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IHK-NeujahrsempfangMerkel lobt Kölns Weltoffenheit

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Merkel IHK Köln Rede 1

Kanzlerin Merkel bei ihrer Rede in Köln.

Köln – Wenn die Kölner etwas goutieren, dann ist es das Lob für Köln. So wusste Angela Merkel, was zu sagen war – als Gastrednerin des IHK-Neujahrsempfangs vor 500 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im Börsensaal. „Köln ist das Paradebeispiel der Offenheit und des Wettbewerbs“, so illustrierte die Bundeskanzlerin ihren Ruf nach freien Märkten mit internationalen Handelsabkommen bei gleichzeitiger Abwehr von Protektionismus.

In ihrer Hommage an Köln griff die Regierungschefin, die sich nach ihrer halbstündigen Rede noch eine Stunde Zeit für den Hauptgang eines festlichen Menüs nahm, weit in die Geschichte zurück und bemühte die Verschwisterung von Römern und Germanen ebenso wie die Zeiten, in denen Köln nacheinander von den Franzosen und den Preußen beherrscht wurde. Bis heute profitiere Köln von seiner Weltoffenheit, der lokalen Verbundenheit und dem Zusammenhalt seiner Bürger, lobte die Kanzlerin und rühmte, passend zum Anlass, überdies die „gigantische Zugkraft“ einer IHK mit mehr als 150.000 Mitgliedsunternehmen. Schon um das zu erleben, sei sie als Wahlkreisabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern „gerne hergekommen“.

Gleich mehrfach dankte Merkel allen in Köln und der Region, die sich in der Hilfe für Flüchtlinge engagiert haben. Einen besonderen Dank richtete sie auch an die Polizei, die zum Jahreswechsel dafür gesorgt habe, „dass die Kölner wieder friedlich Silvester feiern konnten“. 

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Merkel ging auch auf die Rede von IHK-Präsident Werner Görg ein, der seine Kritik am „katastrophalen Zustand“ der Verkehrsinfrastruktur erneuerte und der Kanzlerin die Unterstützung der Wirtschaft bei einer Kommunikationsoffensive zugunsten internationaler Freihandelsverträge anbot. Vereinbarungen wie das vorerst gescheiterte TTIP-Abkommen zwischen der EU und den USA dienten gerade den Interessen des Mittelstands, so Görg.

Görg: „NRW leistet Offenbarungseid“

Der IHK-Präsident übte deutliche Kritik an der rot-grünen Landesregierung. So gebe NRW nur die Hälfte des Geldes für die Erneuerung und Instandsetzung von Straßen und Brücken aus wie Bayern als vergleichbares Flächenland. Zudem habe NRW 2014 Investitionsmittel an den Bund zurück überwiesen, weil es keine ausgereiften Pläne gegeben habe. „NRW leistet in dieser Frage einen Offenbarungseid“, sagte Görg. Der IHK-Präsident plädierte auch für eine Einschränkung des Instanzenweges bei Klagen gegen große Bauvorhaben, die die Projekte oftmals erheblich verzögerten. Damit rannte Görg bei Merkel offene Türen ein. Auch die Bundesregierung verfolge das Ziel, dringliche Verkehrsprojekte durch Verzicht auf eine Klage-Instanz zu beschleunigen. Noch aus ihrer Zeit in Bonn wisse sie ja, dass es mit dem Kölner Ring das Gleiche sei wie mit dem Dom. Beide würden nie fertig. Dennoch könnte der Ring „fertiger sein, als er fertig ist“. 

Mit Blick auf das internationale politische Geschehen – „da bahnt sich ein Orkan an“ – äußerte sich Görg besorgt über wachsenden Populismus in Europa. „Die Gemengelage in den USA möchte ich dabei gar nicht erst kommentieren. Ich erkenne da keine Stringenz.“

Beim Verlassen des Börsensaals bekam Merkel dann noch eine volle Ladung des von ihr gepriesenen Lokalkolorits verpasst. Das frisch proklamierte Dreigestirn beehrte die Regierungschefin mit seiner Anwesenheit und ehrte sie mit der Prinzenspange, deren Verleihung Seiner Tollität vorbehalten ist. Wie hatte Merkel zu Beginn ihrer Rede befunden? Sie sei „entzückt“, dass sich in der Karnevalszeit so viele honorige Kölner bereit gefunden hätten, ihr zuzuhören. „Das ist auch schon mal was.“  

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