HöllenmaschineFasziniert vom Unfassbaren

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Phillip Parusel (v.l.), Beate Rademacher und Karsten Vorwerk sind die Höllenmaschine.

Phillip Parusel (v.l.), Beate Rademacher und Karsten Vorwerk sind die Höllenmaschine.

Düster ist die Bühnenshow des Trios Höllenmaschine. Psychedelisch und progressiv ist die Musik, dramatisch, opernhaft die Stimme von Frontfrau Beate Rademacher. In ihren Liedern besingt die Kabarettistin und Bühnenschauspielerin unter anderem eine Serienmörderin, eine verurteilte Hexe und die biblische Jungfrau Maria. „Meine Texte handeln von der Vergänglichkeit und dem Tod. Ich bin fasziniert von dem Unfassbaren in diesen Frauenfiguren“, sagt die freischaffende Künstlerin. Zu diesen Frauen gehören auch die als Engel von Bremen bekannte Serienmörderin Gesche Gottfried, die 1831 öffentlich hingerichtet wurde, und Katharina Henot, die 1627 Opfer der Kölner Hexenverfolgung wurde.

Rock-Theater nennen die drei ihr Programm

Im gleichnamigen Lied schlüpft Rademacher in die Rolle Henots und verteidigt sich gegen die Vorwürfe ihrer Ankläger: „Ich bin nicht schuldig / Pein bis auf’s Blut / Ich bin nicht schuldig / mir droht Feuersglut / Ich bin nicht schuldig / lasst mir mein Leben / Ich bin nicht schuldig / Gott soll sich erheben / gebt die Freiheit mir bald zurück.“ Untermalt werden die Zeilen mit hypnotischen Keyboardklängen von Karsten Vorwerk und dem düster-dumpfen Schlagzeug von Phillip Parusel. Je nachdem welche historische Figur Beate Rademacher besingt, wechselt sie auf der Bühne ihr Outfit. Zumeist sind dies wallende schwarze Kleider und Lederkorsagen. Rock-Theater nennen die drei ihr Programm, in dem Rademacher zwischen den einzelnen Stücken Erklärungen zu den besungene Frauen gibt.

Karsten Vorwerk: Bei uns lief immer das Radio. Morgens Schlager und nachmittags die Popmusik der damaligen Zeit, also der 70er Jahre. Außerdem hat meine Mutter mit mir immer Kinder- und Volkslieder gesungen. Darauf soll ich sehr angesprochen haben, erzählt sie.

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Beate Rademacher: Mein Mutter hat Klassik gehört und mein Vater die Schlager der 20er Jahre. Ich erinnere mich noch an das Stück „Benjamin, ich hab nichts anzuziehen“. Wer das gesungen hat, weiß ich aber nicht mehr.

Phillip Parusel: Mit zwölf Jahren habe ich mir ein Elvis-Presley-Doppelalbum zugelegt. Ich weiß noch, die große Schwester meines besten Kumpels hatte ein Elvis-Poster an der Wand. So bin ich auf seine Musik gekommen.

Karsten Vorwerk: Ich war 1975, mit zwölf Jahren, in der Sporthalle bei Udo Lindenberg. Mein Vater musste mit mir dahin, weil ich noch zu jung war. Ich war ein absoluter Lindenberg-Fan. Das Konzert hat mich sehr überrascht, da ich nur Udo und das Panikorchester erwartet hatte, aber er war mit zahlreichen Statisten, Tänzern, Schauspielern und sogar Streichern auf der Bühne.

Karsten Vorwerk: Beate und ich waren in Dormagen in der Kulturkirche beim Konzert der Gruppe D’Artagnan. Das ist eine deutsche Gruppe die Gypsyjazz spielt im Stil des großen belgischen Gitarristen Django Reinhardt.

Phillip Parusel: Ich habe einen Ausflug zum Death Metal gewagt. Ende 2012 war ich bei einem Konzert mit den Bands Kreator, Nile und Morbid Angel. Besonders der Auftritt der US-Amerikaner von Morbid Angel, Pionier diese Genres, hat mich beeindruckt.

Phillip Parusel: Die britische Power-Metal-Band Absolva. Das ist eine Junge Gruppe die Musik macht im Stil von Judas Priest und Iron Maiden. Die kann ich empfehlen.

Vor gut zwei Jahren haben die Musiklehrer Vorwerk und Parusel mit Beate Rademacher das Projekt Höllenmaschine gestartet. Zunächst noch unter dem Namen Molybdän. Damit wird ein Metall bezeichnet, das dem Stahl beigemischt wird, um ihn besonders hart zu machen. „Wir wollten mit dem Namen auf die Art unserer Musik hinweisen – es ist harter Progressiv-Rock“, sagt Karsten Vorwerk. Doch ihr Publikum konnte mit der ungewöhnlichen Bezeichnung nichts anfangen. Als bei einem ihrer ersten Auftritt ein Zuhörer nach dem Konzert dann feststellte, der Sound müsse von Höllenmaschinen erzeugt worden sein, hatte die Gruppe den passenden Namen gefunden.

Schumann und Schlager

Die Musik der Höllenmaschinisten entsteht zumeist bei ausufernden Jamsessions der beiden Instrumentalisten. Vorwerk zeichnet die Improvisationen auf und bearbeitet sie im Nachhinein am heimischen Computer. Er zerpflückt die Aufnahmen, arrangiert sie um und setzt sie zu neuen Stücken zusammen. „Es gibt eine ganz klare Arbeitsteilung bei uns. Philip und ich sind für den Sound zuständig und Beate füllt das ganze durch ihre Texte und die Bühnenpräsenz mit Leben“, schildert Vorwerk. Das Programm, das einer genauen Dramaturgie folgt, umfasst mittlerweile 13 Songs und dauert gut 80 Minuten. Zum Repertoire gehören neben den Stücken über tragische Frauenfiguren eine heitere Schlagerparodie, die Interpretation eines Stückes des Komponisten Robert Schumann und drei ausufernde Instrumental-Songs. Zurzeit ist das Trio auf der Suche nach einem Management und versucht, so oft wie möglich live zu spielen.

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