Kölner Unternehmen RaschSchokoladenhasen zu Weihnachten

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Finanzchef René Holdenried an einer Rasch-Verpackungsmaschine, die Schokoherzen verpackt.

Finanzchef René Holdenried an einer Rasch-Verpackungsmaschine, die Schokoherzen verpackt.

Bickendorf – Zugegeben: Besucht man dieser Tage Geschäftsführerin Tina Gerfer in der Mathias-Brüggen-Straße, fehlt jede Spur von Weihnachtsmännern oder Nikoläusen. Dafür begegnet man den Herren Osterhasen. „Wir arbeiten azyklisch, sind unserer Zeit immer fünf, sechs Monate voraus“, erläutert die Enkelin von Unternehmensgründer Wilhelm Rasch.

Was genau in Bickendorf passiert, hört sich – rein technisch – so an: Man baut „Wickelmaschinen für Hohlkörperfiguren aus Schokolade“. Weniger technisch ausgedrückt dreht sich fast alles um das (Folien)-Fell von Hasi oder den roten Mantel des Weihnachtsmanns. Bleiben wir beim Osterhasen: Damit sich zum Beispiel die Folie genau an die langen Schoko-Ohren schmiegt, muss die Position des Schoko-Hohlkörpers perfekt abgestimmt sein mit der sich abrollenden Folie. Computergesteuerte 3-D-Grafiken können das. Der Prototyp der Schokoladenfigur wird in eine Folie mit Millimeter-Raster gewickelt. Gerfers Team kann jeden Punkt genau bestimmen.

Raffinierte Falttechniken

Damit ist die Lage in der Negativform der pneumatisch und elektronisch gesteuerten Rasch-Maschinen so austariert, dass die zwei bis drei Millimeter dünnen Folien regelrecht drüberfliegen können. Die Kunst dabei: Das „Wegfalten“ des Überschusses der Folie, der in einigen Bereichen entsteht. Falttechniken hat man bei Rasch schon seit fast 70 Jahren drauf: Matrizen-, Kuvert, Raff-, Stirn- oder Säckchenfaltung. So kann alles, was es an Schokolade gibt, in den schönsten Folien glänzen. Von der Praline über den Nikolaus, vom Hasen über das Kamel bis zum Kiwi – dem Nationalsymbol Neuseelands. Der wird natürlich auch in Neuseeland verpackt – mit einer Maschine von Rasch.

Ob in Istanbul, in Buenos Aires, in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Australien oder den USA – überall stehen Maschinen der Kölner Firma. Und weltweit kommt auch kaum ein Schokoladenhersteller um die Expertise von Gerfer und den rund 60 Mitarbeitern herum.

Nur bei einer Anfrage mussten die Rasch-Mitarbeiter passen: „In Dubai sollten Schoko-Kamele mit frei stehenden Beinen verpackt werden – aber da waren Bruchstellen programmiert“, erzählt Gerfer. Am Ende wurden wunderschöne, hauchzarte, teilfreigestellte Täfelchen verpackt. Die Schokolade für dieses besondere Produkt wird natürlich aus Kamelmilch hergestellt.

Manchmal muss aber auch ein „Wirtschaftsweltmeister“ aus Bickendorf kämpfen: „Wir wurden während der Finanz- und Wirtschaftskrise kräftig durchgeschüttelt, so Gerfer. Trotz positiver Ergebnisse reichten die Mittel nicht aus, um die notwendigen Zukunftsinvestitionen zu tätigen. Darum entschied man sich 2013 für eine Sanierung über ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung.

Nach sieben Monaten wurde es erfolgreich beendet. Und Tina Gerfer hat wieder für die Zukunft vorgesorgt: „Meine Tochter hatte schon früh klargemacht, dass sie das Unternehmen nicht übernehmen will“, sagt die Chefin.

Um die Zukunft des Kölner Familienunternehmens zu sichern, wurde die Rasch GmbH zum 1. Mai dieses Jahres Teil der mittelständischen Morbach-Gruppe. „Wichtig war mir, dass unsere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit erhalten bleiben“, sagt Gerfer. (red)

Tina Gerfer, Firmenchefing

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