Abo

Abitur in NRW-Städten„Abi-Krieg“ gibt es nur in Köln

Lesezeit 2 Minuten
kra_abigag009 (1)

In den vergangenen Nächten war die Polizei im Dauereinsatz (hier am Humboldt-Gymnasium)

  • In den letzten Jahren sind die Abi-Streiche immer mehr zum Problem geworden.
  • Dieses Jahr sind die bisher extremsten Auschreitungen.

Köln – Der „Abi-Streich“ ist eine Tradition, die von den meisten Schulen gepflegt wird. Für die Oberstufe zählt die Mottowoche zu den Höhepunkten des letzten Schuljahrs. Denn viele Schüler freuen sich über eine Möglichkeit, mit der Schule und den Lehren abzurechnen und den ein oder anderen Frust zu entladen.

Vereinzelte Grenzüberschreitungen sind dabei nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass man es mit jungen Menschen zu tun hat, die dem teilweise lang ersehnten Ende ihrer Schulzeit entgegenblicken. 

Die Lage in Köln ist ein Sonderfall

Die Grenze der harmlosen Streiche ist in Köln allerdings schon seit einigen Jahren überschritten. Im Jahr 2013, als der erste Doppel-Abiturjahrgang seinen Abschluss angetreten hat, zog die Polizei Köln am Ende eine Bilanz von fast 20 Anzeigen und Sachschäden in Höhe von 50.000 Euro.

In den darauffolgenden Jahren hat sich diese neue Dimension des „Abi-Krieges“ zu einer traurigen Tradition entwickelt. Es gab mehrere Vorfälle in den Jahren 2014 und 2015, den Höhepunkt stellen aber die in der Nacht zu Dienstag stattgefundenen Ausschreitungen dar, in denen sich mehr als 200 Schüler bekriegten. Drei Schüler sind innerhalb dieser Auseinandersetzungen verletzt worden, zwei von ihnen schwer.

In anderen Städten in NRW verlaufen die letzten Tage vor den Abiturprüfungen ruhig. Die Polizei-Stationen der Städte Dortmund, Münster, Duisburg, Düsseldorf, Wuppertal und Bonn haben auf Anfrage von ksta.de keine vergleichbaren Vorkommnisse gemeldet. Weder in diesem noch in den vergangenen Jahren habe es derartige Ausschreitungen gegeben.

„Es gibt keine vermehrten Einsätze. Nur alle paar Jahre mal ein Einsatz wegen Sachbeschädigung, aber das sind Einzelfälle ohne große Brisanz“, meldet die Pressestelle der Polizei Dortmund.

Gründe für die Eskalation sind unklar

Warum sich diese Eigendynamik in Köln entwickelt hat, ist bislang unklar. Die Größe der Stadt, die hohe Dichte an Schulen und die große Anzahl an Schülern sind offenbar ein Faktor. Auch die Sozialen Netzwerke tragen ihren Teil dazu bei, dass sich die Stimmung aufheizt. Facebook-Kommentare und provozierende Videos geben der Rivalität zwischen den verschiedenen Schulen jedes Jahr neue Nahrung.

Es ist aber auch eine Gegenbewegung zu erkennen. Der Abschlussjahrgang des Humboldt-Gymnasiums hat ein klares Statement auf dem Sozialen Netzwerk Facebook abgegeben und kritisiert das Verhalten der „gegnerischen“ Schulen.

Die Schulleitungen suchten bereits im vergangenen Jahr das Gespräch mit ihren Schülern und distanzieren sich von Aktionen, die über harmlose Schülerstreiche hinausgehen.

KStA abonnieren