1. FC KölnDiese Fans waren bei den vergangenen Spielen des FC in Europa dabei

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FC Köln Inter Mailand Uefa 1986

Pierre Litbarski im Zweikampf beim Uefa-Cup-Finale gegen Inter Mailand 1986.

Köln – Am Freitag wird in Monaco ausgelost, gegen wen der 1. FC Köln in der Gruppenphase der Europa League spielt. Die Fans sind längst im Reisefieber, immerhin liegt der letzte Auftritt des Klubs auf europäischer Bühne eine Ewigkeit zurück. Fünf Anhänger erinnern sich an  besondere Spiele aus glorreichen Tagen:

Real-Madrid, Uefa-Cup-Finale 1986

„Mailand war kitschig, aber großartig“

Die Fahrt zum Uefa-Cup-Finale 1986 nach Madrid haben meine Eltern mir zum 20. Geburtstag geschenkt. Im Santiago-Bernabeu-Stadion waren ungefähr 500 FC-Fans, das war etwas völlig anderes als heute, da gäbe es bei so einem Spiel 50.000 Kartenwünsche von Kölner Fans. Zu reisen war damals noch teuer, ein Flug nach Madrid, nur für ein Fußballspiel, das war was Besonderes.

Nach 30 Minuten führte der FC 1:0 durch Klaus Allofs, wir haben uns in den Armen gelegen auf der Tribüne, aber Real hat das Spiel ziemlich humorlos gedreht und uns mit 5:1 nach Hause geschickt. Der Ordner sagte uns am Ausgang, wir könnten froh sein, verloren zu haben, sonst hätten uns die Ultras von Real so richtig vermöbelt.

Das Rückspiel musste der FC dann wegen Ausschreitungen im Halbfinale beim belgischen Club KSV Waregem in Berlin statt in Köln austragen, 2:0 haben wir gewonnen. Ich bin heute noch überzeugt, dass wir den Cup in Köln mit der Unterstützung der Fans geholt hätten.

Die Karten für FC-Europacup-Spiele gab es damals übrigens im Lotto-Geschäft des ehemaligen FC-Spielers Leo Wilden an der Luxemburger Straße, die Reisen hat fast jeder Fan im Reisebüro Legg am Höninger Weg gebucht. Am Freitag wird es – je nach Auslosung – schwer sein, an Tickets zu kommen. Ich werde alles dransetzen, welche zu bekommen. Nach 25 Jahren ist der Hunger, mit dem Verein wieder im Europapokal zu spielen, groß. Meine Frau, die auch eine Dauerkarte hat, hat schon ihr ok gegeben.

Mailand, das wäre zwar fast kitschig, aber großartig. Meine Liebe zum FC hat auch nicht gelitten, als der Verein Mitte der 1990er Jahre abgestürzt ist und von Europa niemand mehr zu träumen gewagt hat. Ich bin auch nach Burghausen, Unterhaching und Reutlingen gefahren. Aber mit dem FC Europa kennenzulernen, ist natürlich schöner.

Andreas Klein (52)

Roter Stern Belgrad, Uefa-Cup 1989

„Das einzige Mal, dass ich Angst hatte“

 Ich richte mein Leben nach dem FC aus, und das seit 40 Jahren: Am 6. August 1977 habe ich mein erstes FC-Spiel geguckt, wir haben in Düsseldorf verloren, ich war elf und stand mit einer FC-Mütze im Fortuna-Block. Seit mehr als 27 Jahren habe ich kein Bundesligaspiel verpasst, ich fahre auch mit in die Trainingslager, der Urlaub ist für den FC reserviert.

Elf Europacupspiele habe ich in den 80er und 90er Jahren gesehen, darunter die Uefa-Cup-Finals gegen Real Madrid 1986, Spiele in Glasgow (1988) mit unseren Fan-Freunden von den Rangers, 1990 gegen Juventus Turin und 1992, das bis heute letzte Europacup-Spiel gegen Celtic Glasgow. Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir das Spiel bei Roter Stern Belgrad am 22. November 1989.

Wir sind mit dem Bus gefahren und haben uns gefreut, Jugoslawien   zu erleben, gehofft, ein paar Fans kennenzulernen, wie es manchmal so war. Nur meine kleine Schwester hatte gewarnt, dass das auch anders aussehen könnte, und sie behielt Recht: Wir sind schon morgens bei der Ankunft mit Flaschen und Steinen beworfen worden. Tagsüber saßen wir in irgendeinem McDonalds, es war kalt, über der Stadt hing eine graue Dunstglocke, und als wir vor dem Hotel des FC gewartet haben, hat Christoph Daum seinen Spielern gesagt, sie sollten das Hotel durch den Hinterausgang verlassen, weil vorne die Fans stehen.

Vor dem Stadion waren wir dann in einen Käfig eingekesselt, um vor Übergriffen geschützt zu sein. Nach dem Spiel ging es mit Begleitschutz über den Rasen und die Katakomben der Spieler zu unserem Bus, der am Hintereingang des Stadions auf uns wartete.

