FalschaussagenKarim Panahis Anwalt stellt Strafanzeige gegen SEK-Beamte

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Karim Panahi (l.) bestreitet, auf einen Polizisten geschossen zu haben. Sein Anwalt Gottfried Reims zeigte die SEK-Beamten an.

Karim Panahi (l.) bestreitet, auf einen Polizisten geschossen zu haben. Sein Anwalt Gottfried Reims zeigte die SEK-Beamten an.

  • Gottfried Reims, der Anwalt des beschuldigten Kölner Feinkosthändler Karim Panahi, hat die SEK-Beamten wegen versuchten Totschlags und Falschaussage angezeigt.
  • Aus Neutralitätsgründen prüfte die Polizei und Staatsanwaltschaft in Aachen die Vorwürfe.

Köln – Chaotische Verhältnisse beim Zugriff und zahlreiche Widersprüche in den Akten: Gottfried Reims, der Anwalt des beschuldigten Kölner Feinkosthändler Karim Panahi, hat die SEK-Beamten wegen versuchten Totschlags und Falschaussage angezeigt. Aus Neutralitätsgründen prüfte die Polizei und Staatsanwaltschaft in Aachen die Vorwürfe. Das Verfahren wurde kürzlich eingestellt. Die Begründungen dafür jedoch sind bemerkenswert und werfen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zahlreiche weitere Fragen auf.

In ihren internen Schriftsätzen argumentieren die Aachener Ermittler damit, Panahi habe seine Waffen beim Verlassen des Büros „griffbereit“ mit sich geführt. Dies ist aber weder auf dem Überwachungsvideo zu sehen, auf dem das Geschehen aufgezeichnet wurde, noch gibt es eine Aussage eines an dem Zugriff beteiligten Polizisten, in der dies behauptet wird.

Es habe „nicht festgestellt“ werden können, dass Panahi seinen Audi R8 bereits gestartet hatte, als die ersten Polizisten auf ihn zustürmten. Deshalb habe er die „deutlichen Rufe“ der „heranstürmenden SEK-Beamtem“ laut und „vernehmlich“ wahrgenommen, behaupten die Aachener Ermittler. Woher sie das wissen, bleibt ihr Geheimnis. Panahi jedenfalls bestreitet dies vehement. Und der SEK-Beamte mit der Kennziffer 180, der unmittelbar am Zugriff beteiligte war, bestätigte diese Sichtweise bei seiner Vernehmung drei Tage nach dem Geschehen. Der Audi sei bereits gestartet worden, bevor der erste Kollege den Wagen erreicht habe, sagte der Elitepolizist. Und wie war das mit den „deutlichen Rufen“? Dem Vernehmen nach soll nur ein einziger SEK-Beamter ausgesagt haben, einmal „Polizei“ gerufen zu haben.

Jahrelang haben die Ermittlungsbehörden behauptet, Panahi habe mehrfach gefeuert und auch den ersten Schuss abgegeben. Dies ist ebenso falsch wie die Aussagen mehrerer SEK-Beamter in diesem Punkt. In den Waffen des Kaufmanns fehlt nur eine einzige Patrone, von der zudem umstritten ist, wann sie abgefeuert wurde. Und den ersten Schuss hat eindeutig ein SEK-Beamter abgegeben, wie das Überwachungsvideo beweist.

Wie aber erklären dies die Fahnder aus Aachen? Es stimme, ein Polizist habe damals zuerst auf die Windschutzscheibe des Audi gefeuert. Aber nur, weil er gesehen habe, dass Panahi „in Tötungsabsicht“ auf einen heranstürmenden Kollegen gezielt habe. Ungefähr sechzehn Hundertstel später zersplitterte das hintere Seitenfenster auf der Fahrerseite des Pkw. Die SEK-Beamten also hätten sich nur verteidigt. Aber unabhängig davon, dass Panahi den Schuss bestreitet: Welcher Polizist hat damals dann zuerst gefeuert?

Die Aachener Ermittler sind sich sicher: Es sei der Beamte gewesen, der zuerst am Auto war. In seiner Vernehmung hatte der Polizist 2011 aber ausgesagt, erst viel später geschossen zu haben. Seitdem verweigert er die Aussage. Wegen der „Vielzahl an Widersprüchen“ hat Anwalt Reims Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens eingelegt. Zuständig ist jetzt die Generalstaatsanwaltschaft Köln.

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