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ApfelsorteWie der „Blaue Kölner“ zu seinem Namen kam

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Süß, saftig und selten – die Apfelsorte Blauer Kölner

Süß, saftig und selten – die Apfelsorte Blauer Kölner

Köln – Rot wie Blut, weiß wie Ebenholz. Nein, die Rede ist nicht von Schneewittchen, sondern vom „Blauen Kölner“. Die alte Apfelsorte erfährt gerade einen kleinen Aufschwung. Niemand kennt den Blauen Kölner besser als Jürgen Nicolin von der gleichnamigen Baumschule in Grevenbroich.

Sein Großvater Peter hat die Apfelsorte nach dem Zweiten Weltkrieg in größerer Stückzahl in den Gärten von Köln und der Region gepflanzt und ihr auch ihren Namen gegeben. Das Licht der Welt erblickte der „Blaue Kölner“ aber schon viel früher.

Die Sorte stammt aus der Hand eines kreativen Privatzüchters, Diedrich Uhlhorn Junior aus Grevenbroich, haben Pomologen, also Obstkundler, recherchiert. Uhlhorn hatte Ende des 19. Jahrhunderts jede Menge neuer Sorten aufs Feld gebracht. Seine bekanntesten sind „Freiherr von Berlepsch“ und „Zuccalmaglios Renette“.

Nach jahrelangen Experimenten und Veredelungen war es irgendwann soweit: Der erste „Blaue Kölner“ hing am Baum und reifte heran, vermutlich um 1895. Leider ist das Früchtchen ein Waise – wer seine Eltern sind, ist mittlerweile nicht mehr bekannt. Man munkelt, dass ein Nordamerikaner namens McIntosh der Vater sein könnte.

Wachsschicht lässt den Apfel blau schimmern

Warum heißt er denn nun Blauer Kölner? „Der Apfel besitzt eine natürliche Wachsschicht, die ihn bläulich schimmern lässt“, erklärt Jürgen Nicolin. Hinzu kommt, dass sich der Großvater mit seinem Betrieb eher zur Domstadt hin orientierte, der „Blaue Kölner“ sollte also ein Apfel für die Kölner sein. Massenware ist die Sorte allerdings bis heute nicht. „Kein Mainstream, eher eine Liebhabersorte“, sagt Nicolin.

Knapp 20 Pflanzen verkauft der 48-Jährige mit seinem Betrieb pro Jahr im Durchschnitt. Seit einiger Zeit wird die Sorte verstärkt nachgefragt. Von der „Generation, die sich daran erinnert, dass es die Sorte früher im Garten der Großeltern gab“, erklärt sich der Baumschulinhaber den Aufschwung.

Ein anderer Grund könnte sein, dass süße Äpfel wieder mehr im Trend sind, die Jahre zuvor waren eher säuerliche Äpfel nachgefragt. „Da passt der »Blaue Kölner« gut rein“, sagt Nicolin und zählt einen weiteren Vorteil auf: Gut lagerbar sind die Früchte, bis Februar kann man sie genießen. Reibt man die natürliche Wachsschicht weg, erstrahlt der Apfel statt bläulich glänzend-rot, schwärmt der gelernte Gärtnermeister. Hinzu kommt „schneeweißes Fruchtfleisch“, da ist der Vergleich mit Schneewittchen doch nicht zu weit hergeholt.

„Blauer Kölner" muss um seine Existenz fürchten

Wie so viele alte Sorten muss auch der „Blaue Kölner“ fürchten, von der Obstlandkarte zu verschwinden, da er vom Ertrag her nicht mit konventionellen Sorten wie Boskoop mithalten kann. Doch „solange wir ihn vermehren, ist er nicht vom Aussterben bedroht“, betont Obstfan Jürgen Nicolin.

Ein Auge auf die Apfelsorte haben aber auch schon Andere geworfen: Als „lokal bedeutsame Obstsorte“ war die Frucht bereits Gegenstand eines Projekts des Landschaftsverbands Rheinland. Thomas Braun ist Diplom-Landschaftsökologe und stellvertretender Geschäftsführer der Biologischen Station im Rhein-Kreis Neuss. Er hat das Projekt 2009 begleitet.

Ziel war es, alte Sorten ausfindig zu machen und neu zu beleben – „damit sie nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt Braun. So schwärmten Obstkundler aus und machten sich auf die Suche nach dem „Blauen Kölner“ und anderen alten Sorten wie der „Dycker Schmalzbirne“ und der „Schönen aus Marienhöhe“.

Und sie wurden fündig: Der „Blaue Kölner“ ist im Kölner Stadtgebiet genauso vertreten wie im Umkreis von Grevenbroich, Dormagen und Richtung Aachen. 99 Prozent stammen aus seiner Baumschule, schätzt Gärtnermeister Jürgen Nicolin und verrät, dass der „Blaue“ sein Liebling unter den alten Sorten ist.

„Aber ich bin ja auch befangen“, meint er schmunzelnd. Seiner Frau sind die Früchte zu süß, erzählt er. Deswegen ist die Sorte auch eher nicht für Apfelmus oder Kuchen geeignet, es fehlt die nötige Säure. Besser, man beißt einfach hinein.

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