„Supasalad"-ProzessVerteidiger geht gegen Vernehmungsmethode der Kripo vor

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Symbolbild

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Köln – Der Prozess um den Mord an Salatbar-Chefin Anke Schäfer im Sommer 2007 entwickelt sich allmählich zur Farce: kein Lunchpaket für seinen Mandanten, nichts warmes zu trinken, kein Essen auf dem Tisch, nur zwei Toilettenpausen in sechs Stunden, ein angeblich unfähiger Dolmetscher und keine Zeit zur Vorbereitung auf die Vernehmung - der Anwalt des Angeklagten zieht weiterhin die Vernehmungsmethoden der Kölner Mordkommission in Zweifel.

Enes A. sei während der Befragung im November 2015 beim Landeskriminalamt in Hamburg unkonzentriert gewesen, auch weil er Hunger gehabt, sich aber womöglich nicht getraut hätte, nach Essen zu fragen.

„Wir drehen uns im Kreis"

Gleich mehrere Anträge des Anwalts, mit dem Ziel, ein Verwertungsverbot eines wesentlichen Teils der Aussagen zu erreichen, lehnte das Landgericht am Mittwoch ab. Die Kammer hält sowohl die Umstände der Vernehmung als auch die Befragung selbst für rechtskonform.

Unbeeindruckt davon stellte der Anwalt vier neue Anträge mit demselben Ziel und kündigte zwei weitere an - das alles vor dem Hintergrund, dass derselbe Verteidiger gleich am ersten Verhandlungstag betont hatte, sein Mandant wünsche keine Form der Verteidigung, die den Prozess verlängert und das Leid der Familie Schäfer noch verstärkt.

Die Staatsanwältin reagierte sichtbar genervt: "Wir drehen uns im Kreis." Selbst wenn Enes A. Hunger gehabt hätte, führe das nicht zu einem Verwertungsverbot der Vernehmung, betonte sie.

Ein damals beteiligter Kripobeamter hatte ausgesagt, dem 36-Jährigen mehrfach Essen und Trinken angeboten zu haben, er habe aber abgelehnt. A. hatte in der Vernehmung beim LKA gesagt, er habe Anke Schäfer im Juni 2007 in ihrer Salatbar in der Gertrudenstraße ausrauben wollen und habe sie erstochen, weil sie schrie.

Im Prozess macht er bislang weder zum Tatgeschehen Angaben noch zu seinem Lebenslauf. Anberaumt sind weitere fünf Verhandlungstermine, der nächste kommenden Mittwoch. Das Urteil, das eigentlich für August vorgesehen war, soll nun am 11. November fallen.

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