Angst vor StrahlungAnwohner in Weiß laufen Sturm gegen Mobilfunkantenne

Lesezeit 3 Minuten
Mit der Mobilfunkantenne sind Franz Josef-Apfeld (v.l.), Julia Wenschkewitz und Brigitte Bektas sowie andere nicht einverstanden.

Mit der Mobilfunkantenne sind Franz Josef-Apfeld (v.l.), Julia Wenschkewitz und Brigitte Bektas sowie andere nicht einverstanden.

Köln-Weiß – Es ist eine beschauliche Wohngegend rund um die Straßen Pflasterhofweg und „Am Hagelkreuz“. Zweigeschossige Reihenhäuser, Bungalows, kleine Einfamilienhäuser stehen dort, es gibt einen gepflegten Schrebergarten. Doch die Stimmung ist derzeit alles andere als entspannt. Seit in diesem Frühjahr eine große Mobilfunkantenne auf eines der Häuser „Am Hagelkreuz“ gebaut wurde, sind viele Nachbarn beunruhigt und verärgert. Zehn Meter ragt der Mast vom Flachdach aus in die Höhe, er steht auf einem Gebäude, das dreigeschossig ist – eine Ausnahme in der Gegend.

Von ihrem Garten schaut Brigitte Bektas direkt und notgedrungen auf die riesige Mobilfunkantenne. Nicht nur der Anblick stört sie, sie hat Angst vor den Strahlen und den Funkimpulsen, die demnächst unaufhörlich auf sie nieder prasseln würden. Sie befürchtet Gesundheitsrisiken, vor allem auch für ihr Enkelkind, das sie regelmäßig betreut. „Wir liegen direkt im Strahlenfeld“, sagt sie und teilt ihre Sorge mit vielen Nachbarn, zum Beispiel mit Julia Wenschkewitz. Die Mobilfunkstrahlung sei Teil des Elektrosmogs und könne Schlafstörungen, Nervosität bis hin zu Herzproblemen, Erbgutschäden oder Immunschwäche auslösen, betont die Psychologin.

Effekte strittig

Freilich seien diese Effekte strittig, aber Organisationen wie die WHO würden die Belastung durch Mobilfunkstrahlung als gesundheitsschädlich einstufen. Und schon allein der Gedanke daran sei psychisch sehr belastend. Auch der Nachbar Franz-Josef Apfeld hat ein mulmiges Gefühl, und er kritisiert vor allem die Stadt. „Wir wurden vorher nicht über den Sendemast informiert, geschweige denn in die Standortfrage einbezogen“, sagt er. „Wir wurden völlig überrumpelt“, findet auch Brigitte Bektas. Dabei sei das Mobilfunknetz in Weiß, Sürth und Rodenkirchen bereits sehr gut ausgebaut, ergänzt Franz-Josef Apfeld. Ungefähr 800 Meter Luftlinie entfernt gebe es auf einem Hochhaus einen ganzen Mastenwald. Die Antenne „Am Hagelkreuz“ sei überflüssig und völlig überdimensioniert. Der Hausbesitzer mit dem Mobilfunk auf dem Dach hat sich dazu bislang öffentlich noch nicht geäußert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Noch ist die Anlage nicht in Betrieb, und die Nachbarn hoffen auf den Anwalt, den sie eingeschaltet haben. Möglicherweise sei der Standort nicht genügend geprüft worden, glauben sie. Akteneinsicht wurde beantragt. Das alleine koste 1000 Euro, 850 Euro hätten sie schon gesammelt. Enttäuscht zeigen sie sich von der jüngsten Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der SPD in der Bezirksvertretung. Grundsätzlich könne jeder Hauseigentümer eine Mobilfunkanlage beantragen, heißt es in dem Schreiben von Mitte September.

Genehmigung nicht erforderlich

Eine Genehmigung sei nicht erforderlich, wenn die Sendeanlage eine Höhe von zehn Metern unterschreite. Werde die Antenne allerdings in einem allgemeinen Wohngebiet aufgestellt, müsse die Bundesnetzagentur eine „Standortbescheinigung“ ausstellen. Diese wurde bereits im November des Jahres 2016 vorgelegt. Darin steht, dass die vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten würden und keine Gesundheitsgefährdung durch die Strahlenbelastung gegeben sei. „Aber wo führt das hin, wenn jeder einen Mast genehmigungsfrei auf sein Haus stellen darf?“, fragt sich Franz-Josef Apfeld, und Brigitte Bektas sagt: „Das Verhalten der Stadtverwaltung macht mich rasend. Und das vor allem, wenn ich daran denke, wie aufwendig es gewesen ist, die Genehmigung für unseren kleinen Wintergarten zu erhalten.“

Das Ansinnen des Hauseigentümers, den finanziell einträglichen Masten auf sein Hausdach bauen zu lassen, war erstmals im Mai 2015 bekannt geworden. Damals hatte sich die Nachbarschaft mit einem Brief und etwa 60 Unterschriften an den Eigentümer gewandt, um ihn umzustimmen. Franz-Josef Apfeld reichte Beschwerde bei der Kölner Bauaufsicht ein, die jedoch ohne Folgen blieb. Auch die Bezirkspolitik baten sie um Unterstützung. Damals war es die CDU, die bei der Verwaltung fragte, ob nachbarschaftliche Interessen berücksichtigt würden. Schließlich seien 95 Prozent der Bewohner in der Umgebung gegen den Sendemasten, der letztlich auch eine Wertminderung der Häuser bedeute.

Die Antwort vor zwei Jahren klang ganz ähnlich wie die aktuelle Mitteilung. Besonders hervorgehoben wurde, dass der Ausbau des Mobilfunknetzes für Köln unerlässlich sei.

KStA abonnieren