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Köln-EhrenfeldGeplante Hochhausbebauung am Colonius sorgt für Ärger

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Die geplanten Hochhäuser nördlich des Fernmeldeturms „Colonius“.

Die geplanten Hochhäuser nördlich des Fernmeldeturms „Colonius“.

Köln-Ehrenfeld – Sollten die Pläne tatsächlich einmal Wirklichkeit werden, wäre die Adresse Subbelrather Straße 13, 50672 Köln, eine der am stärksten frequentierten in der Stadt.

Nicht weniger als 700 Menschen sollen hier ein Zuhause finden – auf Zeit zumeist. Denn die hier geplanten Wohnungen – nur 20 bis 50 Quadratmeter groß – sind vor allem als Studentenappartements gedacht.

Was sich für den Hochschulstandort Köln, wo Wohnraum für Studenten knapp und dementsprechend teuer ist, nach einer guten Nachricht anhört, löste in der Bezirksvertretung Ehrenfeld das schiere Entsetzen aus.

„Wir nehmen das mit Abscheu zur Kenntnis“, hätte der stellvertretende Bezirksbürgermeister Ralf Klemm (Bündnis 90/Die Grünen) am liebsten ins Beschlussprotokoll schreiben lassen.

Grund für die Empörung, die von allen Fraktionen im Ehrenfelder Stadtteilparlament geteilt wurde, sind die Dimensionen der geplanten Bebauung im Inneren Grüngürtel, nördlich des Fernmeldeturms. Dort stehen zwei Bürogebäude, die 1954 und 1980 errichtet wurden. Sie sind 17 und 34 Meter hoch.

Ein Investor will sie abreißen lassen und stattdessen zwei 60 und 130 Meter messende Hochhäuser an der Ecke Subbelrather/Innere Kanalstraße errichten. Träger dieses Vorhabens ist die Gesellschaft Parkview Cologne, an der das Kölner Unternehmen Liqion und die in Aalen (Ostalbkreis) beheimatete I-Live-Gruppe beteiligt sind.

Vorhaben noch nicht gekippt

Sie seien nicht prinzipiell gegen Hochhäuser, räumten die Bezirksvertreter ein, aber die Ausmaße, die Architektur und das Nutzungskonzept wurden von den Ehrenfelder Politikern abgelehnt. Damit ist das Vorhaben jedoch keineswegs gekippt.

Entschieden wird im Stadtentwicklungsausschuss, der dem Projekt ebenso wie die Bezirksvertretung Innenstadt weitaus wohlgesonnener gegenübersteht.

Der Standort für das Bauprojekt liegt im Bezirk Innenstadt, daher haben die Ehrenfelder kaum Einfluss. Sorge um das Grün jenseits ihres Bezirks haben sie dennoch. „Gerade wegen der Lage im Inneren Grüngürtel wäre es wünschenswert gewesen, wenn sich das im Entwurf widergespiegelt hätte“, sagte Ralf Klemm und verwies auf das Projekt „bosco verticale“ in Mailand.

In der norditalienischen Stadt wurden zwei Hochhäuser mit 800 Bäumen und 5000 Sträuchern an den Fassaden begrünt – ein vertikaler Wald, der aber bislang einzigartig auf der Welt ist.

Für die CDU-Fraktion wies Bezirksvertreter Michael Fischer darauf hin, dass die geplante Tiefgaragenzufahrt von der Subbelrather Straße aus problematisch sei, weil möglicherweise ein kleines Waldstück an dieser Stelle Schaden nehmen könnte.

Bedarf an preiswertem Wohnraum nicht gedeckt

Statt auf grüne Fassaden werden die Ehrenfelder hauptsächlich auf glatte Glasflächen blicken. Die prägen den preisgekrönten Entwurf des Wiener Büros Delugan Meissl. Die Jury würdigte die „schlichte Eleganz“, ging in ihrer Beurteilung jedoch nicht auf die künftige Nutzung ein.

Hier haben die Ehrenfelder ebenfalls große Bedenken. Die Mieten für die vom Investor angekündigten „Microappartements“ könnten nach Mutmaßung der Bezirksvertreter nur von gut betuchter Klientel aufgebracht werden. Der Bedarf an preiswertem Wohnraum werde also kaum befriedigt, waren sich vor allem Sprecher von SPD und Linken einig.

Allerdings ist in der Beschlussvorlage auch erwähnt, dass der Investor 30 Prozent der Wohnungen – immerhin 210 – öffentlich gefördert errichten will. „Wir haben in vier Wochen wegen der Förderungsvoraussetzungen einen Gesprächstermin im Landesbauministerium“, sagt Projektleiter Kai Schilling-Frenk.

Davon hänge ab, in welcher Form das Vorhaben umgesetzt werden könne. Favorit sei in jedem Falle der erstplatzierte Hochhaus-Entwurf von Delugan-Meissl. Die I-Live-Gruppe hat sich auf das von ihr so bezeichnete „Mikrowohnen“ spezialisiert. In der Mengelbergstraße (Südstadt) realisiert sie zurzeit ihr erstes Kölner Projekt.

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