Deutzer HafenNeues Viertel für Köln – ohne Kompromisse

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Ein Teil der Ellmühle im Deutzer Hafen soll abgerissen, ein anderer Teil soll als Wohnraum umgenutzt werden.

Ein Teil der Ellmühle im Deutzer Hafen soll abgerissen, ein anderer Teil soll als Wohnraum umgenutzt werden.

Deutz – Die Reaktionen der Ratspolitiker auf den geplanten Kauf der Ellmühle im Deutzer Hafen sind durchweg positiv ausgefallen. Vertreter aller Fraktionen signalisierten am Dienstag ihre Zustimmung, damit die städtische Entwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“ das Grundstück an der Siegburger Straße erwerben kann. Da der Deutzer Hafen ohnehin vollständig umgestaltet werden soll, um Wohnraum für 4500 Menschen zu schaffen, müsste anders als bislang nicht mehr um die Ellmühle herumgeplant werden.

Vertreter der Stadtverwaltung und des Mühlen-Eigentümers Good Mills haben bereits seit drei Jahren Gespräche über den Verkauf der Ellmühle geführt. Das Unternehmen hatte den Standort an der Siegburger Straße damals gerade erst modernisiert. Es war also vor allem eine Frage des Geldes, ob sich die Aufgabe des Mühlenbetriebs und der Bau einer neuen Fabrik an anderer Stelle lohnt. Die Verantwortlichen bei Good Mills kamen jetzt offensichtlich zu dem Entschluss, dass sich ein Verkauf an die städtische Entwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“ für sie rechnet. Als Kaufpreis stehen insgesamt rund 80 Millionen Euro im Raum.

Gemischtes Veedel

„Das Grundstück ist das bislang fehlende Puzzleteil, um die Entwicklung des Deutzer Hafens als Ganzes angehen zu können“, sagt Michael Frenzel, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD. In den denkmalgeschützten Gebäudeteilen und auf dem Grundstück könne reichlich dringend benötigter Wohnraum entstehen.

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Rheinauhafen

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Der Rheinauhafen in der Südstadt wurde seit 1998 umgestaltet. Der Umbau des früheren Umschlaghafens mit Hafenfeuerwache, Lagerhäusern, Gleisanschlüssen und dem ehemaligen städtischen Hafenamt gehörte zu den größten Kölner Städtebauprojekten in den vergangenen Jahren.

Die Gesamtfläche von 251 000 Quadratmetern wird heute zu 31 Prozent als Wohnraum genutzt, während 51 Prozent des Geländes von Bürogebäuden und Gastronomiebetrieben belegt sind. 18 Prozent entfallen auf kulturelle Einrichtungen. Im April 2014 erhielt der Rheinauhafen mit dem Büro- und Wohngebäude Dock 6-10 seinen städtebaulichen Schlussstein. (att)

Das Ziel für den Deutzer Hafen bleibe ein gemischtes Veedel mit günstigem Wohnraum, das lebendig ist und Wohnen und Arbeiten verbindet. Der Kauf des Mühlengrundstücks trage dazu bei.

„Die CDU wird den Kauf mittragen, weil dann eine in sich schlüssige Entwicklung aus einem Guss möglich wird“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Das bedeute für die Umgestaltung des Deutzer Hafens „einen Riesenschub“. Die Mühle hätte Lärm erzeugt, vor dem man die künftigen Bewohner aufwendig hätte schützen müssen.

„Der Erwerb des Mühlen-Areals verbessert erheblich die Bedingungen zur Schaffung eines urbanen Stadtquartiers mit gemischten Nutzungen, weil nun der gesamte Hafenstandort umgenutzt werden kann“, sagt Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank. Dadurch werde sich auch der Anteil der neuen Wohnungen deutlich erhöhen lassen, so dass mehr als die bislang geplanten 4500 Menschen unterkommen könnten.

„Wir begrüßen den Kauf, aber wir müssen trotzdem preiswerte Wohnungen schaffen“, sagt Michael Weisenstein, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Linken. Seine Fraktion gehe davon aus, dass im Deutzer Hafen mindestens 30 Prozent geförderte Wohnungen entstehen werden.

Mülheimer Hafen

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Im Mülheimer Süden könnten bis zu 2000 Wohnungen entstehen, was Platz für rund 5000 Menschen bedeuten würde. Das Werkstattverfahren für das 70 Hektar große Areal rund um die alten KHD-Gießereihallen, zu dem auch der Mülheimer Hafen gehört, ist abgeschlossen. Da viele Eigentümer über die Grundstücke verfügen, muss Baudezernent Franz-Josef Höing noch zahlreiche Gespräche führen.

Ein Anteil von 30 Prozent soll mit gefördertem Wohnraum bebaut werden. Insgesamt soll das Gebiet zu 40 Prozent für Wohnen und zu 60 Prozent für Gewerbe genutzt werden, wobei Höing vor allem an „Kreativwirtschaft und Dienstleister“ denkt. (att)

„Das Gebiet könnte allerdings noch mehr vertragen“, so Weisenstein. Ob das auch auf dem Grundstück der Ellmühle möglich sei, halte er zwar für wünschenswert, aber aufgrund des möglichen Kaufpreises ebenso für fraglich.

„Wir sind absolut begeistert über diese Möglichkeit“, sagt FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Die Ellmühle verfüge wie der gesamte Deutzer Hafen über ein enormes Potenzial, das jetzt voll ausgeschöpft werden könne.

Die Ratspolitiker im Hauptausschuss des Stadtrats sollen das Geld für den Kauf am kommenden Montag per Dringlichkeitsentscheidung beschließen. „Solange die Verhandlungen noch laufen, werden wir uns dazu nicht äußern“, sagt ein Sprecher des Mühlen-Eigentümers Good Mills. Sollte die Veräußerung zustande kommen, würde aber auf jeden Fall ein komplett neues Werk gebaut.

Unklar ist zurzeit allerdings noch, wo Good Mills einen neuen Mühlbetrieb eröffnen wird. Im Duisburger Hafen wurde zwar ein Grundstück reserviert, nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist allerdings auch ein Areal im Niehler Hafen noch im Rennen. Während die SPD eine Lösung in Köln begrüßen würde, erteilen die Grünen dem Niehler Hafen als Standort eine klare Absage. Dort müsse jede verfügbare Fläche zur Erweiterung des Containerumschlags genutzt werden. Die ablehnende Haltung resultiert aus einem früheren Beschluss von CDU und Grünen, den Godorfer Hafen im Süden nicht auszubauen.

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