Stadtarchiv-EinsturzVerfahren gegen 90 Personen

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Aufnahme am Tag des Unglücks, dem 3. März 2009: Wo tags zuvor noch das Historische Stadtarchiv stand, ist nur noch Geröll zusehen.

Aufnahme am Tag des Unglücks, dem 3. März 2009: Wo tags zuvor noch das Historische Stadtarchiv stand, ist nur noch Geröll zusehen.

Köln – Wegen des Verdachts, den Einsturz des Kölner Stadtarchivs verursacht oder mitverursacht zu haben, hat die Staatsanwaltschaft nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" Ermittlungsverfahren gegen etwa 90 Personen eingeleitet. Betroffen sind beispielsweise Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), Angestellte der Baukonzerne Bilfinger Berger, Züblin und Wayss & Freitag sowie die Beschäftigten einiger Subunternehmen, die am Bau der U-Bahn-Grube Waidmarkt beteiligt waren.

Probleme auf der Baustelle gelten als Ursache für das Unglück. Bisher wurde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Baugefährdung lediglich gegen unbekannt ermittelt. In etwa sechs Wochen, am 3. März, jährt sich der Einsturz zum fünften Mal. Hätte die Staatsanwaltschaft die Personen, gegen die nach dem Stand der Ermittlungen ein konkreter Anfangsverdacht besteht, bis zu diesem Datum nicht benannt, wären die Taten verjährt.

Die Unternehmen Bilfinger Berger, Züblin sowie Wayss & Freitag sind als "Arbeitsgemeinschaft" (Arge) für den Großteil der 4,2 Kilometer langen U-Bahn-Trasse durch die Innenstadt zuständig. Bei der Ausführung der Arbeiten wurde das Personal der Firmen übergreifend auf nahezu allen Bauabschnitten eingesetzt, also auch am Waidmarkt.

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In der Außenwand der U-Bahn-Grube vermuten zahlreiche Gutachter ein Loch, das eine der Hauptursachen für den Einsturz gewesen sein soll. Nach Ansicht der Sachverständigen könnte durch diese Lücke permanent Wasser in die Grube eingedrungen sein. Als dann beim Abpumpen auch noch jede Menge Erde und Sand weggeschwemmt wurde, sei unter der Vorderseite des Archivs ein Hohlraum entstanden - in den das Gebäude schließlich stürzte.

Dem Vernehmen nach favorisiert die Staatsanwaltschaft derzeit dieses Szenario, das die Baufirmen jedoch für ausgeschlossen halten. Sie gehen von einem "hydraulischen Grundbruch" aus, einer Variante, bei der das Wasser von unten in die Baustelle eingedrungen wäre - weshalb den Firmen kein Vorwurf gemacht werden könnte. Im Fokus der Ermittler stehen auch die KVB-Mitarbeiter, die für die Kontrolle der Arbeiten zuständig waren. Nach Zeugenaussagen soll es eine Bauaufsicht "faktisch" nicht gegeben haben.

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