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Sperrungen aufgehobenSo lief die Entschärfung der Fliegerbombe in Köln-Deutz

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Bombe in Deutz 1212

Bereits vor zwei Wochen wurde ein Blindgänger in Köln-Braunsfeld auf der Baustelle gefunden. (Archivfoto)

Deutz – Pünktlich vor dem Berufsverkehr war alles vorbei: Um 15.30 Uhr hatten Sprengmeister Volker Lessmann und sein Kollege Siegfried Konopatzki vom Kampfmittelräumdienst des Landes NRW die Zehn-Zentner-Bombe in Deutz erfolgreich entschärft.

Bei Bauarbeiten am Deutzer Feld, zwischen Bahnhof Deutz und dem Messegelände, hatte ein Baggerfahrer am Montag gegen 7.30 Uhr den Sprengkörper US-amerikanischer Bauart aus dem Zweiten Weltkrieg zu Tage befördert. Das Ordnungsamt der Stadt organisierte seit dem Morgen die Evakuierung in einem Radius von 500 Metern rund um den Fundort und bereitete den alles für die Experten vor.

„Mehrere Tausend Personen betroffen“

Koordinator Heribert Büth leitete den Großeinsatz, er war mit 90 Kollegen vor Ort. „Es waren mehrere Tausend Personen betroffen“, sagte er. Bei Ihrer Arbeit wurden sie von 30 Polizisten sowie zehn Feuerwehrleuten unterstützt. Trotz der Größe des Blindgängers sprach Büth vorrangig von einem hohen logistischen Aufwand, weniger von einer gefährlichen Situation. „Wir hatten die Lage unter Kontrolle. Der Krisenstab der Stadt musste nicht zusammenkommen“, sagte er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Im Vergleich zu den häufig in Köln auftretenden Fünf-Zentner-Bomben sei der Blindgänger zwar deutlich größer, dadurch allerdings nicht schwerer zu entschärfen, so Sprengmeister Lessmann: „Die Bombe lag tief im Kies vergraben, wir mussten sie zunächst säubern.“

„Gesunder Respekt ist lebensverlängernd“

Knapp 30 Jahre Erfahrung in seinem Beruf halfen ihm, am Zünder die Ruhe zu bewahren. „Bei dem Job darf man keine Angst haben, gesunder Respekt ist aber lebensverlängernd“, sagte der 51-Jährige. In direkter Umgebung des Fundorts befinden sich die Sitze größerer Firmen. So mussten der LVR-Turm, das Lanxess-Hochhaus und die Verwaltung der Lufthansa geräumt werden, aber auch die Jugendherberge sowie die Firmensitze der Sendergruppe RTL in den alten Messegebäuden.

Der Grund: Auch die weiter entfernten Häuser galten als gefährdet, weil die Bombe ebenerdig auf dem Grund der Baustelle lag und die Sprengkraft so weiter in alle Richtungen wirken könnte als bei einem Grubenfund. Darum musste auch das Dorint-Hotel an der Deutz-Mülheimer-Straße seine Gäste und Mitarbeiter im nahegelegenen Radisson-Hotel unterbringen. Dorint-Direktor Achim Laurs sah die Situation aber gelassen. „Dafür machen wir doch jedes Jahr die Proberäumung“, stellte er fest.

Messehalle 8 als Quartier

Wohnviertel waren von der Entschärfung kaum betroffen. Für 1100 Bewohner der Häuser südlich der Opladener Straße hatte die Stadt allerdings die Messehalle 8 als Sammelstelle eingerichtet – etwa 30 von ihnen harrten bei Kaffee bereits ab 13.30 Uhr dort aus. „Es geht schöner, aber die Stimmung ist gut“, berichtete Rüdiger Engelke, einer der Evakuierten.

Nachbar Willi Gronstedt und er vertrieben sich den Nachmittag mit einem Plausch – über die Bombe. Sorgen machten sie sich nicht. „Obwohl ich nicht glaube, dass wir hier weiter von der Bombe weg sind als zu Hause“, merkte Gronstedt skeptisch an. Immer wieder horchten beide in den Nachrichten auf Neuigkeiten.

Bahnverkehr beeinträchtigt

Besonderes Augenmerk erhielt am Montag der Deutzer Bahnhof. Der innenstadtnahe Verkehrsknotenpunkt sollte laut Heribert Büth möglichst kurz und darum erst direkt vor der Entschärfung gesperrt werden. „Unser Konzept sah vor, die Züge des Nah- und des Fernverkehrs wenden zu lassen oder umzuleiten“, sagte Bahn-Sprecherin Kirsten Verbeek. Das sei gelungen.

Trotzdem kam in dem Zeitraum zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen, auf die die Bahn die Reisenden so gut es ging durch Mitarbeiter vor Ort hinzuweisen versuchte. Für den restlichen Verkehr rund um den Fundort der Bombe kündigte Büth ebenfalls früh massive Beeinträchtigungen durch Straßensperren an. „Wir haben versucht, diese so gering wie möglich ausfallen zu lassen“, sagte er.

Die Fußgänger- und Fahrradwege über die Hohenzollernbrücke waren ab etwa 12.30 Uhr gesperrt, Polizeibeamte und Mitarbeiter des Ordnungsamtes stellten sicher, dass niemand in die Gefahrenzone vordrang. Die gespenstische Ruhe in den menschenleeren Straßen in Deutz wurde direkt nach der Entschärfung um 15.32 Uhr wieder durch das Brummen hunderter Motoren durchbrochen.

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