderobiere „Madame Marie“ sorgte dort vor Ordnung und hatte ein genaues Auge darauf hatten, wer mit wem wie lange in den Toilettenräumen blieb.

Die Lokale warben in Szene-Zeitschriften wie „Der Freund“ oder „Die Insel“ für sich. Formulierungen wie „Treffpunkt der besseren Damen und Herren“ oder „empfiehlt sich allen Freundinnen und Freunden“ waren eindeutige Chiffren, so Velke.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Weitere Szene-Lokale, in denen Schwule und Lesben in Köln einst feierten.

„George Sand“

Ma Braungart betrieb ab 1968 mit dem „George Sand“ am Marsilstein ab 1968 eines der wenigen Lesbenlokale Kölns.

„Amts-Schimmel“

Der „Amts-Schimmel“ in der Stephanstraße wurde von Helmuth Klein, Spitzname „Leder-Oma“, betrieben. Eines der ersten prominenten Aids-Opfer Kölns.

„Himmel und Hölle“

In der Disco „Himmel und Hölle“ (Unter Käster 5–7), hingen 50 Putten aus Gips unter der Decke.

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„Pimpernel“

1972 eröffnete mit dem Pimpernel die erste Kölner Diskothek für Homosexuelle. In dem kastenförmigen Gebäude am Rudolfplatz war zuvor ein Eiscafé, heute verkauft an dieser Stelle unter anderem Vapiano Nudeln und Pizza.

In Erinnerungen blieb die ausgefallene Fassade: im unteren Drittel schlicht und schwarz, darüber eine silbrige, wulstige Struktur. Durch eine metallene Clubtür mit einem kleinem, quadratischen Klappenfenster wurde eingelassen, wer klingelte.

„Viele haben hier ihr Coming-out begonnen und in Kaschmir oder Leder gehüllt beendet“, heißt es im Stadtführer „Köln von hinten“ aus dem Jahr 1983. Geblieben ist davon nichts, räumlich zumindest. Die legendäre Diskothek, deren Anziehungskraft weit über die Stadtgrenzen hinaus reichte, schloss 1989. Die Stadtsparkasse Köln ließ dass Haus und die angrenzenden Gebäude abreißen.

„Lulu“

Die schwul-lesbische Diskothek „Lulu“ lag in der Kölner Ladenstadt. Kurz nach dem zehnjährigen Bestehen 2002 stand der Club vor dem Aus. Die Macher kündigten an, den Betrieb „nach reiflicher Überlegung und schweren Herzens aus wirtschaftlichen Gründen“ einzustellen.

Platzjabbeck

Das „Bumslokal“ in der Mathiasstraße 22 gibt es seit 1972 unter verschiedenen Namen: Platzjabbeck, Hands, Boners oder Pullermanns. „Ob Jahrgang 1940 oder 1990, ob ganz in Gummi oder völlig nackt, alles geht“, werben die Betreiber im Netz.

Die Ausstellung „Trinken, Tratschen, Knutschen“ in der Bar „Barcelon Colonia“, Pipinstraße 3, eröffnete im Rahmen der Museumsnacht am Samstag, 24. Oktober, 19 Uhr. Anschließend ist die Schau bis zum 30. Oktober zu sehen. Eintritt: 4,50 Euro (inklusive Freigetränk).

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