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Bettina Böttinger und ihr Auto„Allein der Blinker ist schon großartig"

Lesezeit 5 Minuten

Köln – In künstlerischen Kategorien gedacht könnte man von einer gelben, weißen und blauen Phase sprechen. Und alle hatten ihren speziellen Reiz.

1980 kaufte sich Bettina Böttinger ihre erste Ente, es war eine gebrauchte gelbe, die die Bonner Germanistik- und Geschichts-Studentin mit Pannen aller Art in Atem hielt.

1987 gönnte sich die gerade zur WDR-Redakteurin aufgestiegene Journalistin ihren ersten Neuwagen: eine weiße Ente für 7500 D-Mark. Beide Autos hatte sie nur wenige Jahre, doch nun fühlt sich die Fernsehmoderatorin, TV-Produzentin (u.a. „Kölner Treff“) und Dackel-Besitzerin schon seit mehr als zehn Jahren in ihrer himmelblauen Phase pudelwohl. Es ist ein fast 30 Jahre alter Citroën 2 CV, den die 60-Jährige mit großem Aufwand in einen tadellosen Zustand versetzt hat. Böttinger, die sogar einmal eine Rennlizenz besaß, hat viele Autogeschichten auf Lager.

Über ihre rasante Zeit mit einem Peugeot GTI zum Beispiel, ihren umweltfreundlichen Toyota Prius oder auch ihren brenzligen Rennunfall in Oschersleben, bei dem sie Todesangst hatte.

Doch kein Fahrzeug hat sie so fasziniert wie der 2 CV. „Ich bin wirklich viele Autos gefahren“, sagt die Eifelbewohnerin im Kölner Büro ihrer Produktionsfirma Encanto: „Aber die Ente ist das Auto meines Lebens.“

Deshalb habe ich sie:

Bettina Böttinger: „Mein erstes Auto war zwar 1976 ein roter Käfer, den mir meine Mutter geschenkt hat und der etwas schrottig war. Gerührt hat mich aber immer nur die Ente. Man hat das Gefühl, dass man auf sie aufpassen muss. Dabei ist es auch ein praktisches Auto.

Es ist interessant, warum man damals die Ente gebaut hat. Sie war eigentlich für die Landbevölkerung als billiges und praktisches Auto gedacht. Der Citroën 2 CV war ökonomisch und ökologisch und letztlich dadurch demokratisch wie der Käfer."

Das kann sie:

Böttinger: „Es ist ein sehr besonderes Autofahren, es ist überhaupt Autofahren. Wenn ich mich heute in ein Auto setze, hat das mit Autofahren nichts mehr zu tun. Bei der Ente ist allein der Blinker schon großartig, der macht klackklack klackklack klackklack.

Wenn Sie den Wagen anlassen, merken Sie schon, dass die Ente eine Seele hat. Ich glaube, dass die Ente neben dem Fiat 500 das sympathischste Auto ist, das es gibt. Sie ernten auf den Bürgersteigen und auf der Straße Lächeln.

Der Triumph des Entenfahrers findet an harten Wintertagen statt, wenn alle am Straßenrand nicht mehr weiter kommen, die Ente aber auf ihren kleinen Stelzen einfach daran vorbei saust. Heute mache ich so etwas aber nicht mehr, weil an die Ente ja Streusalz kommen könnte. Schön ist natürlich auch das Kurvenfahren, sie würde jeden Elchtest bestehen. Sie sprüht eher Funken als dass sie umfällt."

Das kann sie nicht:

Böttinger: „Sie hat keine Nachteile. Klar, Entenfahrer erkennt man am kaputten Ellenbogen, weil die Fensterscheibe immer wieder von selbst runter klappt. Aber ist das ein Nachteil? Der einzige Nachteil ist, dass ich sie nicht bei Regen und Schnee fahren möchte."

Das habe ich für sie getan:

Böttinger: In meinem Dorf in der Eifel habe ich einen sehr sehr lustigen Fernsehladen-Inhaber. Von dem habe ich meine jetzige blaue Ente vor mehr als zehn Jahren gebraucht gekauft. Aber ein Auto, das 20 Jahre alt ist, hat so seine Probleme.

Rost war nie ein großes Thema, aber der Geradeauslauf war nicht mehr exakt und die Lenkstange ist einmal gebrochen. Ich habe den Wagen einmal komplett für viel Geld überholen lassen. Jetzt ist die Ente durch und durch spitze."

Das haben wir erlebt:

Böttinger: „Als ich das Studium fast beendet hatte, habe ich etwa 1980 meine erste Ente gekauft, das war eine gelbe. Einmal fuhr ich bei Nebel durch die Eifel und landete mitten in einer Schafherde. Ich war umringt von Schafen – und die Ente gab ihren Geist auf. Da stand ich dann als Oberschaf.

1987, mit Eintritt in die Festanstellung beim WDR, habe ich eine weiße Ente als meinen ersten Neuwagen gekauft. Ich habe das Dach aufgerollt, eine Flasche Sekt geholt, die Ente in den Garten gestellt und durch das offene Dach den Korken knallen lassen. Ich habe stehend Sekt auf die Ente getrunken, weil ich so stolz auf sie war. Ich habe echt einen Autotick. Die weiße Ente war definitiv mein schönstes Auto."

„Ich habe echt einen Autotick"

„Mein schönstes Entenerlebnis hatte ich aber mit der ersten. Ich hatte damals eine Fitnessmaschine gekauft und sie von oben durch das aufgerollte Dach in die Ente gehievt. Dann bin ich in einen Schneesturm geraten. Das war auf dem Weg zu meinem Dorf in der Eifel.

Heute finde ich es schön, mit der blauen Ente bei offenem Verdeck und riskantem Ellenbogeneinsatz durch die Eifel zu fahren. Einmal musste ich damit in die WDR-Tiefgarage fahren. Ich bin mit Schmackes da runter gebrettert, wobei mir die Lenksäule gebrochen ist.

Der Abschleppwagen passte aber nicht in die Tiefgarage, wir mussten die Ente also rausschieben. Das ist natürlich bitter für eine Entenfahrerin, wenn sie die Ente schieben muss, weil sie was gebrochen hat."

Das haben wir vor:

Böttinger: „Der Wagen hat erst 100 000 Kilometer runter und ist jetzt komplett stabilisiert, da stimmt alles. Ich bin sicher, dass diese Ente noch 20 Jahre hält. Dann gehen wir vielleicht beide ins Seniorenhaus."

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