Der Kölner RheinauhafenVom Handelsplatz zum Wohnquartier

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Köln – Der Rheinauhafen gilt als ein Beispiel dafür, wie eine nicht mehr ausreichend genutzte Hafenfläche zu einem Wohn- und Büroquartier umgebaut wird. Die Stadt wollte die 1898 eröffnete Anlage bereits seit Ende des Zweiten Weltkriegs nach und nach aufgeben.

Nachdem der Hafen Niehl I 1970 ausgebaut wurde, verlor der Rheinauhafen seine Bedeutung für den Handel und die Industrie. Moderne Frachtschiffe passten zudem nicht mehr durch die schmale Einfahrt, so dass vor allem Jachten die veraltete Infrastruktur nutzten.

Umgestaltungen und Neubauten

Erst 1998 begannen die Stadt und die Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) damit, das Areal vollständig umzugestalten. Der eigentliche Hafenbetrieb wurde 2001 eingestellt.

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Vorhandene Gebäude, wie etwa das Siebengebirge, das Hafenamt und die Zollhalle 10 (heute das Deutsche Sport- und Olympiamuseum), wurden in der Folge umgebaut, damit sie als Wohn- und Büroflächen genutzt werden können.

Darüber hinaus wurden moderne Neubauten errichtet, zum Teil mit einer herausragenden Architektur versehen. Für besonderes Aufsehen sorgten die drei von Hadi Teherani gestalteten Kranhäuser, die Hafenkränen nachempfunden wurden.

Sechs der früher 41 Hafenkräne wurden aufgearbeitet und blieben erhalten, um an die Geschichte des Geländes zu erinnern. Unterhalb des Areals befindet sich mit einer Länge von 1,6 Kilometern Europas längste Tiefgarage mit 1400 Parkplätzen.

Deutz - Ein neuer Stadtteil entsteht

Der Deutzer Hafen hat in den vergangenen Jahren immer weiter an Bedeutung verloren, weshalb die Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) den Standort vollständig aufgeben will.

Auf dem weitläufigen Areal sollen 4500 Wohnungen und 5000 Arbeitsplätze entstehen. Das Kopenhagener Architekturbüro Cobe hat jüngst den städtebaulichen Wettbewerb zur Umgestaltung gewonnen. Bereits 2020 soll das erste Gebäude in dem neuen Quartier bezugsfertig sein.

Anders als im Rheinauhafen sollen auch 1500 Sozialwohnungen gebaut werden, damit nicht nur vermögende Bewohner unterkommen können.

270 Schiffe pro Jahr

Der Deutzer Hafen wurde 1909 eröffnet und wird bis heute industriell genutzt. Pro Jahr werden etwa 270 Schiffe abgefertigt. Aufgrund der geringen Kapazität der Anlage mit drei Kränen und der schrägen Kaimauern ist die Leistung begrenzt und der Hafen nur schwer zu vermarkten.

Hauptnutzer ist die Ellmühle. So wird ein großer Teil des Getreides über das Wasser angeliefert. Das Bauunternehmen Strabag, ein Asphaltmischwerk, ein Schrotthandel und ein Unternehmen für Eisen und Stahl gehören zu den weiteren Betrieben, die im Hafen angesiedelt sind. Sie werden weichen müssen, wenn die Umgestaltung beginnt.

Darüber hinaus betreibt die Feuerwehr seit Juni 1994 eine Löschbootstation. Die vorherige befand sich im Rheinauhafen, musste damals jedoch dem Neubau des Schokoladenmuseums weichen. Die Wasserschutzpolizei ist im Januar 1998 ebenfalls aus dem Rheinauhafen nach Deutz gezogen.

Hinzu kommen drei Liegeplätze für Rhein-Kreuzfahrtschiffe. Die Gäste gelangen über die Deutzer Werft auf den Pier. Die elektrisch betriebene Drehbrücke an der Hafeneinfahrt wurde 1906 gebaut. Sie wird von HGK-Mitarbeitern gesteuert und soll künftig für den Autoverkehr gesperrt sein.

Niehl I (Ölhafen) - Verlade-Anlage für Autos und Gas

Im Hafen Niehl II, der auch als Ölhafen bezeichnet wird, werden pro Jahr etwa 700 Schiffe abgefertigt. Die Anlage wurde 1958 als Hafen für Flüssiggüter der Chemie im Kölner Norden eröffnet.

