Verkehrslärm in ChorweilerViele Autofahrer lassen die Umgehungsstraße links liegen

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Fühlingen – Mit neuen Straßen ist es fast ein wenig wie mit neuen Schuhen: Auch sie müssen eingelaufen beziehungsweise eingefahren werden. In Fühlingen ist bereits Ungeduld zu spüren: Die Umgehungsstrecke wurde im Juni in Betrieb genommen, sie sollte für das Dorf eine spürbare Entlastung bringen. Doch viel sei davon noch nicht zu merken, sagt Anwohner Bernd Stanek. „Die Umgehungsstraße ist ein Flop“, schimpft der 66-Jährige. Nach wie vor seien auf der Neusser Landstraße täglich 4000 Autos unterwegs, vor allem das Lkw-Verbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen werde ignoriert. „Es erfreut sich größter Missachtung.“ Die Beobachtung bestätigt Wolfgang Wieneritsch; im Bürgerverein „Wir Fühlinger“ ist er zuständig für Verkehrsfragen. Nach wie vor wälze sich ein Großteil des Verkehrs durch Fühlingen, sagt er. Und mutmaßt: „Dass die Umgehungsstraße noch nicht so richtig angenommen wird, könnte daran liegen, dass sie von den Navigationssystemen noch nicht erfasst ist, das dauert wohl seine Zeit, bis alle Navis aktualisiert sind.“

Irreführende Beschilderung

Hartmut Sorich, Leiter der Abteilung Verkehrsmanagement beim Amt für Straßen, macht wenig Hoffnung, dass sich die Situation bald verbessern könnte. Er sagt sogar: „Es kann sein, dass es fünf bis zehn Jahre dauert, bis die Umgehungsstraße in allen Navigationssystemen verzeichnet ist und die Autofahrer, auch die einheimischen, ihre Fahrgewohnheiten umgestellt haben.“ Der Mensch sei nun mal ein Gewohnheitstier.

Vor allem unterlägen die modernen Navigationssysteme dem Gesetz der zeitlichen Verzögerung. Daran könne die Stadtverwaltung gar nichts ändern. „Europaweit sind nur zwei Hersteller von Straßennetzkarten auf dem Markt, Tomtom und Here, mit denen haben wir als Behörde ständig Austausch“, berichtet der Verkehrsexperte. „Alle drei Monate senden wir ihnen die aktuellen Änderungen im Straßenverkehrsnetz zu, sie arbeiten das auch sofort in ihre Straßennetzmodelle ein.“ Und verkaufen ihre Daten an die Softwarefirmen, die Navigationssysteme vertreiben.

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Lkw-Verkehr stört am meisten

Markus Göddertz

Markus Göddertz

Der Lkw-Verkehr stört mich am meisten, oft habe ich das Gefühl, die Fahrer drücken absichtlich aufs Gas. Ich hatte erwartet, dass es mit der Umgehungsstraße sofort ruhiger würde, das war ein Irrtum. Ich hoffe jetzt auf die Aktualisierung der Navis.

Markus Göddertz

Laut ist es immer

Klaus Schieffer

Klaus Schieffer

Morgens, mittags, abends, laut ist es immer. Seit 28 Jahren wohne ich an der Neusser Landstraße. Ich erkläre oft Autofahrern, wie sie zur Autobahn A1 kommen, sie sind im Dorf gelandet, weil sie annahmen, dass das Schild am Mennweg sie in die City führt.

Klaus Schieffer

Viele Orstskundige

Gebhard Hilger

Gebhard Hilger

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, am Kreisverkehr am Mennweg die Autofahrer zu zählen, die ins Dorf fuhren, es waren 70 Prozent, darunter auffällig viele aus Neuss, also eigentlich Ortskundige.

Gebhard Hilger

Seinen Navi aktuell zu halten, das sei jedoch allein Sache des Autofahrers. Eine Aktualisierungssoftware aufzuspielen, koste viel Zeit, weshalb es oft unterbleibe. Eine brandneue Software wiederum sei häufig teuer, werde im Regelfall erst gekauft, wenn ein neues Fahrzeug angeschafft werde. Die Fühlinger sollten sich also mit Geduld wappnen, rät Sorich.

Am Kreisverkehr Mennweg findet sich nur ein kleiner Hinweis auf die Autobahn A1 – ein Umstand, der viele Autofahrer irritiert.

Am Kreisverkehr Mennweg findet sich nur ein kleiner Hinweis auf die Autobahn A1 – ein Umstand, der viele Autofahrer irritiert.

Der Bürgerverein ist mit einem weiteren Umstand nicht recht glücklich: Am neu angelegten Kreisverkehr Mennweg/Blumenbergsweg gibt es nur einen winzigen Hinweis zur Autobahn. Das blaue Piktogramm befindet sich noch dazu auf dem Hinweisschild „Zentrum“. „Viele Autofahrer sind verwirrt. Sie verstehen es so, als sollten sie zur Kölner Innenstadt gelenkt werden“, sagt Wieneritsch. Tatsächlich war diese Beschilderung ursprünglich ein Notbehelf. Erst bei der Eröffnung der neuen Straße fiel auf, dass das Autobahnschild vergessen worden war. Die Stadt ließ das Mini-Emblem nachträglich aufkleben. Mit zweifelhaftem Erfolg. Sorich argumentiert jedoch, die Ausschilderung sei keineswegs irreführend, sondern eindeutig, weil es „nur eine Zielführung zur Autobahn“ gebe. Das Piktogramm reiche daher völlig aus.

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