HaustrunkKölsche Brauhäuser halten an Mitarbeiter-Freibier fest

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Bier Kölsch

Symbolbild

Köln – Wer in einer Brauerei arbeitet, bekommt in der Regel einen Haustrunk, das sogenannte und vor allem beliebte Mitarbeiter-Freibier.

Der Tarifvertrag in der Branche gibt mindestens 36 Liter im Monat vor. Viele Brauereien gönnen ihrer Belegschaft aber deutlich mehr. Den Haustrunk kann man mit Verwandten, Freunden oder Nachbarn teilen. Wer kein Bier möchte, kann auch Limonade oder Wasser trinken. Nur wenige Brauer trinken alles höchstpersönlich.

Seit mehr als 100 Jahren ist es üblich, dass Brauereien Bier kostenlos an ihre Mitarbeiter ausgeben – sei es als Motivation und auch als Belohnung. Doch geht es nach der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), wird diese Tradition in spätestens zehn Jahren aussterben. Die Menge des an Betrieben ausgegebenen Biers sinke nämlich beständig, sagte die Drogenbeauftragte unlängst in einem Interview.  

„Den Haustrunk nutzen unsere Mitarbeiter gerne“

Sie bezog sich auf eine Statistik des Statistischen Bundesamtes, die den Abwärtstrend der flüssigen Entlohnung bestätigt. Demnach sank das Volumen des Haustrunks von knapp 600.000 Hektoliter (1991) auf 137.000 Hektoliter (2016). Sie fügte hinzu: „Das Zahlungsmittel in Europa ist der Euro und das ist auch richtig so.“

Das Haus Kölscher Brautradition zu dem Sion Kölsch, Sester Kölsch, Peters Kölsch, Dom Kölsch und Gilden Kölsch gehören haben traditionell einen tariflich vereinbarten Haustrunk. Den Aussagen von Mortler können sie nicht zustimmen. „Den Haustrunk nutzen unsere Mitarbeiter gerne statt sich die Getränke komplett selbst im Handel kaufen zu müssen. Außerdem geben sie die eine oder andere Flasche der Kölsch-Marken, für die sie arbeiten, im Familien- und Freundeskreis weiter“, sagt Georg Schäfer, Geschäftsführer im Haus Kölscher Brautradition.

An dieser Tradition will das Unternehmen auch in Zukunft festhalten. „Es gibt keine Pläne der Brauwirtschaft, diese Tarifvereinbarung zu ändern – und infolgedessen auch nicht bei uns“, fügt er hinzu. 

Der Haustrunk ist Tradition und gehört zur Bierkultur

Auch die Brauerei Gaffel weist die Forderung von Mortler zurück, die Alkoholabgabe als Lohnersatz zu streichen. „Bier ist ein Kulturgut mit vielen Traditionen. Der Haustrunk gehört dazu“, erklärte Heinrich Philipp Becker, geschäftsführender Gesellschafter von Gaffel. Die Furcht, das sogenannte Deputat könne zu Alkoholmissbrauch führen, sei unbegründet, weil Bier immer mehr nichtalkoholischen Getränken weiche. Inzwischen hätten Gaffel Fassbrause, Gaffel frei oder Cascara Sparkling einen hohen Anteil am Haustrunk.

Drogenbeauftragte Mortler fühlt sich derweil in der Debatte um das Bierdeputat missverstanden. Sie habe lediglich auf die sinkenden Haustrunkabsätze hinweisen wollen.

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