Die Hauptnutzer waren damals die Unternehmen Esso und Wacker-Chemie. Nachdem die Esso-Raffinerie 1985 nach England abgewandert war, ging der Umschlag spürbar zurück. Erst seit 1995 ging es wieder bergauf, nachdem für den Automobilkonzern Ford eine Verladerampe eingerichtet wurde.

Die Fahrzeuge werden vom Gelände des benachbarten Ford-Werks aus über eine kurze Straße bis zum Pier und von dort auf spezielle Schiffe gefahren. Pro Jahr verlassen auf diesem Wege 100 000 Fahrzeuge den Hafen in Richtung Holland.

Außerdem werden über zwei weitere Verladeanlagen Gase aus Kohlenwasserstoffgemischen sowie gasförmige und flüssige Gefahrgüter verschifft. Insgesamt werden jedes Jahr 470 000 Tonnen Güter umgeschlagen.

Der Ölhafen verfügt über eine 87 800 Quadratmeter große Wasserfläche und über eine 59 700 Quadratmeter große Landfläche. Das Areal wurde 2006 und 2007 von der Wasserseite her komplett saniert. Aufgrund einer hohen Korrosion mussten damals eine neue Spundwand und neue Dalben (Pfähle) eingesetzt werden.

Bei dieser Gelegenheit überholte das Unternehmen Infineum auch die firmeneigenen Umschlaganlagen. Die Stadtverwaltung ließ in diesem Bereich gleichzeitig umfangreiche Schutzmaßnahmen für Hochwasser einrichten.

Mülheim - Schutzraum für Schiffe

Der 1880 eröffnete Mülheimer Hafen gehört nicht der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK). Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln betreibt den Hafen, der sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindet.

Seit im Mai 2000 ein Schwergutkran abgebaut wurde, gibt es dort keinen Güterumschlag mehr. Das Areal ist aber nach wie vor als Schutzhafen ausgewiesen, in dem sich Schiffe bei Hochwasser und Eisgang in Sicherheit bringen können.

Am Eingang befindet sich ein Tankerliegeplatz für Gefahrgutschiffe. Das westliche Hafenbecken wird maßgeblich vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Köln genutzt, während sich im Osten die Kölner Schiffswerft Deutz und weitere Unternehmen befinden. Seit 1955 wird der Hafen von einer 180 Meter langen Fußgängerbrücke aus Beton überspannt, die „Katzenbuckel“ genannt wird.

Niehl II - Das Container-Drehkreuz im Norden

Richtiges Hafenflair kommt in Niehl I auf. Möwen segeln dort über meterhoch gestapelte Hochsee-Container, es riecht ein wenig nach der weiten Welt. 1925 eröffnet, wurden die Anlagen während des Zweiten Weltkriegs bei Luftangriffen vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde der Zustand aus der Vorkriegszeit erst Ende der 1950er Jahre erreicht. Bis 1977 entwickelte sich Niehl I zum Kölner Hafen mit der größten Fläche, der heute als Drehkreuz im Kölner Norden gilt.

In den vier Becken verladen zwölf Krananlagen 4,3 Millionen Tonnen an Gütern auf Schiffe, Züge und Lastwagen. 500 000 Container werden pro Jahr umgeschlagen. Zwei der drei Kräne auf dem Containerterminal am Stapelkai – betrieben von der Firma CTS Container–Terminal GmbH – können zwei hintereinanderliegende Schiffe bedienen. Die Züge fahren nach Rotterdam, Düren und Hürth-Knapsack, während die Schiffe Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam ansteuern. Zu den transportierten Gütern gehören neben Containern Heizöl, Kraftstoffe, Steinkohle und Briketts, Stückgut, Zellulose, Papier, Eisen, Schrott, Getreide, Zucker, Baustoffe und Stahl.

Eine Fläche am Molenkopf. wird für beladene Container sowie als Leercontainerdepot der Firma CTS genutzt. Ein Geschäftsmodell im Hafen, das sich bewährt hat, ist die Reparatur defekter Container. CTS hat vor kurzem eine zweite Werkstatt aufgebaut, da die Nachfrage der Reedereien gestiegen ist. Insgesamt werden jeden Tag 30 bis 35 beschädigte Container instand gesetzt.