Dass der FC 0:2 verlor, war völlig nebensächlich, es war das einzige Mal in all den Jahren, dass ich richtig Angst hatte. Auf der Rückfahrt in Österreich hat es geschneit, auf einer Raststätte haben wir uns im Schnee gewaschen – in Belgrad war es unglaublich dreckig. Für die Auslosung heute wünsche ich mir Wien, England, Schottland oder Russland, in Russland haben wir Verwandte. Karten sind kein Problem – ich habe eine Auswärtsdauerkarte.

Silvia Krüger (51)

Juventus Turin, Uefa-Cup 1990

„Die tiefste Wunde auf meiner FC-Seele“

Aus heutiger Sicht war die Saison 1989/90 sehr erfolgreich. Die Jahre in der 2. Liga haben uns FC-Fans demütig gemacht. Damals überwog die Enttäuschung. In der Meisterschaft musste der 1. FC Köln sich mit Platz zwei hinter den Bayern begnügen. Aber das verlorene Uefa-Cup-Halbfinale gegen Juventus Turin hat die tiefste Wunde auf meiner FC-Seele hinterlassen. Über Spartak Moskau, Roter Stern Belgrad und Royal FC Antwerpen drang der FC bis ins Halbfinale vor.

Im Hinspiel hatte der FC mit 0:3 zurückgelegen und sich auf 2:3 herangekämpft. Eine gute Ausgangslage. Groß war der Optimismus, das Ergebnis in Müngersdorf vor 57.000 Zuschauern drehen zu können. Der FC hatte mit Bodo Illgner, Paul Steiner, Thomas Häßler und Pierre Littbarski vier Spieler, die im folgenden Sommer in Italien Weltmeister werden sollten. Es nützte alles nichts. Turin hielt das 0:0. Ein einziges Törchen hätte ja gereicht. Die Zeit heilt alle Wunden, und die Vorfreude auf die kommende Saison ist groß. Mein Wunsch: Hauptsache England.

Marcus Flesch (44)

Celtic Glasgow, Uefa-Cup 1992

„Mein Traumlos wäre Everton“

 Am letzten Spieltag hat sich der FC 1992 für den Uefa-Cup qualifiziert. Als Gegner wurde Celtic Glasgow ausgelost. Zwei Monate später war ich mit meinem Freund Mathias Fabisch bei der Saisoneröffnung am Geißbockheim – der FC hatte damals nur knapp 3000  Dauerkartenbesitzer, heute sind es 25000. Plötzlich kam eine Durchsage vom Stadionsprecher: „Wer heute die 3000. Dauerkarte erwirbt, erhält einen Flug und eine Eintrittskarte für das Spiel in Glasgow für zwei Personen!“ Andreas sagte mir daraufhin: „Paolo, wenn ich das werde, fliegen wir zusammen nach Glasgow!“ Wenig später wurde Andreas tatsächlich ausgelost.

Leider gab es kein Happy-End: Als Andreas die Post vom FC bekam, war darin aus unerklärlichen Gründen nur ein Ticket. Ein zweites haben wir nicht mehr bekommen. Ich musste zu Hause bleiben und war sehr traurig darüber. Andreas hat von Glasgow geschwärmt, obwohl wir 0:3 verloren haben. Ich habe nur eine Zusammenfassung im Fernsehen gesehen. Beim 2:0-Sieg im Hinspiel war ich im Stadion. Bei den Gruppenspielen jetzt, 25 Jahre später, will ich unbedingt dabei sein. Ich gehe seit 45 Jahren zum FC, auch meine Kinder haben eine Dauerkarte, der FC ist ein großer Teil meines Lebens. Mein Sohn ist 30 und hat den FC noch nie im Europapokal gesehen. Wenn das Kartenkontingent für Mitglieder nicht reicht, fahre ich vielleicht einfach so in die Stadt des ersten Spiels. Mein Traumlos wäre Everton – oder ein anderer Club aus England.

Paolo Marcone (57)

Cork City, UI-Cup 1997

„Der Rasen glich eher einem Bolzplatz“

Meine Europacup-Erinnerung erinnert eher an ein Amateurspiel: Beim UI-Cup-Spiel im irischen Cork 1997 waren maximal 4000 Zuschauer, aus Köln waren vielleicht 150 angereist, der Rasen glich eher einem Bolzplatz. Ich habe die Fahrt mit einem Urlaub in Irland verbunden, wir sind per Interrail durchs Land gereist. Es gab wohl einen organisierten FC-Bus, der Rest der Fans war privat angereist, wie übrigens auch der damalige FC-Profi René Tretschok, der Flugangst hatte und mit dem Auto fuhr.

An das Spiel selbst habe ich nicht mehr allzu viele Erinnerungen, der FC gewann durch Tore von Polster und Munteanu 2:0, und es gab ein Feuerwerk im Block, das weiß ich noch. Die etwas löchrige Erinnerung hängt vielleicht auch damit zusammen, dass es vor dem Stadion einen schönen Pub gab, wo wir vor und nach dem Spiel mit den irischen Fans gefeiert haben.

Zu den Gruppenspielen im Herbst will ich unbedingt – Italien fänd’ ich toll, da war ich noch nie. Ich würde aber auch irgendwo in die Walachei fahren – da will dann wahrscheinlich keiner hin und man bekommt Karten.

Silke Raps (42)

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