Fußball-EliteschulenDroht Köln das Angebot der „NRW-Sportschulen“ zu verlieren?

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In der Sporthalle der Elsa-Brändström-Realschule dürfen wegen ungeschützten Leitungen unter der Decke keine Ballspiele mehr stattfinden.

In der Sporthalle der Elsa-Brändström-Realschule dürfen wegen ungeschützten Leitungen unter der Decke keine Ballspiele mehr stattfinden.

Köln – Die sich zuspitzenden Probleme in der Kölner Schulpolitik könnten dazu führen, dass die Stadt in Kürze ein wichtiges Angebot für angehende Leistungssportler verliert. Die Staatskanzlei in Düsseldorf, die seit dem Regierungswechsel im Land, auch für den Sport zuständig ist, droht der Stadt, ihr das spezielle Bildungsangebot „NRW-Sportschule“ zu entziehen. Vier Kölner Schulen haben sich vor einigen Jahren zu einem Verbund zusammengeschlossen, um jugendlichen Sportlern spezielle Lernangebote machen zu können.

Auf diese Weise sollen die Kinder und Jugendlichen ihr Training mit den Anforderungen der Schule unter einen Hut bringen können. In „Sportklassen“ der zwei Gymnasien, einer Realschule und einem Berufskolleg werden zusätzliche Angebote gemacht, um die Talente der Kinder zu fördern. Außerdem gibt es eine enge Kooperation mit Vereinen wie dem 1.FC Köln oder dem KEC. Das Modell, das es auch in anderen Städten in NRW gibt, ist ein Aushängeschild für die selbst ernannte Sportstadt Köln.

Krisengespräch am Donnerstag

Bei einem Krisengespräch am Donnerstag will das Land von der Stadt und den beteiligten Schulen wissen, wie es weitergeht. Das, was man in Köln vorfinde, „entspricht nicht den Erwartungen der Landesregierung“, heißt es in der Einladung zu dem Treffen. Hintergrund sind gleich mehrere Entwicklungen und Versäumnisse in der Kölner Schullandschaft.

Alles zum Thema Jochen Ott

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Eingangssituation an der Elsa-Brändström-Realschule

Indirekt ist die Drohung der Landesregierung eine Folge der Schulplatz-Not im Kölner Westen. Nachdem das Apostelgymnasium im Stadtteil Lindenthal, eine der vier Sportschulen, in den vergangenen Jahren viele Schüler wegen Überfüllung abgelehnt hatte, zogen Eltern vor Gericht. Auf dem Prüfstand stand dabei auch die Bevorzugung der Sporttalente bei der Aufnahme. Ein Verwaltungsrichter in Köln wollte daraufhin von Stadt, Land und Schulen wissen, welche Kriterien eigentlich für den Titel „Sportschule“ ausschlaggebend sind.

Tatsächlich bietet die aktuelle bauliche und räumliche Situation an den Schulen Anlass für manche Nachfrage. Das überlaufene Apostelgymnasium, bislang „Leitschule“ des Sportschul-Projekts, hat zwischenzeitlich erklärt, im Verbund der Sportschulen nicht mehr mitmachen zu wollen. Die Elsa-Brändström-Realschule in Sülz, der zweite Partner im Verbund, würde die Rolle gerne übernehmen – doch als Realschule mit zurückgehenden Schülerzahlen erscheint sie aus Sicht der Verantwortlichen nicht geeignet.

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Die Stadt wollte die Elsa-Brändström-Schule mit der benachbarten Theodor-Heuss-Realschule zu einer neuen Gesamtschule zusammenführen – doch die Theodor-Heuss-Schule lehnte die Idee trotz intensiver Werbung vor den Sommerferien ab. Die Stadt könnte den Plan zwar auch gegen den Willen der Schule umsetzen – doch dafür fehlt ihr die politische Rückendeckung im Stadtrat. Aus Sicht der NRW-Staatskanzlei ist somit „die Zukunft eines NRW-Sportschulpartners“ ungewiss.

In der Elsa-Brändström-Schule fühlen sich Lehrer, Schüler und außerschulische Partner seit längerem im Stich gelassen. Die geplatzte Schulfusion sei genauso schuld am Rückgang der Schülerzahlen wie der bauliche Zustand. So darf in der Sporthalle der Realschule – der vom Deutschen Fußballbund immerhin der Titel „Eliteschule des Fußballs“ verliehen wurde – wegen freiliegender Stromleitungen kein Ball mehr getreten oder geworfen werden. Tischtennis ist noch erlaubt, größere Bälle nicht mehr. Wer sich hier für das Angebot der „NRW-Sportschule“ interessiere, gehe rückwärts wieder raus, sagt ein Lehrer.

Hoffen auf neue Perspektiven

Die Elsa-Brändström-Schule hofft nun darauf, auch ohne den widerspenstigen Nachbarn zu einer Gesamtschule werden zu können, damit sich neue Perspektiven eröffnen. Das Problem: Eine Gesamtschule muss mindestens vierzügig sein und eine Oberstufe anbieten. Dafür ist die Schule zu klein. SPD-Chef Jochen Ott, jetzt auch schulpolitischer Sprecher seiner Partei im Landtag, hat nun einen neuen Vorschlag gemacht, der jedoch auch neuen Zündstoff birgt.

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Der Eingang zur Elsa-Brändström-Realschule

Die Schule ist umgeben von zwei kleineren Grünflächen, die man bebauen könnte – offiziell gehören sie aber zum Äußeren Grüngürtel, in dem jedes Bauprojekt Widerstand provoziert. „Es darf nicht sein, dass die Idee an der Sorge um ein Stück Wiese an einer Hauptverkehrsstraße scheitert“, sagt Ott.

In der städtischen Schulverwaltung, die sich vor dem heutigen Treffen mit der Staatskanzlei nicht äußern wollte, werden andere Pläne favorisiert. Wenn es nicht gelinge, die Theodor-Heuss-Schule doch noch umzustimmen, könnten aus der Elsa-Brändström-Realschule eine Dependance des Apostelgymnasiums werden. Das Angebot der „NRW-Sportschule“ wäre damit allerdings nicht gerettet. Denn ein Nachfolger als neue Leitschule ist noch nicht in Sicht. 

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