Die Rhein-Energie hat ebenfalls am Molenkopf das Heizkraftwerk Niehl bauen lassen. Nebenan steht eine freie Fläche zur Verfügung. Die Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) hat diese als neuen Standort für die Ellmühle angeboten, die den Deutzer Hafen verlassen muss, wenn dieser umgestaltet wird. Das Unternehmen Kampff-meyer Mühlen hat bislang noch keine Entscheidung getroffen, ob man das Angebot annehmen will oder eine alternativ angebotene Fläche im Duisburger Hafen akzeptieren wird. In Niehl I betreibt die Raiffeisen-Waren-Zentrale-Rhein-Main bereits seit Jahrzehnten ein Getreidesilo.

Die HGK hat ab 1997 am Westkai ein Terminal für den kombinierten Verkehr in Betrieb genommen, das seit 2012 von der Firma Rhein-Cargo geführt wird. Dort werden Container, Wechselbrücken und Trailer in Zusammenarbeit mit CTS umgeschlagen. Dort werden mit Anbindung an das Schienennetz der Deutschen Bahn Züge aus Spanien, der Türkei, Bremen, Hamburg und Berlin sowie Lkw abgefertigt.

Godorf - Ewige Diskussion um den Ausbau

Nirgendwo in Köln werden mehr Güter auf- und abgeladen als in dem 1901 als Umschlagplatz für Braunkohle eröffneten Godorfer Hafen. Pro Jahr werden in den drei Becken 4400 Schiffe abgefertigt, die 5,7 Millionen Tonnen Waren transportieren. Bis zu 15 Tankschiffe können gleichzeitig anlegen.

Die Schiffe können jeweils mit Gewichten zwischen 1000 und 8500 Tonnen beladen werden und sind bis zu 135 Meter lang. Theoretisch wäre es auch möglich, dass 150 Meter lange Schiffe anlegen, diese sind aber für den Betrieb auf dem Rhein bislang nicht zugelassen. Nach Angaben der Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) handelt es sich bei Godorf um den größten Chemie-Binnenhafen Europas.

Der Godorfer Hafen verfügt zurzeit über drei Hafenbecken mit einer Wasserfläche von 193 000 Quadratmetern und einer Landfläche von 170 000 Quadratmetern. Umgeschlagen werden an festen Gütern vor allem Kalkstein, Ton, Kies, Gips und Salze. Hinzu kommen flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe und -verbindungen sowie verschiedene chemische Produkte wie Säuren und Laugen.

Die Chemiekonzerne Shell und Basell betreiben im und neben dem Hafen Werke, aus denen Leitungen zu den Schiffsanlegern führen. Weitere Unternehmen sind die auf Spezialchemie spezialisierte Firma Evonik und der PVC-Anbieter Vinnolit. Der Hafen verfügt zudem über einen großen Güterbahnhof, der ebenfalls von der HGK unterhalten wird. Von dort aus wird unter anderem das Martinswerk in Quadrath beliefert.

Seit Anfang der 1990er Jahre diskutieren die Politiker im Stadtrat, ob der Godorfer Hafen ausgebaut werden soll oder nicht. Die Befürworter argumentieren, dass in einem vierten Hafenbecken ein Container-Terminal für den Kölner Süden entstehen könnte. Da es sich um einen Wachstumsmarkt handele, sei eine Erweiterung wirtschaftlich sinnvoll. Zudem sei es möglich, den Lkw-Verkehr, der durch die Stadt fährt, zu reduzieren, da zurzeit das gesamte Container-Aufkommen über den Hafen Niehl I abgewickelt werden muss.

Die Ausbaugegner kritisieren, dass sich die Erweiterungsfläche im Naturschutzgebiet Sürther Aue befindet. Sie befürchten zudem, dass ein Teil der Überschwemmungsfläche verloren ginge, die im Fall eines Rhein-Hochwassers benötigt würde.

Ein Bürgerbegehren scheiterte, weil die nötige Mindestanzahl an Teilnehmern nicht zusammenkam. Das aktuelle Ratsbündnis aus CDU und Grünen hat sich darauf geeinigt, die Ausbaupläne nicht weiter zu verfolgen, während sich die SPD weiterhin dafür einsetzt. Auch die HGK wäre an einer Erweiterung sehr interessiert.

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