Kölner Bordell in der KritikKaritative Vereine gehen auf Abstand zum Pascha

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Das Großbordell Pascha an der Hornstraße

Das Großbordell Pascha an der Hornstraße

Köln – Pfarrer Hans Mörtter will die vom Bordell Pascha angebotene Spende zugunsten der Flüchtlingshilfe nicht mehr annehmen. Das sagte der Südstadt-Seelsorger gestern auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zuvor hatte das „Kölner Arbeitslosenzentrum“ (Kalz) von sich aus mitgeteilt, es wolle ebenfalls kein Geld vom Pascha nehmen. Der Kalz-Vorstand distanzierte sich ausdrücklich vom Frauenbild des Pascha-Betreibers Hermann Müller. Dieser hatte Ende Januar im WDR gesagt, Frauen seien dazu geboren, Männern zu dienen und zu gehorchen. Das sei „frauen- und menschenverachtend“, erklärten Kalz-Vorstand, Pfarrer i.R. Karl-Heinz Iffland, und die beiden Geschäftsführer.

Auch der Kölner Verein „Helfen durch geben – der Sack“ möchte kein Geld mehr vom Pascha. Die „negativen Details“ über das Bordell seien den Verantwortlichen vorab nicht bekannt gewesen. „Wir distanzieren uns in besonderer Weise von den Äußerungen des Herrn Müller und weisen selbstverständlich uns möglicherweise zugedachte Beträge jetzt und in Zukunft zurück.“

Der Kalz-Vorstand bewertete seine bisherige Politik, eine etwaige Spende anzunehmen, als Fehlentscheidung und entschuldigte sich „bei denen, die wir verletzt und irritiert haben“. Zur Begründung des Positionswechsels verwies das Kalz auf das Leitbild seiner Arbeit, das getragen sei vom Respekt vor der Menschenwürde und der Achtung der Menschenrechte. „Wir stellen selbstkritisch fest: Wir sind diesem Anspruch mit unserer grundsätzlichen Bereitschaft, eine Spende aus dem Umfeld des Pascha in Köln entgegenzunehmen, nicht gerecht geworden.“ Als kleiner Verein spüre man allerdings auch einen „erheblichen Finanzdruck“.

In der Samstag-Ausgabe des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war Kritik daran laut geworden, dass Vertreter mehrere r karitativer Vereine im Januar einen „Benefiz-Abend“ zum 20-jährigen Bestehen des Pascha besucht hatten. Die Betreiber hatten bei Erscheinen eine Spende in Aussicht gestellt und als Gesamtbetrag später 60.000 Euro genannt. Die ausgelobten Summen sind allerdings auch drei Wochen später noch nicht überwiesen worden. Erbost waren Kirchenvertreter sowie die Feministin Alice Schwarzer insbesondere darüber, dass Mörtter und Iffland als evangelische Pfarrer der Einladung folgten.

Im Zentrum der Kritik stand Mörtter, der im WDR sowie im Internet ein positives Bild vom Pascha gezeichnet hatte. So bezeichnete er die Zustände in dem Neu-Ehrenfelder Etablissement als familiär.

Stadtsuperintendent Rolf Domning begrüßte den Sinneswandel zum Umgang mit der Spende. „Der Kalz-Vorstand hat sich nach seiner ohnehin kontroversen Diskussion noch einmal eines Besseren besonnen.“ Es habe sich gezeigt, dass die Kirchenvertreter auf dem „Benefiz-Abend“ des Pascha Teil einer Inszenierung geworden seien, bei der einem „ganz anders wird“. Das Ansinnen, Prostituierten ein soziales Stigma zu nehmen, sei ehrenwert – „aber in diesem Fall waren die Frauen nichts anderes als Beiwerk für eine Selbstdarstellung der Pascha-Bosse“. Das hätten die Teilnehmer der karitativen Vereine aus Naivität oder Fahrlässigkeit offenbar nicht erkannt. Deshalb, so Domning, „ist es gut, dass mit der Ablehnung der angekündigten Spende jetzt eine klare Grenze gezogen worden ist, was für kirchennahe Organisationen und deren Vertreter geht und was nicht“.

Ein von der rheinischen Kirche, Mörtters Dienstherrin, angekündigtes Gespräch des Personaldezernenten mit dem Pfarrer fand am Mittwoch statt. Über Verlauf und Inhalt wollte Sprecher Jens Peter Iven keine Auskunft geben. Er kündigte aber für Freitag eine Erklärung an. Dieser wolle er nicht vorgreifen, sagte auch Mörtter. „Aber es war ein gutes Gespräch.“

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