Gestank vertreibt GästeCafé in der Kölner Innenstadt mit Buttersäure attackiert

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Uwe Hammes-Tump vor seinem Café am Apostelnkloster

Uwe Hammes-Tump vor seinem Café am Apostelnkloster

Innenstadt – Der beißende Gestank rund um das Riphahn-Café am Apostelnkloster ist kaum auszuhalten. In der Nacht auf Dienstag haben Unbekannte Buttersäure an der Tür und auf der Terrasse des Lokals verteilt.

Gestank erinnert an Erbrochenes

Während Café-Betreiber Uwe Hammes-Tump auf der Terrasse sitzt, kommen viele Nachbarn oder Mitarbeiter umliegender Geschäfte vorbei, um ihr Unverständnis für die Tat ausdrücken. „Es riecht, als wenn ein Kind Milch getrunken hat und sich dann übergibt“, beschreibt eine vorbeilaufende Dame noch vorsichtig formuliert den Gestank, der auch einen Tag nach der Buttersäure-Attacke in der Luft liegt.

Den beißenden Geruch hatte der Café-Besitzer Dienstagmorgen schon am Neumarkt wahrgenommen, konnte ihn aber nicht sofort zuordnen. Vor der Tür des Cafés wurde es dann unerträglich, Hammes-Tump rief beim Bürgertelefon der Stadt an, um sich nach der Ursache des Gestanks zu erkundigen. Er dachte an ein Problem mit einem Abwasserkanal. Erst eine Nachbarin war sich sicher, dass die Ursache für den unerträglichen Gestank Buttersäure ist. „Da hatten wir die unsichtbare Flüssigkeit mit unseren Schuhen – ohne es zu wissen – schon im Haus verteilt“, sagt Hammes-Tump.

Kein harmloser Streich

Direkt gesundheitsschädlich ist Buttersäure nicht, in hoher Konzentration reizt sie aber Schleimhäute und Atemwege. „Bei einer Buttersäure-Attacke in geschlossenen Räumen muss man eigentlich die Polizei oder die Feuerwehr rufen“, weiß der Café-Besitzer heute, nachdem er sich im Internet über die Säure informiert hat.

Wer ihm und seinem Partner Thomas Tump schaden wolle, weiß Hammes-Tump dagegen nicht. Er habe mit niemandem Streit. Dass ein Mitbewerber aus Neid auf sein gut laufendes Café in der Innenstadt dahinter steckt, kann er sich eigentlich nicht vorstellen. Fest steht nur: Das war kein harmloser Streich. Schließlich sei der Gestank so unangenehm, dass am Dienstag einige Gäste nur ihre Vorspeise, dann aber wegen des unappetitlichen Geruchs das Hauptgericht lieber woanders gegessen hätten. Der Gastronom erwartet, dass das noch einige Tage so gehen wird.

Die Betreiber engagieren sich für die Rechte Homosexueller

Die beiden Betreiber arbeiten nicht nur seit 25 Jahren zusammen, sondern sind auch fast genauso lange ein Paar. Gemeinsam haben sie bis 2003 das Café im Schwulen- und Lesbenzentrum Schulz in der Südstadt betrieben und engagieren sich auch darüber hinaus für die Rechte von Homosexuellen. Seit zwei Jahren sind die beiden verheiratet, eine echte Ehe ist nach der Entscheidung des Bundestags zur „Ehe für alle“ geplant.

Über die Beweggründe des Täters oder der Täter kann Hammes-Tump weiterhin nur spekulieren. Womit könnten er und sein Mann jemanden verärgert haben? Ist es das Engagement für Flüchtlinge, der Ärger mit „Autoposern“, die ihre Terrasse bisweilen als Parkplatz missbrauchen, oder vielleicht eine versalzene Mahlzeit? Eine andere Idee des Betreibers: Vielleicht stört sich jemand an den selbst gebastelten „Free Deniz“-Schildern, die im Fenster hängen?

Verdacht auf politische motivierte Tat

Mit denen will Hammes-Tump seinen Gästen ins Gedächtnis rufen, dass der deutsch-türkische „Welt“-Journalist seit mehr als einem halben Jahr ohne Anklage in der Türkei im Gefängnis sitzt. Doch das sind alles nur Spekulationen, es gab kein Bekennerschreiben. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen des Verdachts auf einen politischen Hintergrund.

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Bis der penetrante Geruch in und um das Café verschwunden ist, wird es sicher noch einige Tage dauern. Mit sogenanntem Ätznatron aus der Apotheke helfen die Café-Betreiber nach. Mit der Substanz hat Hammes-Tump den Eingang bearbeitet, seine denkmalgeschützte Eingangstür hat jetzt unschöne weiße Flecken.

Buttersäuredämpfe reizen Augen und Atemwege

Buttersäure ist eine durchsichtige, farblose Flüssigkeit, die für den Menschen äußerst unangenehm nach Erbrochenem riecht. Sie entsteht beispielsweise beim Gären von Butter, wenn sich Milchfette in ihre Bestandteile aufspalten. Sie ist in hoher Konzentration ätzend und ihre Dämpfe reizen die Augen und Atemwege. Experten neutralisieren die Säure nach einem Buttersäureanschlag meist mit Natronlauge.

In der Industrie dient die Buttersäure zur Herstellung von Medikamenten und Kunststoff. (lod)

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