Abo

Autofreie ZoneZülpicher Straße in der Kölner City in Picknickmeile verwandelt

Lesezeit 3 Minuten
08072016_Autofreies Picknick_09

Die Zülpicher Straße, autofreie Picknick-Meile.

  • Auf der Zülpicher Straße zwischen Wilhelm-Waldeyer-Straße und Hans-Meyer-Weg haben am Donnerstagabend mehr als 100 Kölner ein Picknick veranstaltet.
  • Mehrere Vereine hatten die Aktion organisiert, um für den Erhalt der autofreien Zone zu werben.

Innenstadt – Ein Mann hat es sich neben den Straßenbahnschienen mit seinem Liegestuhl gemütlich gemacht. Kinder fahren mit dem Roller die Straße entlang, im Zickzack-Kurs um Menschen, die dort auf Decken sitzen und in Wassermelonenstücke beißen.

Es droht keine Gefahr durch Autos. Seit einiger Zeit ist die Zülpicher Straße zwischen zwischen Meister-Ekkehart-Straße und Hans-Mayer-Weg für den PKW-Verkehr gesperrt, zunächst einmal versuchsweise für drei Monate. Die Agora Köln, eine Verbindung unterschiedlicher Institutionen, Organisationen und Initiativen hat Kölner Bürger am Donnerstagabend auf die gesperrte Straßenfläche zum Picknick eingeladen, um die Freiheit vom Autoverkehr zu genießen.

Sperrung bleibt länger

Sie wird noch eine Weile bestehen bleiben, wie anwesende Kommunalpolitiker verkünden: „Die Bezirksvertretungen Lindenthal und Innenstadt haben sich mit der Verwaltung darauf geeinigt, dass die Zülpicher Straße noch weiter gesperrt bleibt, bis die Ergebnisse des Versuchs ausgewertet sind“, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Lindenthal Roland Schüler.

Alles zum Thema ADFC

Das werde sicherlich bis September dauern. Dann wird es eine Bürgerversammlung geben und werden Politik und Verwaltung entscheiden, wie es weiter geht.

Langfristig möchten sie die Zülpicher Straße dauerhaft und auch ein weiteres Stück bis zur Dasselstraße sperren – vorausgesetzt der Versuch gelingt und der Autoverkehr sucht sich neue Wege, ohne zu viele Staus zu verursachen.

Das scheint bislang der Fall zu sein. „Die Sperrung ist ein voller Erfolg“, sagt Joachim Schalk 1. Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) Köln. „Ich war eben an der Ecke Hohenstaufenring, Zülpicher Straße und hoch erfreut über die geringe Anzahl der Autos dort“, so Schalk. „Die Kreuzung war sonst immer hoch belastet und sehr gefährlich.“

Und auch viele der insgesamt rund 100 Picknick-Teilnehmer sind gekommen, um das Vorhaben zu unterstützen. „Wir möchten, dass sich die Situation für Radfahrer in Köln verbessert“, sagt Benjamin Jurszicyk. „Die Infrastruktur ist schlecht. Man ist als Radfahrer überall Gefahren ausgesetzt.“

Sein Freund Jannik Tesche pflichtet ihm bei: „Letztes Jahr sind drei Radfahrer gestorben.“

Für ein rad- und fußverkehrsfreundliches Mobilitätskonzept setzt sich auch die Agora ein. „Wir möchten mit dem Picknick zeigen, wie man den Straßenraum ohne Autos nutzen kann“, so Initiator Daniel Ullrich „Die Leute haben sich bislang noch so richtig hier auf die Straße getraut. Das möchten wir mit dem Picknick ändern.“

Sie haben Erfolg: Besucher haben Tische und Bänke auf der Straße aufgebaut mit weißen Tüchern, Tellern und Weingläsern einladend gedeckt.

Etliche Menschengruppen haben es sich mit Picknickdecken auf der Straße gemütlich gemacht. Ein Mann spielt Gitarre, eine Frau singt dazu – und vielleicht werden die Menschen irgendwann auf der Zülpicher Straße tanzen.

KStA abonnieren