InklusionEinfach in die Kita um die Ecke

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Kita. Symbolbild

Kita. Symbolbild

Köln – Das Ziel ist hoch gesteckt: Jedes Kind mit Behinderung soll von 2014 an den Kindergarten "um die Ecke" besuchen können. So will es der Landschaftsausschuss des Landschaftsverbandes Rheinland - und damit die Inklusion einen großen Schritt voranbringen. Mit diesem Beschluss geht eine veränderte Zuschuss-Zahlung einher - und viel Arbeit für die Jugendämter, die den Wandel von der gruppenbezogenen zur kindbezogenen Förderung koordinieren müssen.

Interesse an Inklusion wächst

Bisher besuchen die meisten Kinder mit Behinderung eine Kita, die eine integrative Gruppe anbietet - eine, in der fünf solcher Kinder mit zehn anderen gemeinsam betreut werden. Rund 5500 Kinder mit Behinderung gehen in eine der 600 Kitas im Rheinland, die das anbieten: Dafür müssen sie oft weit fahren. 400 Kinder mit Handicap spielen schon jetzt im nächstgelegenen Kindergarten. "Die Abstimmung mit den Füßen hat längst begonnen", sagt LVR-Sozialdezernent Reinhard Elzer. Das Interesse der Eltern an Inklusion auch im Kindergarten wachse stetig, zumal sich auch der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung an Grundschulen immer weiter durchsetze.

Zusätzliche Therapeuten

Trotz genereller Zustimmung der Wohlfahrtsverbände grummelt es jedoch in der Region: Der Landschaftsverband wolle auf Kosten von Kindern mit Behinderung sparen, weil er sich im Zusammenhang mit der Neuerung auch aus der Finanzierung der Therapeuten verabschiede und nur noch Kosten für Pädagogen übernehme. Dazu der LVR: Er habe seit 1983 freiwillig für zusätzliche Therapeuten bezahlt: bereits seit 2011 sei allerdings eine Veränderung der Heilmittelverordnung in Kraft, die die Krankenkassen für diese Kosten in die Pflicht nimmt.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe habe bereits entsprechende Verträge mit den Krankenkassen getroffenen, bis zum Kindergartenjahr 2015/16 wolle man die gleiche Regelung fürs Rheinland durchsetzen. Jürgen Rolle, Vorsitzender des Landesjugendhilfeausschusses, versichert: "Wir lassen keinen Therapeuten im Regen stehen, es wird keiner auf die Straße gesetzt." Allerdings müssten Jugendämter und Kindergarten-Träger viel Kreativität an den Tag legen, um das neue Konzept zu ermöglichen.

3,5fachen Satz

Die Angst vor Unterfinanzierung sei unbegründet. Ein Kindergarten, der sich der Inklusion öffne, erhalte pro Kind mit Behinderung den 3,5fachen Satz, hinzu komme die Jahrespauschale von 5000 Euro für diese Kinder, die der LVR künftig zahlen will. Für die integrativen Gruppen habe diese Summe nur 2800 Euro betragen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der komplexen Reform mit vielen Detailaspekten hat der LVR im Internet zusammengestellt, abzurufen unter "Jugend".

www.lvr.de

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