Sozialer WohnungsbauMehr soziale Mischung im Stadtviertel

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Im Neubaugebiet Waldbadviertel sind bereits die Konturen der ersten Häuser zu erkennen.

Im Neubaugebiet Waldbadviertel sind bereits die Konturen der ersten Häuser zu erkennen.

Köln – Zwischen dem Vingster Freibad und der Ostheimer Wohnbebauung entsteht zur Zeit Vorbildliches: Das städtische Wohnungsunternehmen GAG und der private Investor Frey lassen zusammen ein neues Wohnquartier entstehen: Sozialwohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen und Einfamilienhäuser – insgesamt fast 700 Wohneinheiten für ein bunt gemischtes Viertel auf einem 17 Fußballfelder großen Areal.

Die GAG belebt die alte Idee von der „Gartenstadt“, die Frey AG lockt mit „Familienglück im Waldbadviertel“. Dies sei ein „Modell für die Zukunft“, sagt Elvira Hoffmann von der Firma Interhouse, die für Frey den Vertrieb macht. Die Kooperation, aber auch die Mischung habe viele Vorteile. Sie sei sich sicher, viele Einfamilienhaus-Interessenten nach Ostheim locken zu können, wo es Reihenhäuser ab 248000 Euro gibt.

Viertel entmischen sich

Soziale Mischung heißt der Leitgedanke, der hier im Waldbadviertel ganz ohne Zwang realisiert wird. Doch solche Bauprojekte sind nicht die Regel. Im Gegenteil: Die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten hat eher dazu geführt, dass sich Viertel entmischen. Mit mehreren Maßnahmen will die Stadt dem nun entgegenwirken. Im Stadtentwicklungsausschuss am heutigen Donnerstag beginnen die Beratungen über verschiedene Instrumente. Die Verwaltung kündigt an, in einem „Stadtentwicklungskonzept Wohnen“, das zur Zeit erarbeitet werde, in mehreren Quartieren eine „Milieuschutzsatzung“ vorschlagen zu wollen (siehe Info-Kasten).

Für heftige Diskussionen hat der Plan gesorgt, mit direkten Subventionen den sozialen Wohnungsbau in Kölns teuersten Vierteln zu fördern. So soll es Prämien geben, wenn in Stadtteilen wie Marienburg, Junkersdorf oder der Innenstadt Sozialwohnungen gebaut werden. Die Stadt begründet die zusätzliche Förderung mit der ungleichen Verteilung des sozialen Wohnungsbaus in Köln. Wie die Grafik des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zeigt, die auf Zahlen aus 2012 beruht, schwankt die Quote tatsächlich erheblich.

„Spitzenreiter“ ist Chorweiler mit 81,9 Prozent; für Ostheim, Ossendorf und Volkhoven Weiler wurde ein Anteil von etwas über 30 Prozent errechnet. In anderen Stadtteilen wie Fühlingen oder Libur gibt es keine einzige geförderte Wohnung. Doch nicht nur ländliche Gebiete weisen niedrige Quoten von 0 bis 2 Prozent auf. Auch in dichter besiedelten Stadtteilen wie Deutz oder dem Agnesviertel fehlt ein solches Angebot.

Während das Ausloben von Prämien für Sozialwohnungen von manchem als Symbolpolitik kritisiert wird, sind sich die meisten Experten einig, dass ein weiteres zweites Instrument deutlich wirksamer sein wird. Hinter dem Titel „kooperatives Baulandmodell“ verbirgt sich ein verbindliches Gebot: Wer Häuser oder Siedlungen mit mehr als zwanzig Wohneinheiten baut, soll in Zukunft 30 Prozent im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus errichten. SPD und Grüne sind sich einig, die neuen Bestimmungen auf den Weg zu bringen.

Gesprächstermine mit der CDU sind vereinbart. Man wolle bis zur Dezember-Ratssitzung eine breite Mehrheit zusammenbekommen, heißt es im Rathaus. Umstritten sind noch einige Fragen zur praktischen Umsetzung sowie die 30-Prozent-Quote, die manchem zu hoch erscheint. Auch beim „Modell für die Zukunft“ in Ostheim wird die 30-Prozent-Quote – trotz Beteiligung der GAG – nicht erfüllt worden sein, wenn 2018 alle Häuser des Waldbadviertels stehen.

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