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Ärger um klebriges HarzLongericher SC aus Sporthalle in Chorweiler verbannt

Lesezeit 3 Minuten
Der Longericher Spieler Dennis Mestrum setzt beim Auswärtssieg des LSC bei der HSG Krefeld zum Wurf an.

Der Longericher Spieler Dennis Mestrum setzt beim Auswärtssieg des LSC bei der HSG Krefeld zum Wurf an.

Longerich/Chorweiler/Nippes – Das Harz klebt wie Pech an Hallenböden, Türen, Bänken und Wänden – und sorgt in der Sporthalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler für Unmut: Dort trainieren die Handballer des Longericher SC, die sich wie andere Teams mit dem Hilfsmittel die Finger einreiben.

Weil sich in der gesamten Halle über die Zeit immer mehr Rückstände sammelten, hat die Stadt dem Verein die Trainings-Nutzung sehr kurzfristig während der Osterferien untersagt.

„Wir empfinden das als eine Art erzieherische Maßnahme“, klagt Michael Schmidt, der zweite Vorsitzende.

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Mannschaft kämpft um Aufstieg

Und sie trifft den Verein zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Das erste Herrenteam kämpft um den zweiten Platz in der West-Staffel der dritten Bundesliga, der zur Aufstiegsrunde berechtigen würde.

Zudem wollten auch die Junioren in den Ferien verstärkt trainieren. Das Harzen sei in dieser Spielklasse unverzichtbar. „Wenn wir nicht in dieser Liga spielen würden, existierte das Harz-Thema gar nicht.“

Kurzfristig ist der LSC nun beim Eisenbahn-Sportverein (ESV) Nippes untergekommen. Gegen Entgelt dürfen die Sportler in der Halle an der Werkstattstraße im Eisenbahnveedel trainieren.

Reinigung schon lange Thema

Das Thema Hallen-Reinigung ist zwischen dem Bürgeramt Chorweiler, das die Halle verwaltet, und dem Verein schon seit Monaten kontrovers. Eigentlich war vereinbart, dass die im Auftrag der Stadt tätige Reinigungsfirma bei ihrem routinemäßigen Putzen die Harz-Reste gleich mit entfernt und den zeitlichen Mehraufwand dem Verein berechnet.

„Das hat jedoch nie funktioniert“, so Schmidt. Die Halle wurde immer schmutziger; bei einem Schlichtungstermin kurz vor Karneval vereinbarten beide Seiten, sie durch die Firma der Stadt einer Grundreinigung zu unterziehen, und danach fortan dem LSC die Säuberung nach dem Training zu übertragen – entweder durch die Sportler selbst oder eine vom Club engagierte Firma.

Die besagte Grundreinigung sollte über Karneval stattfinden, dazu kam es jedoch nicht; über die Gründe gab es keine Auskunft. Beim Nachholtermin Ende März lösten sich dann schließlich einige Markierungs-Linien.

Am ersten Schultag nach den Ferien soll nun ein Gutachter in die Halle kommen, um die Schäden zu sichten.

Spiel am Samstag findet statt

Ein wenig entspannt hat sich die Lage jedoch unterdessen: So darf am Samstag um 18 Uhr nach einer entsprechenden Erlaubnis das Spiel des ersten Teams gegen Lemgo II in der Chorweiler Halle stattfinden, ebenso die Partien weiterer Vereins-Teams – was dem Club arge Nöte erspart. Des Weiteren verweist man beim Bürgeramt Chorweiler auf den anstehenden Gutachtertermin, der Klärung in der Sache bringen soll. Der zuständige Mitarbeiter sei noch im Urlaub.

Umstrittener Stoff

Harz ist im Handball ein verbreitetes Hilfsmittel: Auf die Finger aufgetragen, verbessert es die Ballkontrolle. Spieler sind in der Lage, den Ball mit einer Hand zu fangen und Finten auszuführen. Früher nahm man nur Naturharz von Bäumen; heute gibt es auch Kunstprodukte.

Jedoch verschmutzt Harz die Hallen und ist, je nach Sorte, mehr oder minder schwer löslich. Deshalb ist das Hilfsmittel in vielen Sportstätten verboten.

Im Sommer 2016 brachte der Präsident des Handball-Weltverbands IHF, Hassan Moustafa, sogar ein Komplett-Verbot von Harz ins Spiel – ruderte später aber etwas zurück. Die Alternative zum Harz könnte eine Art „selbstklebender Ball“ sein, der 2016 erstmals auf den Markt kam und weiterentwickelt wird. (bes)

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