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BienenImmer mehr Imker in Köln - Stadtteile stellen eigenen Honig her

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Fleißige Sammler, faule Flieger: Die ersten Honigbienen wagen sich jetzt ins Freie. Die Saison endet spätestens Mitte/Ende August.

Fleißige Sammler, faule Flieger: Die ersten Honigbienen wagen sich jetzt ins Freie. Die Saison endet spätestens Mitte/Ende August.

Köln – Wer in diesem kühlen Frühjahr schon mal ein Summen aus dem Blütenkelch der Krokusse hörte, konnte ziemlich sicher sein, dass er von der Biene, die hier aktiv war, niemals einen Tropfen Honig genießen wird. Es sind nämlich die selten gewordenen Wildbienen, die wir als erste tierische Frühjahrsboten wahrnehmen, und nicht etwa die vom Imker betreuten Honigbienen. „Denen war es lange zu kalt“, bestätigen Frank Mann und Ralf Heipmann vom Kölner Imkerverein.

Jetzt, da die Sonne endlich scheint und es dauerhaft wärmer als zwölf Grad ist, wagen sich die Honigbienen hinaus. Sie verlassen ihr Zuhause, das von den meisten Menschen als Bienenstock bezeichnet wird, in der Fachsprache der Imker aber „Beute“ heißt.

„Bienen sind eigentlich faul“

Hobby-Imker müssen zwar keine Ausbildung absolvieren und auch keine Erlaubnis beantragen. Einzig eine Anmeldung beim Kreisveterinäramt ist nötig. Einsteiger sollten sich dennoch ausführlich informieren, etwa beim Kölner Imkerverein, der auch Kurse anbietet. Das Aufstellen von Bienenstöcken ist überall erlaubt, auch auf dem Balkon.

Die Grundausstattung – Bienenvölker und die nötige Ausrüstung, um Honig herzustellen – kostet in guter Qualität etwa 1600 Euro. (jp)

Über den Winter schrumpfen die Bienenvölker auf vielleicht 5000 Tiere, und die Imker müssen die Population durch die Gabe von Zuckersirup erst wieder aufpäppeln. Erst wenn das Volk wächst und die Temperaturen stimmen, wird der „Honigraum“ auf den „Brutraum“ gesetzt, einen Kasten mit Einflugloch, in dem die Tiere überwintert haben.

Mit der Zeit wachsen die Völker auf bis zu 60.000 Tiere an, und es werden immer mehr Honigräume aufgesetzt. „Bienen sind eigentlich faul. Die fliegen höchstens fünf bis acht Kilometer im Umkreis“, sagt Frank Mann, von Beruf Polizist. Deswegen spiegelt sich in dem von den Tieren gesammelten Honig wider, welche Pflanzen sie in ihrer unmittelbaren Umgebung gefunden haben. Je nachdem, ob die Bienen grüne Wiesen mit Löwenzahn, große Bäume wie Linden oder Kastanien oder die gelb leuchtenden Rapsfelder anfliegen, erhält der Honig sowohl eine andere Farbe als auch einen anderen Geschmack.

Manche Imker etikettieren ihren Honig nach den Sorten aus dem Blütennektar, andere auch nach Stadtteilen. So gibt es inzwischen Honig aus Lövenich, Ehrenfeld, Marienburg oder vom Rheinufer und sogar aus der Innenstadt, in der Kästen auf mehreren Hotels stehen. Da in jedem Honig Pollen enthalten ist, wird er zunehmend von Allergikern genutzt, um sich durch regelmäßigen Genuss an den Pollen zu gewöhnen und Symptome wie Heuschnupfen zu mildern.

Bewiesen ist die Wirkung noch nicht, „aber es gibt immer mehr Ärzte, die ihren Patienten empfehlen, beim örtlichen Lebensmittelhändler Honig aus ihrem Stadtteil zu kaufen“, haben die Imker beobachtet. Eine Rolle spiele dabei auch, ob der Honig im Frühjahr oder im Sommer gewonnen wurde, weil die Pollen, auf die Allergiker reagieren, zu verschiedenen Jahreszeiten unterwegs sind.

Alles, was man über Bienen wissen will, erfährt man an jedem zweiten und vierten Sonntag des Monats zwischen März und November im Lehrbienenstand des Imkervereins in Finkens Garten (Friedrich-Ebert-Straße 49, 11 bis 16 Uhr). Außerdem gibt es ein breites Angebot an Honig.

Zum „Bienentag“ am Sonntag, 26. April, wird von 14 bis 18 Uhr ein besonderes Programm geboten. Es gibt Führungen und Vorträge zur Bienenhaltung und zum Kölner Honig, einen Film, Mitmachaktionen für Kinder und Erwachsene, Kaffee und Kuchen, und es darf Honig probiert werden. (rr)

Nachdem die Zahl der Imker über viele Jahre zurückging, steigt sie nun wieder an. „Das geht auch auf die Urban-Farming-Bewegung zurück, die Flächen in der Stadt für Gemüse- und Obstanbau nutzt“, sagt Heipmann, „das kam aus den USA und ist über Berlin bis nach Köln vorgedrungen. Für diese Selbstversorger ist auch die Imkerei wieder interessant geworden, weil die Bienen ja für die Blütenbestäubung sorgen.“

So ist in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Mitglieder im Kölner Imkerverein von 113 auf 180 gestiegen, der Frauenanteil stieg auf 30 Prozent, das Durchschnittsalter sank. „Vom Professor bis zum Schüler sind bei uns alle vertreten“, sagt Heipmann, der selbst als Ingenieur arbeitet. Die Imkerei ist bei Menschen, die sich für Nutzgärten oder die Selbstversorgung in der Großstadt interessieren, geradezu in Mode gekommen.

In den vergangenen Tagen haben die Imker die Honigräume zum ersten Mal abgenommen, sie werden alle zwei Wochen geschleudert. Schon im Juli oder August neigt sich das Bienen-Jahr seinem Ende zu. Pro Volk können in der Großstadt Köln 40 bis 50 Kilo Honig gewonnen werden – doppelt so viel wie auf dem Land, weil Bienen dort wegen der rigorosen Unkrautbekämpfung in der Landwirtschaft weniger Nahrung finden. Da jeder Kölner Imker im Schnitt fünf Völker hält, kommen erstaunliche Mengen zusammen, die von den Imkern zumeist in Gläsern mit dem Aufdruck „Echter Deutscher Honig“ über örtliche Geschäfte vertrieben werden.

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