„Mein Fernbus/Flixbus“Busbetreiber wollen privaten Bahnhof am Kölner Polizeipräsidium

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So könnte der neue Busbahnhof am Polizeipräsidium in Kalk aussehen.

So könnte der neue Busbahnhof am Polizeipräsidium in Kalk aussehen.

Deutz – Die Fernbus-Betreiber wollen sich mit der Verbannung an den Flughafen Köln/Bonn nicht abfinden und kämpfen weiter für einen  innenstadtnahen Busbahnhof. Der Marktführer „Mein Fernbus/Flixbus“ hat der Stadt Köln jetzt ein Konzept für den Neubau eines Busbahnhofs auf dem Gelände gegenüber des Polizeipräsidiums in Kalk vorgelegt, das mit privaten Investoren finanziert werden soll.

Seit Ende Oktober 2015 dürfen Fernbusse nur noch zum Flughafen fahren. Die Haltestellen am Hauptbahnhof (Breslauer Platz) und an der Gummersbacher Straße (Lanxess-Arena) wurden nach einem vorherigen Beschluss des Stadtrats geschlossen.

Das Grundstück an der Ecke Walter-Pauli-Ring/Gummersbacher Straße in der Nähe der S-Bahnhaltestelle Trimbornstraße gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes   NRW, liegt in unmittelbarer Nähe der Zubringers zur Stadtautobahn.

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Das mehrstöckige Gebäude könnte eine Tiefgarage, im Erdgeschoss einen zentralen Bussteig mit 16 Halteplätzen und im Obergeschoss Flächen für Büros, Bildungseinrichtungen, ein Hotel  oder für Wohnen auf Zeit enthalten.

Eingangstor zum Deutzer Feld

Die Fernbus-Anlage soll durch Oberlichtfenster mit Tageslicht erhellt werden. Der Entwurf der Architekten sieht zudem öffentlich genutzte Dachgärten vor. Durch Fahrradstellplätze, eine Radstation und Angebote von Autovermietungen und Car-Sharing soll der Umstieg vom Bus erleichtert werden. „Es würde eine Mobilitätsstation entstehen“, sagt Gregor Hintz, Sprecher von „Mein Fernbus/Flixbus“.

Die Architekten sprechen von einem „städtebaulichen Eingangstor“ in das neue Quartier Deutzer Feld. Die Aufenthaltsqualität soll durch eine Plaza mit Gastronomie und Geschäften garantiert werden. Neben dem Grundstück am Polizeipräsidium hatte das Unternehmen einen zweiten Standort am Bahnhof Mülheim in der Nähe des Einkaufszentrum Kaufland in Augenschein genommen, das aber aus Platzgründen schnell fallen lassen.

„Wir erwarten nicht, dass die Stadt Köln die Investition tätigt“, sagt Hintz. Das Projekt könne komplett privatwirtschaftlich finanziert werden. Köln habe durch die Schließung der Innenstadt-Halte an Attraktivität verloren. 2015 nutzen allein eine Million Passagiere die Busse des Marktführers, um von oder nach Köln zu fahren. Insgesamt hat sich die Zahl der Busreisenden beim Marktführer von 200.000 im Jahr 2012 auf 20 Millionen im Jahr 2015 erhöht. Zum Vergleich: Der innerdeutsche Flugverkehr kam im vergangenen Jahr auf 15 Millionen Passagiere.

In Kalk würde „Mein Fernbus“ gern bauen.

In Kalk würde „Mein Fernbus“ gern bauen.

„Mein Fernbus/Flixbus“ fährt derzeit nur nach Leverkusen und nicht an den Flughafen Köln/Bonn. Das Linienangebot wurde seit Anfang November um rund 20 Prozent verringert. „Teilweise haben wir das durch die Nachbarstädte Düsseldorf und Bonn ausgleichen können. Aber wir sind ja auch noch in der Nebensaison. Das Geschäft geht ja im Frühjahr erst wieder richtig los. Aus unserer Sicht wird Köln als Reiseziel im Vergleich zu anderen  Großstädten bei unseren Kunden an Attraktivität verlieren.“

Für die Fernbus-Unternehmen ist ein innenstadtnaher Standort auch deshalb so wichtig, weil bis zu 91 Prozent ihrer Kunden in Großstädten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Busbahnhof kommen. Das hat eine Umfrage von „Mein Fernbus/Flixbus“ ergeben.

„Die Betreiber wissen, dass sie im politischen Raum derzeit keine Unterstützung für das Projekt erwarten können“, sagt Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik. So lange der neue Halt am Flughafen Köln/Bonn nicht ausgelastet sei, werde es für einen neuen innenstadtnahen Standort wohl kein grünes Licht geben. Zudem sei das Gelände am Polizeipräsidium mittelfristig für den Neubau eines Schulzentrums vorgesehen. Die Bezirksvertretung Kalk hatte im Oktober 2015 mit großer Mehrheit einen entsprechenden Beschluss gefasst.

Frankfurt baut neuen Busbahnhof

In anderen deutschen Metropolen geht die Fahrt in eine andere Richtung. In Frankfurt/Main entsteht derzeit für 8,5 Millionen Euro ein neuer Busbahnhof, dessen erster Bauabschnitt vier Haltestellen und ein Parkhaus beinhaltet.

Und auch wenn sich in Berlin der  Fernbus-Boom mit Zuwachsraten von 20 bis 75 Prozent  sich auf ein normales Maß eingependelt hat, ist der zentrale Knotenpunkt am Messedamm in Charlottenburg zu Spitzenzeiten derart ausgelastet, dass der Senat noch in diesem Jahr eine Erweiterung plant. Auch der Münchner Busbahnhof, der im September 2009 eröffnet wurde, arbeitet profitabel.

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