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Preise, Mode, SkandaleWarum über Topshop geredet wird

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Jung und modisch: Topshop versucht, H&M und Co. Konkurrenz zu machen.

Jung und modisch: Topshop versucht, H&M und Co. Konkurrenz zu machen.

Köln – Topshop kommt nach Köln. Die erste Deutschlandfiliale der Modekette soll Anfang 2016 auf der Schildergasse eröffnen. Die Meldung kommt gut ein Jahr nach der Eröffnung der ersten Kölner Primark-Filiale am Neumarkt - und sorgt gerade unter jungen Menschen für ähnlich viel Aufruhr. Für all die, die noch nicht von Topshop gehört haben und sich fragen, was es damit auf sich hat, haben wir hier ein paar Fakten zusammengetragen.

1. Größer als Primark, kleiner als H&M

Im Segment der Modediscounter ist Tophshop ein Schwergewicht. 510 Stores betreibt das Unternehmen weltweit. Damit kann die 1964 in Großbritannien gegründete Kette zwar Platzhirsch H&M noch keine große Konkurrenz machen - die Schweden unterhalten knapp 3400 Filialen - sehr wohl aber dem ebenfalls britischen Mitbewerber Primark, der bisher 290 Geschäfte betreibt. Vor allem auf dem US-Markt ist Topshop Primark weit voraus. Während Primark sich bis 2009 vor allem auf den europäischen Markt konzentriert hat, ist Topshop in den USA bereits seit 2007 vertreten.

2. Von billig bis High-End

Wie auch H&M und Primark versucht Topshop, sich auf dem Markt für preiswerte Kleidung zu behaupten. Preislich ist Topshop dabei jedoch jenseits der Mitbewerber anzusiedeln: Die Mode ist im Schnitt teurer als bei Primark und H&M. Natürlich gilt diese Regel nicht immer. Auch bei Topshop finden sich Shirts für zwei Euro. Jeanshosen sind im Schnitt für 50 Euro zu haben, Schlichte Kleider gibt es schon für zehn Euro. Schuhe können je nach Marke schon einmal an der 300-Euro-Marke kratzen. Das preiswerteste Produkt, das derzeit im Online-Store erhältlich ist, ist ein Paar Sneaker-Socken für ein Euro. Das teuerste Produkt ist ein Wildleder-Trenchcoat für 800 Euro.

3. Modischer als H&M und Co.

Während Primark den niedrigen Preis in den Fokus stellt, versucht Topshop mit Trends zu punkten. Wie auch Konkurrent H&M arbeitet das Unternehmen immer wieder mit Sonderkollektionen und kooperiert mit Designern und Stars wie Kate Moss und Beyoncé. Während Topshop das Rad nicht neu erfindet und sich modisch grundsätzlich an denselben Trends orientiert wie die Konkurrenz, setzt es deutlichere Akzente. Im Angebot sind auch andere Marken enthalten, wie zum Beispiel Jaded London und Band of Gypsies. Gerade bei Schuhen kann die Kette damit punkten: Adidas, Kurt Geiger, Dr. Martens - auch die gibt es bei Topshop. Mit den Linien Unique und Boutique setzt das Label auf Premium-Kollektionen. Die Unique-Linie wird sogar jährlich auf der Londoner Fashion Week präsentiert.

4. Zielkundschaft: Jung und modebewusst

Jung und weiblich: Das ist die Zielgruppe von Topshop. Dabei versucht das Unternehmen, ähnlich wie H&M, nicht nur Jugendliche sondern vor allem junge Frauen in die Geschäfte zu holen. Das zeigt auch die Preisstrategie: Nicht nur das Taschengeld soll bei Topshop ausgegeben werden. Hochwertigere und teurere Mode soll vor allem bei jungen Berufstätigen ankommen. Obwohl Topshop eine Kette ist, setzt das Unternehmen stark auf Individualismus als Marke. Die Strategie funktioniert: Allein auf Instagram sehen sich 4,7 Millionen Follower regelmäßig neue Topshop-Fotos von kurzen Kleidern und bunten T-Shirts an. Der Ton auf Twitter ist persönlich. Damit ist der Konzern nahbarer als die Konkurrenz.

5. Skandale: Schlechte Arbeitsbedingungen und unerlaubte T-Shirts

Wer preiswert verkauft, muss damit rechnen, dass seine Fertigung in die Kritik gerät. Nach dem Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik im Jahr 2013 in Bangladesch zählte die Arcadia-Gruppe, Inhaber von Topshop, zu einer Hand voll Unternehmen, die sich weigerte, sich einer Initiative für die Verbesserung von Sicherheit und Arbeitsbedingungen für Arbeiter anzuschließen. Erst nach Monaten gab die Gruppe dem öffentlichen Druck nach und unterzeichnete die Sicherheitsvereinbarung. Bereits 2010 war das Acardia in die Kritik geraten, als eine TV-Dokumentation prekäre Arbeitsbedingungen in Fabriken offenlegte, mit denen auch Arcadia zusammenarbeitete.

2013 verklagte Pop-Star Rihanna das Unternehmen erfolgreich, weil es ein T-Shirt mit ihrem Konterfei vertrieb, ohne dass die Sängerin offizieller Werbepartner von Topshop war. Eine Revision scheiterte.

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