Mit fünf Jahren VerspätungErstes Freitagsgebet in Ehrenfelder Moschee

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DITIB Moschee 004

Das erste Freitagsgebet im Kuppelsaal der Kölner Zentralmoschee.

Bevor Besucher den Gebetsraum der Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld betreten dürfen, müssen sie zunächst ihre Schuhe ausziehen und sie in einem der vielen Fächer verstauen, die sich im Eingangsbereich aneinanderreihen. Der dicke blaue Teppich, der in dem 1200 Menschen fassenden Raum verlegt wurde, darf nur mit Socken beschritten werden. Als sich die Türen des Gebetsraums am Freitagmittag erstmals für Besucher öffnen, quellen die Regale über – so groß ist der Andrang zum ersten Freitagsgebet, das jemals in der Moschee verrichtet wird.

Bei den Verantwortlichen des Bauherrn, der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), ist an diesem Tag neben großer Freude vor allem Erleichterung zu spüren. Ursprünglich war geplant, die Moschee, deren Bau bereits 2009 begann, im Mai 2012 zu eröffnen. Doch zahlreiche Streitigkeiten, Querelen und gerichtliche Auseinandersetzungen über Baumängel und die Gestaltung im Inneren sorgten für immer neue Verzögerungen.

„Es war ein langer Weg, aber wir haben jetzt eine einzigartige Innenarchitektur, die man in keiner anderen Moschee der Welt findet“, sagte Bekir Alboga, Ditib-Generalsekretär und Beauftragter für den interreligiösen Dialog.

Ab sofort können die Gläubigen fünfmal am Tag zu festgelegten Zeiten in der Moschee beten. Das Freitagsgebet gilt als das wichtigste. „Diese Moschee wurde auf dem Fundament der ersten Generation errichtet, die nach Deutschland kam und in kleinen Hinterhof-Moscheen beten musste“, sagt Ditib-Vorsitzender Nevzat Asikoglu bei seiner Eröffnungspredigt. Es sei ein Feiertag, dass das erste Freitagsgebet während der Fastenzeit Ramadan stattfinde.

Ehrenfelder Moschee sei ein sehr offenes Haus

„Ab heute können wir alle einladen, mit uns über den Islam und die Ditib zu reden“, sagt Bekir Alboga. Die Ehrenfelder Moschee sei ein sehr offenes Haus. „Jeder darf hier jederzeit herein, egal, ob er Christ, Jude oder Atheist ist“, so Alboga. Jeder sei willkommen, wenn er sich an die Regeln des Gotteshauses halte. Dazu gehöre unter anderem eine Bekleidung, die Schultern und Beine bedeckt.

Während der Imam der Gemeinde für ihre Geduld und ihr finanzielles Engagement dankt, knien viele männliche Gläubige vor der Gebetsnische auf dem Teppichboden. Andere haben ihr Smartphone gezückt und fotografieren die kunstvolle Innenarchitektur. Auch von den beiden Galerien aus, auf denen sich die Frauen aufhalten, werden Aufnahmen gemacht. Die Architekten der Moschee, Selim Mercan und Paul Böhm, dem als Bauleiter gekündigt wurde, sind ebenfalls vor Ort und zeigen sich zufrieden mit dem Ergebnis.

Noch in diesem Jahr will die Ditib ein großes Fest zur Eröffnung feiern. Ob auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan daran teilnehmen wird, lässt Alboga offen. „Wir beraten noch, wen wir einladen“, sagt er. Man würde sich aber selbstverständlich freuen, wenn hohe Würdenträger anwesend wären.

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