BombenentschärferEiner der gefährlichsten Berufe

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Dafür braucht man gute Nerven: Geborgene Weltkriegsbombe in Lindenthal.

Dafür braucht man gute Nerven: Geborgene Weltkriegsbombe in Lindenthal.

Ihr Job gehört zu den gefährlichsten, die man sich vorstellen kann. Eine einheitliche Ausbildung gibt es nicht, noch nicht mal eine offizielle Berufsbezeichnung. Die Aufstiegschancen sind bescheiden, und reich werde man auch nicht, trotz Gefahrenzulage, erzählt ein Insider. Und doch sind die Männer unverzichtbar: Bombenentschärfer werden sie umgangssprachlich genannt, Sprengmeister oder Feuerwerker. „Wir nennen sie Fachkundige oder Truppführer“, erzählt Rolf Vogelbacher, Dezernent für Kampfmittelbeseitigung bei der Bezirksregierung Düsseldorf.

Zehn Teams aus jeweils zwei Mitarbeitern der Behörde sind in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln zuständig für die Entschärfung von Bomben, Granaten und anderer Munition aus den beiden Weltkriegen. Zwei Teams stehen Tag und Nacht in Rufbereitschaft. „Man muss ganz klar sagen, dass dieser Beruf auch gefährlich ist“, sagt Vogelbacher. Keine Bezahlung der Welt wiege das Risiko auf. Das sehen Versicherungskonzerne offenbar ähnlich: Ein Entschärfer habe „große Schwierigkeiten“, eine Lebensversicherung abzuschließen, berichtet Vogelbacher. „Viele Unternehmen haben Ausschlussklauseln für Kriegsereignisse.“ Und letztlich geht es bei der Beseitigung von Kampfmitteln um Kriegsfolgen. Deshalb haben die Bundesländer ihre Feuerwerker über Unfallversicherungen selbst versichert.

Aus Sicht der Entschärfer ist das Risiko gleichwohl gut kalkulierbar. Fast alle Feuerwerker haben Ausbildungen in handwerklichen oder technischen Berufen abgeschlossen. „In Lehrgängen haben sie sich ein hohes fachliches Wissen über Sprengstoffrecht, Sprengen und Entschärfen angeeignet“, schildert Vogelbacher. Jeder „Fachkundige“ habe zuvor die Räumarbeiter einige Jahre bei deren Arbeit unterstützt und von ihnen gelernt.

Nachwuchssorgen gebe es in dem Beruf zwar nicht, Interessen seien durchaus vorhanden, berichtet der Dezernent. Aber weil seit Jahren ein Einstellungsstopp herrsche, liege das Durchschnittsalter bei den Bombenentschärfern inzwischen bei 55 bis 60 Jahren. „Wir hoffen aber, dass wir vielleicht schon nächstes Jahr wieder neue, jüngere Mitarbeiter einstellen können.“ Diese rekrutierten sich zumeist aus dem eigenen Mitarbeiterkreis in der Behörde. Daneben gibt es auch gewerbliche Firmen, die Kampfmittel beseitigen. Auf deren Mitarbeiter setzt zum Beispiel die Bezirksregierung Arnsberg. Die Behörde sucht ebenfalls dringend junges Personal und hat kürzlich eine Stelle als „Fachkundiger“ extern ausgeschrieben.

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