125 Jahre Kölnisches StadtmuseumKokosnusspokal und Kettenhemd

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Das ist die höfische Variante von „mit jemand Schlitten fahren“. Im Wagenkorb nahm die Dame von Adel Platz, dahinter ihr Kavalier, der das Pferd auf den richtigen Weg bringen sollte. Allerdings ging’s nicht hinaus in die Winterlandschaft, sondern zum Turnier. Es galt, einen Ring oder Kranz mit angelegter Lanze zu treffen. Das Prunkstück stammt aus dem Marstall des Schlosses Biebrich, vermutlich erstes Drittel des 18. Jahrhunderts.

Das ist die höfische Variante von „mit jemand Schlitten fahren“. Im Wagenkorb nahm die Dame von Adel Platz, dahinter ihr Kavalier, der das Pferd auf den richtigen Weg bringen sollte. Allerdings ging’s nicht hinaus in die Winterlandschaft, sondern zum Turnier. Es galt, einen Ring oder Kranz mit angelegter Lanze zu treffen. Das Prunkstück stammt aus dem Marstall des Schlosses Biebrich, vermutlich erstes Drittel des 18. Jahrhunderts.

Köln – Das letzte Ausstellungsstück stammt vom Schrottplatz. 50 Euro haben Sascha Pries und Stefan Lewejohann für die Autotür samt Außenspiegel bezahlt, „wir haben ordentlich gefeilscht“, so die Wissenschaftlichen Mitarbeiter. In der Ausstellung zum 125-jährigen Bestehen des Kölnischen Stadtmuseums wird aus dem Autofenster eine Deutschland-Fahne baumeln, eine WM-Fahne von 2006. Das mit der Fußball-Weltmeisterschaft hat nicht geklappt, das Stück Stoff in Schwarz-Rot-Gold indes ist museumsreif.

Das ist typisch für die Sammlung, ein buntes Sammelsurium rund um die Geschichte Kölns. Und des Rheinlands, denn in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wollten die Stadtoberen ein „Rheinisches Museum“ aufbauen.

Die Alte Wache am Zeughaus, Hort der Sonderausstellungen, präsentiert sich in ungewohnt knalligen Farben, feuerrot, türkis, purpurrot. Der Parcours soll jedem Ausstellungsstück die nötige Aufmerksamkeit bieten, sei es nun eine merowingische Bronzefibel, ein Zünder aus dem Ersten Weltkrieg oder die Radierung „Kölner Dom“ von Bruno Reinhold.

Die Uniform des Geheimen Justizrates

125 Jahre, 125 Objekte – 125 Geschichten. Da ist der Kokosnusspokal (1570/80), der 2001 (mit anderen Objekten des „Kölner Silbers“) gestohlen und in einem Straßengraben im Elsass wieder gefunden wurde. Oder die vier Porzellanteller (Ende 19. Jahrhundert), die mit Versen aus dem „Rheinlied“ von Nikolaus Becker (veröffentlicht 1840) bemalt sind: „Sie sollen ihn nicht haben/ Den freien deutschen Rhein/So lang sich Herzen laben/ An seinem Feuerwein.“ Hintergrund war der Streit mit Frankreich um das Rheinland.

Gut gefüllt ist die Kleiderkammer des Kölnischen Stadtmuseums. Darin befindet sich beispielsweise die Gala-Uniform des Dr. Albrecht Nückel, der nach seiner Ernennung zum Wirklichen Geheimen Oberjustizrat im Jahr 1910 zum Schneider geeilt und die Uniform (Hoftracht Erster Klasse, Halbgala) geordert haben soll. Köln war ein lohnendes Betätigungsfeld für Juristen. L. Fritz Gruber (1908–2005), Mitinitiator und Künstlerischer Leiter der Photokina, trug in den 1970er Jahren bei großen Empfängen einen schwarzen Smoking. Auch dieser wird ausgestellt.

Discoschuhe und Papst-Kippa

Zur selben Zeit brach das Discofieber aus. Petra Pfeiffer (ehedem Petra Klaso) überließ 1981 ihrem Arbeitgeber ein Paar Damenschuhe mit Plateau-Sohle, Größe 37. Pfeiffer ist heute dienstälteste Mitarbeiterin im Kölnischen Stadtmuseum. Und auch der ehemalige Direktor des Hauses, Werner Schäfke, hat ein Kleidungsstück zurückgelassen: die Kippa, die er beim Papstbesuch 2005 in der Synagoge getragen hat.

Die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger erzählen natürlich auch Bilder, Porträts bedeutender Personen, Ansichten historischer Bauten, Stadtkarten und Fotografien. Am Ende des Rundgangs durch 125 Jahre Stadtgeschichte tritt der Besucher auf eine Aussichtsplattform, bestückt mit Guckkästen. Und da hat er dann sogar Blick auf den Dom – fotografiert von August Sander (1876–1964).

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