Ausbaupläne in HürthStreit um Studentendorf entschärft

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Die sogenannten Norweger-Häuser im Studentendorf Hürth-Efferen sollen abgerissen werden.

Die sogenannten Norweger-Häuser im Studentendorf Hürth-Efferen sollen abgerissen werden.

Hürth-Efferen – Kehrtwende im Tauziehen um das Studentendorf in Efferen: Der Streit zwischen dem Kölner Studierendenwerk und der Stadt Hürth um den Ausbau der Anlage an der Köln-Hürther Stadtgrenze ist offenbar beigelegt. „Wir werden uns einig werden“, sagte der Geschäftsführer der Kölner Einrichtung, Jörg Schmitz. Ähnlich äußerte sich Hürths Bürgermeister Dirk Breuer. Noch vor vier Wochen sah es dagegen so aus, als würden sich beide Seiten nicht einig werden und das derzeit größte anvisierte Bauprojekt der Kölner Einrichtung platzen lassen.

Der Reihe nach: Seit dem Jahr 2014 plant das Studierendenwerk, das Studentendorf auf seinem Areal in Hürth-Efferen auszubauen. Damals hatten die Kölner eine Machbarkeitsstudie präsentiert, nach der bis zu 800 Wohnheimplätze auf dem Gelände am Höninger Weg hätten errichtet werden können. Derzeit bietet das Studentendorf vor den Toren Kölns schon Platz für gut 1000 angehende Akademiker. Es ist beliebt wegen seiner günstigen Mieten und der vergleichsweise guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in Richtung Kölner Universität, die man mit der Stadtbahnlinie 18 erreicht.

Bevölkerung sorgt sich um Verkehrssituation

Doch in den Verhandlungen mit der Hürther Politik musste das Studierendenwerk schnell Zugeständnisse machen. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens speckte der Hürther Rat die Pläne der Kölner ab – aus 800 Wohnheimplätzen wurden schließlich 250. „800 Plätze wären den Anwohnern nicht zu vermitteln gewesen“, sagte Bürgermeister Breuer. Die Hürther Bevölkerung mache sich Gedanken um die Verkehrssituation. Die Linie 18 sei jetzt schon überfüllt, der zusätzliche Bus 118, der morgens zur Uni verkehrt, kein ausreichender Ersatz. Hinzu kämen Sorgen der Bürger um fehlende Parkplätze, wenn zusätzlich Hunderte Studenten nach Efferen zögen. Geschäftsführer Schmitz sieht das anders: „Die meisten Studenten haben doch keine Autos.“

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Das Fass zum Überlaufen brachte beinahe die Forderung der Stadt Hürth, die neuen Wohnheimplätze mit dem Bau einer Kindertagesstätte zu verknüpfen. Es ist schwer nachzuvollziehen, wie das Thema eigentlich auf die Agenda kam. Geschäftsführer Schmitz sieht das Ganze als Missverständnis: Denn das Studierendenwerk hatte zwischenzeitlich tatsächlich an den Bau einer kleinen Kita im Rahmen eines Studentenwohnheims gedacht – allerdings für Studenten. In Hürth waren die Pläne offenbar so angekommen, als würde das Studierendenwerk die Kita für die Hürther Bevölkerung errichten. Im Protokoll der Ratssitzung vom August 2015 heißt es: „Herr Schmitz (…) hält den Bau einer Kita im Studentendorf für sinnvoll. Denkbar wäre es, der Stadt die Einrichtung zur Verfügung zu stellen, die bei Bedarf auch von Studierenden mitgenutzt werden könne.“

Plötzlich stand gesamtes Projekt in Frage

Das Missverständnis, wenn es denn eines war, wurden allen Beteiligten klar, als der stellvertretende Leiter der Kölner Einrichtung, Frank Leppi, im Juli dieses Jahres den Hürther Ratsmitgliedern eröffnete, dass das Studierendenwerk keine öffentliche Kita bauen dürfe. Denn damit würden Gelder, die für Studenten vorgesehen sind, zweckentfremdet. Diese Auffassung wurde vor wenigen Tagen in einer kleinen Anfrage der SPD im Landtag bestätigt. Der Rat der Stadt Hürth vertagte darauf den Beschluss für das anvisierte Bebauungsplanverfahren. Plötzlich stand damit das ganze Projekt in Frage.

Nun scheint es eine Lösung zu geben: Schmitz kündigte an, der Stadt Hürth ein Gelände im Osten des Studentendorfs verpachten zu wollen, auf dem die Kommune oder ein anderer Investor eine Kita für vier bis sechs Gruppen errichten könnte. Das Angebot stieß auf Wohlwollen beim Hürther Bürgermeister. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das Projekt unter Dach und Fach bekommen werden“, sagte er. Zwar seien noch Details zu klären, etwa wie lange der Pachtvertrag laufen soll. Aber grundsätzlich glaubt Breuer, dass man das Planverfahren im Oktober anstoßen könnte.

Studierendenwerk ist auf das Projekt angewiesen

Das Kölner Studierendenwerk ist auf das Projekt dringend angewiesen, will es denn das Angebot an Wohnheimplätzen erhöhen. Derzeit bietet die Einrichtung nur für sechs Prozent der Kölner Studenten Appartements an – und liegt damit unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Dabei gehört die Stadt zu den teuersten Studentenstädten Deutschlands, wenn es um Mieten für Wohnungen geht. Preise von 20 bis 25 Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit.

Immerhin wurden im Mai dieses Jahres in der Leverkusener Bahnstadt 62 Plätze und im Juli 60 Plätze an der Graacher Straße in Köln-Zollstock fertiggestellt. Hinzu kommen demnächst 171 Wohnheimplätze in der Gebrüder-Koblenz-Straße in Köln-Deutz.

Zahlen rund um die Wohnsitutaion von Studenten in Köln

Knapp 100.000 Studenten lernen an Kölner Hochschulen, 52.000 (inklusive Doktoranden) davon an der Kölner Universität. In diesem Wintersemester beginnen 6000 Erstsemester ihr Studium auf dem Campus in Lindenthal.

Einer Studie des Moses-Mendelsohn-Instituts und des Internet-Portals WG-Gesucht.de im Auftrag des Immobilienentwicklers GBI zahlen angehende Akademiker durchschnittlich 400 Euro für ein WG-Zimmer in Köln. Damit belegt Köln den dritten Rang, nach München und Frankfurt.

Das Kölner Studierendenwerk bietet etwa 4800 Wohnheimplätze an. Die Einrichtung, die für etwa 80.000 Studenten zuständig ist, kann nur jedem 17. Studenten ein Appartement anbieten.

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