#hugabrit in KölnMitarbeiter des „English Shop“ werben gegen den Brexit

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„Hug A Brit“ fordert das Schild auf. Der English Shop wirbt für die proeuropäische Internetaktion.

„Hug A Brit“ fordert das Schild auf. Der English Shop wirbt für die proeuropäische Internetaktion.

Innenstadt – Folgt man den Umfragen, dann dürfte die Entscheidung im Brexit-Referendum ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden.Viele Bürger Großbritanniens scheinen auch kurz vor der Wahl noch unentschlossen, wo sie am Donnerstag ihr Häkchen setzten werden.

Im „English Shop“ in der Straße An Sankt Agatha in der Innenstadt will man dieser Unentschlossenheit mit der proeuropäischen Internetaktion „Hug A Brit“ entgegenwirken. Zwei Journalistinnen, die in Großbritannien leben, hatten die Aktion ins Leben gerufen, um unentschlossene Briten von den negativen Aspekten eines Austritts aus der EU zu überzeugen. Ihr Mittel: eine herzliche Umarmung.

Wie der Titel „Hug A Brit“ (zu deutsch: Umarme einen Briten) es verrät, werden Benutzer sozialer Medien aufgerufen, einen Briten zu umarmen, davon ein Bild zu machen und dieses in der sozialen Netzwerken hochladen – um so ihre Verbundenheit zu Großbritannien und der EU ausdrücken.

Inhaber Alexander McWhinney befürwortet den EU-Ausstieg

Und genau das tun die Mitarbeiter des Ladens. Mit Erfolg, wie Geschäftsführerin Victoria Weatherall erzählt. „Die Unterstützung bisher ist riesig. Wir sprechen unsere Kunden an und fragen, ob sie die Briten unterstützen wollen und ob sie mit uns ein Foto machen wollen, das wir dann bei Facebook posten. Die meisten Leute sind sofort dabei.“ Ein kleiner Aufsteller auf der Ladentheke weist auf die Aktion hin.

Dabei sind nicht einmal die Mitarbeiter des Ladens einer Meinung. So mag sich Inhaber Alexander McWhinney seit einem Vorfall dem Kampf um den Austritt nicht mehr anschließen. Trotzdem habe er nichts gegen die „Hug A Brit“-Aktion. Niemand müsse seine Meinung annehmen, sagt er.

„Das Projekt Europa gehört abgemahnt“

Drei Fragen an Alexander McWhinney (53), Inhaber des „The English Shop“.

Remain or leave – wie stehen Sie zum EU-Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU? Bis vor einer Woche hätte ich ganz klar gesagt: Bleiben! Ich bin Geschäftsmann und lebe schließlich vom freien Handel. Doch inzwischen sehe ich das völlig anders. Die Brexit-Befürworter weisen zu Recht auf viele Mängel in der Gemeinschaft hin. Das Projekt Europa gehört abgemahnt.

Was ist passiert? Es gab einen English Shop in Luxemburg, der ins Straucheln geraten war. Den wollte ich übernehmen und damit auch die 13 Arbeitsplätze erhalten. Die Rettungsaktion hätte allerdings sehr schnell vonstatten gehen müssen. Doch da hatte ich die Rechnung ohne die Bürokratie der EU gemacht: Tausende Vorschriften, Papierkram ohne Ende, nichts ist wirklich einheitlich geregelt. Nach einem Streit mit einem Beamten am vergangenen Donnerstag war klar: Es geht nicht. Der Shop muss schließen, die Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Befürchten Sie bei einem Brexit Nachteile für den Handel? Ich glaube nicht, dass der Handel beeinträchtigt wird. Es gibt ja auch heute keine einheitlichen Standards, wie ich gelernt habe. Außerdem fehlt mir die positive Botschaft. Mir fehlt das Europa, das sagt: Schaut wie schön das ist, was wir haben. Stattdessen kochen 28 Köche einen Brei. Anstatt an einem Strang zu ziehen, regiert der Kuhhandel.

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