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Der merkwürdige LeuchtturmDas Leuchtfeuer von Ehrenfeld

Lesezeit 3 Minuten
Professor Walter Buschmann auf dem Turm – unten links steht das Helioshaus.

Professor Walter Buschmann auf dem Turm – unten links steht das Helioshaus.

Ehrenfeld – Einsam und verlassen ist es im Heliosturm. Das einzig Lebendige sind die vielen Insekten. Sie sorgen für ein leises Surren im obersten Teil des Turms, der an der Venloer Straße in den Himmel über Ehrenfeld ragt. Dort, wo sich einst das blinkende Turmleuchtfeuer befand, sind aber nur noch Leuchtstoffröhren montiert, die täglich ab 22 Uhr ein eher fahles Licht abgeben. Sechs davon fehlen momentan. Das tiefe Glasfenster, durch das man auf die Aussichtsplattform im Freien gelangt, hat einen Sprung.

Der etwa 30 Meter hohe, denkmalgeschützte Leuchtturm ist seit Jahren nicht öffentlich zugänglich. Anlässlich der Veröffentlichung eines Artikels über das Helios-Gelände, lud der Landschaftsverband Rheinland (LVR) zur Besichtigung des Heliosturmes ein.

Zunächst führen solide Steinstufen nach oben, daran schließt sich eine rostige und verstaubte Metallstiege an. An den Steinwänden im Aufgang haben sich ein paar Besucher verewigt. „E.W. Österreich 1959“ ist in die Steinwand geritzt, daneben „Peter 1983“. Die Fensterscheiben sind blind oder kaputt.

Das kooperative Verfahren umfasst mehrere Arbeitsschritte, die mehrere Monate dauern. In einem nicht öffentlichen Kolloquium wird den teilnehmenden Büros die Aufgabenstellung erläutert. Die erste Arbeitsphase verlangt ein städtebauliches Konzept von jedem Büro. Diese Konzepte werden öffentlich präsentiert. Bürger können dabei Anregungen geben, die in einer zweiten Arbeitsphase in die Entwürfe aufgenommen werden.

Erst nach der erneuten öffentlichen Präsentation aller Ergebnisse befasst sich die Jury damit, eine der eingereichten Arbeiten auszuwählen, die zur Grundlage wird für das weitere Verfahren wird.

Verzichtet man auf ein Gutachterverfahren, könnte die Astoc-Planung bei einem Workshop den bisherigen Teilnehmern des Helios-Forums vorgestellt werden. Auch hier sind Anregungen und eine anschließende Überarbeitung möglich. Statt einer Jury würde der Stadtentwicklungsausschuss eine Entscheidung treffen. (Rös)

Im Jahre 1894 wurde der Leuchtturm auf dem Gelände der Helios Electricitäts-Aktiengesellschaft erbaut. Das Unternehmen gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zu den führenden Elektrotechnikfirmen in Deutschland, produzierte für Straßenbahnen sowie elektrische Leuchtfeuer für Leuchttürme. In Spitzenzeiten arbeiteten hier 2000 Menschen.

„Ein Leuchtturm mitten im Inland ist merkwürdig“, sagt Professor Walter Buschmann vom Landschaftsverband Rheinland. „Er diente vor allem Werbezwecken.“ Es gibt allerdings auch eine weitere – eher legendenhaft anmutenden – Erklärung. Der Turm sei demnach für den ostafrikanischen Inselstaat Sansibar bestimmt gewesen. Ende des 19. Jahrhunderts war das benachbarte Tansania deutsche Kolonie. Für das Sultanat Sansibar interessierten sich Deutsche und Briten gleichermaßen. Der im Helgoland-Sansibar-Vertrag geregelte deutsche Verzicht auf Gebietsansprüche auf Sansibar, soll diesen Plan überflüssig gemacht haben. Jedoch trat der Vertrag schon 1890 in Kraft.

Das Licht des Heliosturms erstrahlte seit 1894 über Köln und bis weit ins Umland. Das kann man sich beim Besuch auf der baufälligen Plattform gut vorstellen. Bei gutem Wetter reicht die Aussicht bis ins Siebengebirge. Seit den 1980er Jahren stehen der Heliosturm, die Werksmauer an der Heliosstraße, das ehemalige Verwaltungsgebäude und die Montagehalle unter Denkmalschutz. Die frühere Werkshalle bot nach dem Umbau im Jahr 1928 zur Rheinlandhalle bei Veranstaltungen Platz für bis zu 7 000 Menschen. Heute befindet sich in der Rheinlandhalle unter anderem ein Möbelhandel. Hier lohne sich ein Blick zur Decke, sagt Buschmann, der sich seit 30 Jahren mit Industriearchitektur beschäftigt. Die Verstrebungen in Dreiecksform seien etwas sehr Besonderes.

Der Aufsatz zu den Baudenkmälern auf dem Heliosgelände ist im aktuellen Magazin des LVR-Amtes für Denkmalpflege erschienen. Das Heft ist im Klartextverlag verlegt und kostet vier Euro ( ISSN 0177-2619).

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