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CDU will weiter abwartenMehrheit im Rat ist für Großmarkt-Umzug nach Marsdorf

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Der Großmarkt muss weichen. Wohin ist noch nicht geklärt.

Köln – Im Stadtrat zeichnet sich eine Mehrheit für die Verlagerung des Großmarktes nach Marsdorf ab. SPD, Grüne und Linke sind für den Umzug und Neubau im Kölner Westen. Ob der Stadtrat aber wie von der Verwaltung vorgeschlagen abstimmen wird, ist trotzdem noch offen: CDU und Grüne haben im Koalitionsvertrag verabredet, in dieser Frage gemeinsam abstimmen zu wollen.

Es knirscht im schwarz-grünen Ratsbündnis. Während sich die Grünen zu einem klaren Votum für die Weiterplanung in Marsdorf aussprechen könnten, gilt dieser Standort in der CDU weiterhin als nicht durchsetzbar. Auch die FDP ist gegen Marsdorf.

Offener Brief sorgt für Diskussionsstoff

Die CDU würde die Entscheidung gerne noch einmal verschieben. Die Verwaltung soll zunächst verlässliche Zahlen zu Kosten und Betrieb eines neuen Großmarktes vorlegen. Für neuen Diskussionsstoff dürfte auch ein offener Brief der Interessengemeinschaft der Großmarkthändler sorgen, in dem sie neue Perspektiven andeuten.

So könnte zum Betrieb des Marktes eine Genossenschaft der Unternehmen gegründet werden, an der sich die Stadt beteiligen soll. Die Händler gehen davon aus, dass durch den Betrieb auch die Investitionskosten wieder eingespielt werden können.

Organisation des Betriebs sei „ungenügend“

Derzeit zahlen die Händler eine Pacht an die Stadt. Diese sieht sich allerdings bislang nicht in der Lage, genau vorzurechnen, was der Großmarkt in Raderberg an Gewinnen oder Verlusten macht. Die Organisation des Betriebs sei „ungenügend“, kritisiert Frank Brugman von der IG Großmarkt die Stadtverwaltung. Auch für das Zukunftsprojekt fehlen verlässliche Zahlen. Die Händler glauben, dass die Stadt von zu hohen Kosten ausgeht. Es gebe „kostengünstige und effiziente Lösungen“. Bei der Suche danach wolle man gerne helfen.

Für die CDU verbindet sich mit diesem Angebot die Hoffnung nach einem kleineren Großmarkt. Das wäre ein weiteres Argument, um der Stadtverwaltung in der Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses am kommenden Montag neue Prüfaufträge zu erteilen. Bräuchte man ein kleineres Grundstück für den Neubau, ließen sich vielleicht doch noch andere Standorte als Marsdorf finden, sagt Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz.

Schließung des Großmarktes als Lösung?

Die Beschlussvorlage der Verwaltung, mit der eine jahrelange Hängepartie beendet werden sollte, schlägt keine neuen Standorte mehr vor. Nach allen Prüfungen sei aus Verwaltungssicht die einzige Alternative zu Marsdorf, ganz auf den Großmarkt zu verzichten und ihn 2023 zu schließen.

Das halten nicht nur die Großmarkthändler, die sich unter anderem auf die Ergebnisse einer städtischen Machbarkeitsstudie berufen können, für eine völlig unakzeptable Lösung. Auch für Grüne, SPD und Linke ist der Großmarkt „Daseinsvorsorge“ und für Köln unverzichtbar.

Kritik an „Verzögerungstaktik“ 

Die Linke wirft der CDU eine „wirtschaftsfeindliche Verzögerungstaktik“ vor. Auch die SPD glaubt, dass man – unabhängig von den weiterhin offenen Fragen – die Standortfrage jetzt beantworten kann. „Dazu liegen alle Fakten auf dem Tisch. Jetzt muss endlich eine Entscheidung getroffen werden, um das Verfahren nicht weiter zu verzögern“, sagt Jörg van Geffen, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion.

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Keine Chance hat die von den Großmarkthändlern wiederholt aufgestellte Forderung, doch auch zu prüfen, ob sie nicht am derzeitigen Standort in Raderberg bleiben können. Diese Position unterstützt lediglich eine Mehrheit in der Bezirksvertretung Lindenthal, die Marsdorf als neuen Standort verhindern will.

Ratsgrünen stellen sich gegen Bezirksfraktion

Doch im Rathaus möchte keine Fraktion noch einmal die ambitionierten Pläne für das neue Stadtviertel „Parkstadt Süd“ aufschnüren, für das der Großmarkt weichen soll. Die Ratsgrünen haben sich klar gegen ihre Bezirksfraktion gestellt.

Ohne weitere Unterstützung bleibt bislang auch die Variante, die immer wieder von der FDP ins Spiel gebracht wird. Sie plädiert für einen Umzug des Großmarkts nach Volkhoven/Weiler im Kölner Norden.

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