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Drogenkonsumraum am NeumarktReker lehnt Vorschlag der Bürgerinitiative ab

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Einige Mitglieder der Drogenszene in der Nähe des Neumarkts.

Einige Mitglieder der Drogenszene in der Nähe des Neumarkts.

Köln – Beim Thema Drogenkonsumraum am Neumarkt stehen sich die Positionen weiterhin unversöhnlich gegenüber: Bei einer Aktuellen Stunde der Bezirksvertretung Innenstadt lieferten sich am Donnerstag Anwohner einerseits, Verwaltung und Politik auf der anderen Seite einen heftigen Schlagabtausch.

Reker erteilt Bürgern klare Absage

Zu der Sitzung waren nicht nur Vertreter der „Bürgerinitiative Neumarkt“ geladen, sondern erstmals auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Der Forderung der Anwohner-Initiative, die Planungen vorerst zu stoppen, erteilte Reker eine klare Absage: Sie habe Verständnis für die Sorgen.

Aber Bürgerbeteiligung heiße nicht, Einzelinteressen nachzugeben. „Niemand will so eine Einrichtung in der Nachbarschaft. Wenn wir die Anwohner fragen, kommen wir unserem Ziel keinen Millimeter weiter.“

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Bürgerinitiative fordert dezentrales Hilfsangebot

Das sehen die Anwohner selbstredend anders. Sie befürchten einen Szene-Tourismus und verweisen auf die mehr als 400 bereits existierenden Substitutionsplätze für Heroinsüchtige rund um den Neumarkt.

„Unser Viertel kann nicht alleine die Drogenproblematik der ganzen Stadt lösen“, sagte Sabine Münch von der Bürgerinitiative und forderte ein dezentrales Hilfsangebot mit Konsumräumen etwa in Mülheim und Kalk. Ihr Vorschlag: Die Stadt möge zunächst ein mobiles Hilfsangebot einrichten, damit verschiedene Standorte testen und in der Zwischenzeit ein Alternativkonzept unter Einbeziehung der Bürger entwickeln.

Abhängige setzen sich in Hauseingängen einen Schuss

Sowohl die Verwaltung, als auch die Vertreter von Grünen, Linken und SPD betonten indes die Notwendigkeit eines Drogenhilfeangebots am Neumarkt. „Alle Fachleute sagen uns, dass ein solcher Raum nur hier funktioniert, weil das der zentrale Szenetreffpunkt ist“, so Reker.

„Wenn der Konsumraum nicht kommt, werden wir das Problem der Abhängigen, die sich in den Hauseingängen einen Schuss setzen, nicht lösen“, ergänzte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke von den Grünen. Regina Börschel von der SPD mahnte mehr Transparenz in der Kommunikation und flankierende Maßnahmen an. „Wir brauchen hier ein Beschwerdemanagement.“

„Vielleicht haben wir uns das Viertel nicht genau genug angesehen“

Dies zeigten die Erfahrungen mit der Winter-Notschlafstelle in der Thieboldgasse, die zu massiven Beeinträchtigungen der Anwohner geführt hatte. Überraschend schloss sich die CDU den Bedenken der Anwohner teilweise an. Zwar hatte die CDU im Rat im Juni 2016 ebenfalls dem Konsumraum zugestimmt, in der Bezirksvertretung ruderte Ratsmitglied Dirk Michel jedoch zurück: „Vielleicht haben wir uns das Viertel mit seinen zahlreichen Belastungen nicht genau genug angesehen. Wenn man da jetzt noch drauf sattelt, kann das zu viel sein“, so Dirk Michel.

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„Wir wollen einen Drogenkonsumraum, aber nicht an der Thieboldsgasse 44“, sekundierte sein Bezirkspolitiker Günter Leitner, und nannte damit erstmals eine Immobilie, die bislang öffentlich noch gar nicht diskutiert worden war. Die Verwaltung wollte diesen Standort am Donnerstag indes weder bestätigen noch dementieren.

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