Restaurant „Bei Bepi“Das Ende einer Kölner Institution

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Giuseppe, genannt Bepi Valenti, mit seinen Söhnen Marco (l.) und Renato.

Giuseppe, genannt Bepi Valenti, mit seinen Söhnen Marco (l.) und Renato.

Innenstadt – Schließungen von Lokalen gehören in Großstädten zu den alltäglichen Geschehnissen. Insofern wäre das bevorstehende Ende des Restaurants „Bei Bepi“ kaum berichtenswert. Doch Bepi ist weit mehr als ein Restaurant. Bepi ist eine Institution, ein Denkmal, eine Ära, ein Stück Stadtgeschichte. Wenn sich die Trattoria auf der Breite Straße zum 31. Juli verabschiedet, verlieren unzählige Kölner ihren Anlaufpunkt beim Stadtbummel, nach Feierabend oder im Anschluss ans Theater. Stammgäste werden gar den Verlust einer zweiten Heimat beklagen.

Der inzwischen 77-jährige Gastronom ist der älteste Italiener in der City. Er hat den Kölnern beigebracht, wie man schnürsenkelförmige Nudeln mit der Gabel bändigt und musste wohl unzählige Male richtigstellen, dass es sich bei der kleinen braunen Flüssigkeitsmenge in der Tasse keineswegs um eine Fehleinstellung der Espresso-Maschine handelte.

Heute, knapp 51 Jahre nachdem der aus den Dolomiten stammende Bepi mit seiner Ehefrau Ursula sein Eiscafé eröffnet hatte, mag man sich kaum noch erinnern, dass seinerzeit bei manch einem Ring-Gastronom „Keine Italiener!“ auf dem Türschild geschrieben stand.

An dem Namen hängt viel Tradition

„Wenn Bepi schließt, geht ein Stück Kultur weg“, bedauern Stammgäste wie Michael Hahn, der ehemalige Inhaber von Atlas-Reisen. Auch in der Nachbarschaft löst die Nachricht der beabsichtigten Schließung Bestürzung aus. „An dem Namen hängt so viel Tradition“, betont Roberto Carturan, Inhaber des seit 40 Jahren ansässigen Restaurants Alfredo.

„Die Leute sehen immer nur das Angenehme, aber nicht, dass in solch einem Lokal auch verdammt viel Arbeit steckt“, erklärt Renato Valenti (49). „Irgendwann muss schließlich mal Schluss sein“, sagte Bepis ältester Sohn, der seit 30 Jahren fest im Betrieb mitarbeitet, am Freitag auf Anfrage.

Sein Vater könne das ja nicht ewig machen, und sein Bruder Marco (47) und er hätten „nicht wirklich Lust“, das Lokal weiter zu führen. Als Gründe nannte er die langen Arbeitstage in der Gastronomie bei ständiger Sechs-Tage-Woche. Er sei seit zehn Jahren nicht im Urlaub gewesen und wolle nun mal an sich denken.

Lokalverbot für Günther Ungeheuer

Für die Stammgäste ist ein Schlussstrich schier unvorstellbar. „Ich bin sehr traurig, weil ich dieses Lokal so liebe“, betont auch Hedwig Neven DuMont, die sich Bepi auch deswegen verbunden fühlt, weil es „das erste Lokal meiner Kinder“ war.

Noch vor dieser Zeit hatte sich im hinteren Teil des Lokals, der durch die Küche von der zur Straße gelegenen Eisdiele abgetrennt war, eine Klientel angesiedelt, die in Eis allenfalls ein taugliches Mittel zur Getränkekühlung sah. Regisseur Rainer W. Fassbinder trank dort gern, und der Schauspieler Günther Ungeheuer tat dies sogar so exzessiv, dass ihm fünfmal Lokalverbot erteilt wurde.

„Bepis Kneipe war für uns Schauspieler besser als jede Kantine“, betonte Herbert Meurer, ein Gast der ersten Stunde, anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Traditions-Italieners, dem Alice Schwarzer ins Gästebuch schrieb, er gehöre „zu Köln wie der Dom“.

Dass die Stammgäste ihren Bepi so schätzen, lag nicht zuletzt daran, dass sie ihm ihr Herz ausschütten und sich zugleich auf seine Diskretion verlassen konnten.

Eines mussten insbesondere prominente Besucher indes immer: Damit rechnen, dass sie im Lokal aufgehängt wurden. Jahrelang machte sich Zeichner Karl-Heinz Schrörs ein großes Vergnügen daraus, die Stammklientel als Karikatur auf Bierdeckeln zu verewigen. Die gerahmten Resultate sind Erinnerungen an oftmals feucht-fröhliche Abende. Die wird es von August an nicht mehr geben. Die Immobilie werde vermietet, teilte Renato Valenti mit.

Wenn im März drei Häuser weiter auch der seit mehr als 30 Jahren ansässige Traditionsbuchhändler König schließt, in dessen Räumlichkeit eine Kunstgalerie ziehen soll, ist ein markantes Innenstadt-Straßenbild Vergangenheit.

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