Craft-Beer und alpine KücheWas sich zurzeit in der Gastro-Szene in Köln tut

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Die Kölner Gastro-Szene ist gerade in Bewegung. Was tut sich in der Stadt? Ein Überblick.

Köln – „Die Drei ist in Köln eine wichtige Zahl“, betont Johannes Adams in Anspielung auf Dreigestirn und Dreikönigenschrein. Insofern sei es ihm naheliegend erschienen, zusätzlich zu seinem Design-Hotel in Köln-Mülheim und dem Airport-Hotel am Flughafen einen dritten „New Yorker“ in der Innenstadt zu platzieren. Der steht – obwohl noch nicht offiziell eröffnet – unter dem Namen „The Midtown Hotel“ bereits ersten Gästen zur Verfügung.

Am Kaiser-Wilhelm-Ring 48, wo der schwäbische Hotelier Oskar Hummel jahrzehntelang sein „Antik Hotel Bristol“ betrieben hatte – ein Haus, in dem die Gäste zum Teil in Himmelbetten unterm Baldachin schlummerten – hat Adams ein modernes Boutique-Hotel eingerichtet.

Eine Reminiszenz an das frühere Mobiliar ist das antike, goldverzierte Hochzeitsbett, das die Juniorsuite schmückt. Darüber hinaus hat der für seine Schnörkellosigkeit bekannte Architekt mit zeitgemäßem Design hier und dort Verbindungslinien zum allmählich verblassten Charme des alten Hauses gezogen.

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Mit seinem Restaurant „Long Island“, das er 2015 in den Räumlichkeiten des ehemaligen „Vintage im Kap am Südkai“ eröffnete, hatte Adams ja bereits den Sprung auf die linke Rheinseite vollzogen und sein Tätigkeitsfeld vergrößert.

Expansion auf andere Rheinseite

Das tun zurzeit aber noch andere Kölner Gastronomen: Salvatore Luca, dessen Restaurant „La Vita“ seit 38 Jahren selbst Weltstars wie Tina Turner, Mick Jagger oder Angelina Jolie anlockt, expandiert ins Rechtsrheinische: im Herbst wird der 60-Jährige in der 700 Jahre alten Schlosskommende in Bonn-Ramersdorf ein Restaurant nebst Kochschule eröffnen.

Eine Gruppe von Kölner Investoren, zu der Luca gehört, hat das eindrucksvolle Anwesen mit Hotelbetrieb von Schlossherr Wolfgang Bartel gekauft, der nach Leipzig zieht. Lucas Frau Silvia wird als Geschäftsführerin fungieren, Küchendirektor in Bonn wird Raimund Musar, der aber weiterhin im „La Vita“ kocht, wo sich laut Lucas nichts ändert.

Der Südtiroler Alberto Frei ist ebenfalls mit einem neuen Standort beschäftigt – und zwar einem, der auf dem Kölner Schlachthof liegt; denn dort plant der Inhaber vom „Mercato Deluxe“ eine Eventlocation namens „Enzian & Edelweiß“. An langen Tafeln sollen dort irgendwann 150 Personen Platz finden und alpin-mediterrane Küche genießen. Es werde außerdem eine Bühne geben, verspricht Frei, der neben kulinarischem Genuss auch Kultur und Kleinkunst beisteuern wird.

An einer echten Novität für Köln arbeiten gerade Südstadt-Koch André Niediek („Maison Blue“) und Thomas Borninkhof („Café Bo“). Gemeinsam mit dem Gastro-Unternehmer Till Riekenbrauk („Laden ein“) wollen sie im Spätherbst in der Elsaßstraße das erste Craftbeer-Brauhaus der Stadt fertigstellen. Seinen neuen Standort in Lindenthal hat Dirk Mecky, Inhaber von „Salon Schmitz“ und gleichnamiger Metzgerei auf der Aachener Straße, zumindest schon teilweise eingenommen: Das Eiscafé Schmitz (Dürener Straße 65) ist seit zwei Wochen in Betrieb. Der Kiosk daneben, in dem es künftig Kuchen, Quiche aus der Metzgerei sowie Getränke geben wird, soll noch im Juni eröffnen.

Gut 14 Tage ist inzwischen auch der neueste, nunmehr vierte Ableger von „Bagatelle“-Chef Daniel Rabe alt: Französische Tapas – „Bagatellchen“ – gibt es jetzt nämlich auch an der Adresse Ottostraße 69 in Neuehrenfeld, dem ehemaligen „Eichendorff“. Im angrenzenden Ehrenfeld hat unter dem Motto „clean eating“ gerade das „Edelgrün“ eröffnet, das auf frische, vegetarische Speisen mit wenig Fett setzt (Venloer Straße 233).

Christian Bauer war in den zurückliegenden vier Jahren als Restaurantleiter im Funkhaus-Café tätig. Vor kurzem hat er ein eigenes Lokal namens „Sonder“ eröffnet (Lindenstraße 93). Dort gibt es eine originelle kleine Terrasse und eine Cross-over-Küche – beziehungsweise das, worauf nach Bauers Aussage „gerade alle Lust haben“.

31 Ginsorten im Angebot

Als nicht besonders haltbar hat sich das Konzept von Mark Raab entpuppt, der nach Schließung seiner beiden „XII Apostel“-Restaurants (an der Pfeilstraße und der Berrenrather Straße) vor genau einem Jahr die „Bar Centrale by XII Apostel“ in der Meister-Gerhard-Straße eröffnete und damit jene Location einnahm, die der Grieche Nikos Poligenis unter dem Namen „Dionysos“ jahrzehntelang erfolgreich geführt hatte. Inzwischen ist Raab in Berlin, und seine „Bar Centrale“ wird ab Mitte Juni „Phyne“ heißen, mehr Barbetrieb als bisher sein und 31 Gins führen.

Ebenfalls nur als Interimslösung hat sich das „Bocca & Bacco“ von Piero Pucci erwiesen, das im letzten Jahr in die Räumlichkeiten des langjährigen „Al Gufo“ zog. Nun wartet man an diesem Standort an der Dürener Straße auf die Eröffnung eines Italieners namens „Calabrisella“.

Dass das mit dem Warten in Köln durchaus länger dauern kann, zeigt sich am Beispiel des Restaurants „Mama“, wo seit Monaten ein Schild „coming soon“ verspricht. Nach sechs Filialen dieser kinderfreundlichen Bistro-Kette in Hamburg sollte bereits vergangenen Herbst ein Kölner Ableger an der Brückenstraße bereitstehen.

Nun sei man so weit, „dass alle Gewerke hineinkönnen“, heißt es dazu aus Hamburg. Aber vielleicht läuft bei der für Oktober dieses Jahres im Rheinauhafen geplanten Eröffnung eines weiteren „Vapiano“-Restaurants ja alles nach Plan.

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