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Bürgersteig unerlaubt zugeparktLose Poller im Severinsviertel sorgen für Unmut

Lesezeit 3 Minuten
Viele Poller sind locker, einige fehlen ganz.

Viele Poller sind locker, einige fehlen ganz.

Köln – Beim Blick entlang der Serverinstraße fällt auf, dass fast durchgängig auf jeweils einer Straßenseite Fahrzeuge neben der Fahrbahn parken. Auf der anderen Seite lädt ein mehr oder weniger großzügiger Bürgersteig zum Flanieren ein.

Das liegt am Konzept der sogenannten Poller, die im Bürokratendeutsch auch gerne als Absperrpfosten bezeichnet werden. Diese sind nämlich in regelmäßigen Abständen entlang der Fahrbahn verteilt und verhindern das Zuparken der Gehwege.

Nun sollte man meinen, dass diese massiv anmutenden, durchgängig zylindrischen Poller nur durch Spezialschlüssel zu entfernen sind. So war das Konzept zumindest auch einmal angedacht, erzählt Hassan Aghakhani, Inhaber des Schreibwarenladens Eselsöhrchen: „Wenn hier einer der Geschäftsleute eine größere Warenlieferung erwartet hat, informierte man die IGS (Interessengemeinschaft Severinstraße) und dann wurden die Poller temporär mit einem Spezialschlüssel aus der Verankerung entfernt.“

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Lücken in der Reihe

Mittlerweile ist das aber nicht mehr nötig, so Aghakhani. Denn viele Poller stecken nur noch lose in ihrer Verankerung und können mit etwas Kraftaufwand beiseite gelegt werden, wenn jemand sein Fahrzeug am Straßenrand auf der Poller-Seite abstellen möchte. Und das demonstriert er auch sofort, indem er ruck-zuck einen der losen Poller vor seinem Geschäft anhebt – und wieder in die Verankerung steckt.

Die IGS selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Dass hier ein Problem vorliegt, beweisen auffällige Lücken in der Poller-Reihe. Bei genauerem Hinsehen fallen in Nischen und Ecken entlang der Häuserzeilen der Severinstraße immer wieder einzelne, abgelegte Poller auf.

„Ein absolutes Ärgernis“ sagt Architekt Hans Binder, der in der Severinstraße wohnt. „Die Poller werden teilweise abends, wenn die Straße voll ist, mutwillig herausgezogen und fliegen in irgendwelche Ecken“.

Nicht selten hat er selbst schon Poller eingesammelt und wieder an ihren eigentlichen Bestimmungsort gebracht. Dass natürlich nicht alle auf diese Art und Weise entfernten Absperrpfosten wieder auftauchen, versteht sich fast von allein. Bei Anschaffungskosten, die der Hersteller auf seiner Internetseite exklusive Mehrwertsteuer mit Preisen zwischen 300 und 400 Euro ausweist, kann bei Totalverlust einzelner Poller und deren Ersatzbeschaffung schnell ein fünfstelliger Betrag im Jahr für die Stadt Köln zusammen kommen – zuzüglich der für die Montage entstehenden Personalkosten.

Im Monat werden bis zu vier Poller ersetzt

„Jeden Monat müssen drei bis vier Poller in der Severinstraße ersetzt werden, die defekt oder verschwunden sind. Die Kosten hierfür trägt die Stadt Köln“, bestätigt Jürgen Müllenberg von der Pressestelle der Stadt.

Mancher gewinnt der Sache aber auch positive Seiten ab. Hans Hausmann vom neuen Akustikfachgeschäft Die Hörlounge berichtet davon, wie praktisch es war, während der Einzugs- und Umbauphase den einen oder anderen Poller vor dem Ladenlokal kurzzeitig zu entfernen, um Zulieferern und Handwerkern die Zufahrt zu erleichtern.

Dass dieser Zustand jedoch keine Dauerlösung für die Severinstraße sein kann, ist ihm aber klar. Fragt man nach sinnvollen Alternativen für die Zukunft, wird unisono erklärt: zurück zu festverschraubten Pollern und eine Rückkehr zum alten Verfahren. Also Entfernung der Poller nur durch Spezialschlüssel und auf Anforderung.

Was sagen Anwohner zu dem Poller-Problem?

Hans Hausmann

Beim Umbau vor unserem Einzug war's natürlich praktisch für Handwerker und Lieferanten, die Poller einfach mal herausziehen zu können. Eine Dauerlösung ist das aber natürlich nicht.

Hassan Aghakhani

Wenn hier einer der Geschäftsleute eine größere Warenlieferung erwartet hat, informierte man die IGS und dann wurden die Poller temporär mit einem Spezialschlüssel aus der Verankerung entfernt.

Hans Binder

Ein absolutes Ärgernis: Die Poller werden teilweise abends, wenn die Straße voll ist, mutwillig herausgezogen und fliegen in irgendwelche Ecken.

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