Design- und Kunstbranche„And She was Like Bäm“ kämpft für mehr Gleichberechtigung

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Drei der Gründerinnen der Initiative „And She was Like Bäm“: Leonie Pfennig (v.l.), Lisa Pommerenke und Yvonne Rundio 

Drei der Gründerinnen der Initiative „And She was Like Bäm“: Leonie Pfennig (v.l.), Lisa Pommerenke und Yvonne Rundio 

Köln – Die Initiative „And She was Like Bäm“ will neue Impulse für die Kölner Kreativszene geben. Sie ist seit 2015 aktiv und seit Mitte dieses Jahres ein eingetragener Verein. Das Ziel: Aktiv etwas für die Gleichstellung in der Design- und Kunstbranche zu tun. Zu diesem Zweck finden seit mehr als einem Jahr monatliche Veranstaltungen für Vereinsmitglieder und weitere Interessierte statt. Mal ist es ein Stammtisch, mal ein Vortrag, mal ein kultureller Ausflug oder ein Workshop.

„Wir wollen alle Teilnehmer dazu motivieren, sich auszutauschen und miteinander zu vernetzen“, sagt Leonie Pfennig (33). Sie ist eine der fünf Frauen um die 30, die „And She was Like Bäm“ gegründet haben. Zwei Designerinnen und drei Kunstwissenschaftlerinnen, die unter anderem als Autorinnen und Kuratorinnen arbeiten, sind mit dabei. „Den einen großen Auslöser für die Initiative gab es nicht“, sagt Pfennig, „aber Hunderte kleine“. Mitgründerin und Designerin Lisa Pommerenke (32) sagt: „Wir alle hatten zum Beispiel in den ersten Berufsjahren das Gefühl, dass männliche Kollegen ihre Ziele oft leichter und schneller erreichen.“ Woran das liegt? „Frauen versuchen oft, es allein zu schaffen. Es gibt viele Einzelkämpferinnen“, sagt Pfennig, „sie knüpfen weniger Netzwerke.“

Hinzu komme: Die Gründerinnen von „Bäm“ haben zwar Projekte für namhafte Kunden wie das Kunsthaus Rhenania, die Simultanhalle Ehrenfeld oder die Kunststiftung NRW verwirklicht. Trotzdem kennen sie alle das Gefühl, „als Frau, zumal als junge Frau, nicht ernst genommen zu werden“, sagt Mitgründerin und Designerin Yvonne Rundio (33). Wohl nicht zuletzt, weil es sowohl in der Design- als auch der Kunstbranche an weiblichen Führungskräften fehle. „Es gibt zu wenige weibliche Vorbilder“, so Rundio.

Erfolgreiche Frauen im Gespräch

Genau das solle sich ändern. Deshalb lädt der Verein, der seinen Namen inzwischen oft zu „Bäm“ abkürzt, solche Vorbilder zum Gespräch nach Köln ein: In den vergangenen Monaten etwas sprachen in der Reihe „Bäm Talks“ die Künstlerin und Professorin Ulrike Rosenbach, die Designbüro-Chefin Johanna Siebein und die Professorin Sereina Rothenberger über ihre Arbeit und ihre Laufbahn. Die Gesprächsveranstaltungen, die im Solution Space am Dom stattfinden, werden vom Kulturamt gefördert und richten sich an jeden, der interessiert ist – an Frauen und Männer jeden Alters und aus diversen Branchen. „Letztlich wollen wir nicht nur etwas für unsere Generation oder nur für Frauen tun“, sagt Pommerenke, „wir wollen etwas gegen Diskriminierung, Stereotype und festgefahrene gesellschaftliche Rollenbilder tun.“ Diese hinderten nicht nur Frauen, sondern auch viele Männer daran, sich frei zu entfalten. „Dagegen etwas zu tun, ist das, was ich unter zeitgenössischem Feminismus verstehe“, sagt Pommerenke.

Weil kein gesellschaftlicher Wandel so ganz ohne Theorie und Politik auskommt, wollen die Frauen von „Bäm“ auch diesbezüglich zum Nachdenken und zu Diskussionen anregen. Im Rahmen der „Bäm Abendschule“, einem Workshop in der Alten Lederei in Ehrenfeld, gab kürzlich Francesca Raimondi, Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf, eine „Einführung in Theorien des Feminismus“.

Was die Politik betrifft, so befürworten die Vereins-Gründerinnen mehrheitlich die Frauenquote. „Das ist zwar kein schönes Instrument“, sagt Pommerenke, „aber nötig. Ich habe jedenfalls keine Lust, darauf zu warten, bis sich von allein etwas ändert.“ Zusätzlich zur Projektförderung des Kölner Kulturamts erhält „Bäm“ seit kurzem auch Unterstützung des Frauenkulturbüros NRW. „Wir konnten dort mit dem Plan überzeugen, unsere Aktivitäten von Köln auf das ganze Bundesland auszuweiten“, sagt Pfennig.

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