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Bilanz erstes Halbjahr 2016Weniger Touristen kommen nach Köln

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Immer mehr Touristen wollen die Städte auf dem Wasser kennenlernen. Auch Nachhaltigkeit ist ein großes Thema.

Immer mehr Touristen wollen die Städte auf dem Wasser kennenlernen. Auch Nachhaltigkeit ist ein großes Thema.

Köln – Die Ereignisse der Silvesternacht und die Terroranschläge in Europa haben Spuren in der Kölner Tourismus-Bilanz hinterlassen. Nach Jahren der Zuwächse und Rekorde bei den Besucherzahlen, gab es jetzt erstmals einen Dämpfer. Im ersten Halbjahr kamen 72 417 Gäste weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Das ist ein Minus von 4,4 Prozent. Die Zahl der Gäste aus dem Ausland sank sogar um 6,7 Prozent. Insgesamt kamen damit nur knapp 1,6 Millionen Besucher und buchten 2,7 Millionen Übernachtungen in der Stadt.

Gründe sieht Josef Sommer, Geschäftsführer von Köln-Tourismus, zum einen in der latenten Terrorgefahr in europäischen Metropolen. „Nach den Anschlägen in Brüssel und Paris sind die Städtereisenden etwas zurückhaltender geworden“, sagte Sommer. Aber auch die massenhaften sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht haben dem Image Kölns einen „leichten Knacks verpasst“. Allerdings habe die Stadt Karneval bewiesen, dass sie die Lage im Griff habe. Beim Blick auf die Zahlen müsse laut Sommer aber auch berücksichtigt werden, dass 2016 turnusgemäß ein schwaches Messejahr sei, was sich immer auch auf die Übernachtungszahlen auswirke.

Köln fehlen Hotelkapazitäten

In diesem Zusammenhang betonte Sommer erneut, dass in Köln Hotelkapazitäten fehlten. Besonders im gehobenen Segment der 5-Sterne-Häuser gebe es noch viel Luft nach oben. Große Luxus-Ketten seien in Köln nicht ausreichend vertreten – sie ziehen mit ihren Marketing- und Bonussystemen eine zahlungskräftige Klientel in die Stadt. Positiv sei in diesem Zusammenhang die Neueröffnung des Steigenberger Hotels am Rudolfplatz zu nennen. Auf der anderen Seite werde auch die Vermittlung von Privatzimmern durch Plattformen wie Airbnb immer beliebter – das bekämen die Hotels zu spüren.

Trotzdem profitiert Köln auch von den großen Trends im Tourismus. Die wichtigsten Themen im Überblick.

Gerade im Städtetourismus steigt die Zahl der Individualreisenden. Immer mehr Besucher möchten sich abseits der touristischen Pfade bewegen und statt dessen lieber in die lokale Szene eintauchen. Dies gilt insbesondere für Reisende, die Online- und Social-Media-affin sind und sich dadurch vorab informieren. Man organisiert die Reise eigenständig und übernachtet häufig privat, in Hostels oder Mittelklasse- sowie Design-Hotels. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, stehen die Jahre 2016/2017 für Köln-Tourismus unter dem Schwerpunktthema „#urbanCGN – cologne urban lifestyle“. Neben traditionellen Themen soll das urbane Köln stärker in den Fokus rücken. Im Rahmen dessen soll die lokale Szene stärker eingebunden werden. So gibt es mittlerweile zwei neue Stadtführungen im Belgischen Viertel und in Ehrenfeld, bei denen vor allem die Kreativwirtschaft aus den Bereichen Kunst oder Design im Mittelpunkt stehen.

Flusskreuzfahrten liegen im Trend

Der Boom der Flusskreuzfahrten ist in Deutschland ungebrochen. Zahlreiche nationale wie internationale Reedereien fahren Köln mittlerweile an, zumeist als Tagesaufenthalt, oft aber auch als Übernachtungsstopp. Ein Großteil der Gäste kommt aus den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Deutschland, zunehmend auch aus Asien, dabei vor allem aus China.

Für das vergangene Jahr kommt Köln auf rund 2500 Anlandungen an Steigern in Köln mit rund 394 000 Gästen. Davon legten etwas weniger als 700 Schiffe über Nacht an – mit rund 108 000 Übernachtungsgästen. Wesentlich ist dabei die Tatsache, dass viele Kreuzfahrtpassagiere ihre Reise in Köln beginnen oder beenden. Dadurch werden nach Schätzung von Köln-Tourismus einige Tausend Übernachtungen pro Jahr in der Kölner Hotellerie generiert.

Auch nachhaltiges Reisen oder der sogenannte „sanfte Tourismus“ ist bei immer mehr Reisenden beliebt und die Nachfrage nach entsprechenden Angeboten steigt. Nachhaltigkeit gliedert sich in die drei Rubriken Ökologie, Ökonomie sowie soziale Nachhaltigkeit ein. Kerngedanke ist es dabei, die Bedürfnisse der Gäste und der lokalen Bevölkerung mit denen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden. Viele Unternehmen der Tourismus- und Kongressbranche in Köln arbeiten in einzelnen Bereichen zwar schon nachhaltig, machen das aber noch zu wenig öffentlich. Dazu gehören etwa der Einsatz regionaler Produkte, Barrierefreiheit oder umweltverträgliche Mobilität mit Elektroautos.

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