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Gastronomie in KölnTagsüber Kaffee-Rösterei, abends Weinlokal

Lesezeit 3 Minuten
Winzer Jonathan Hollerith mit Rösterei-Chefin Britta Barthelmeß und Weingut-Besitzer Hans Martel

Winzer Jonathan Hollerith mit Rösterei-Chefin Britta Barthelmeß und Weingut-Besitzer Hans Martel

  • In den Abendstunden wir „Die Rösterei“ an der Aachener Straße zum Weinlokal umfunktioniert.
  • Zum Start des neuen Konzepts präsentieren die Stadtkellerei Imi aus Köln und das Weingut Reverchon von der Saar ihre Weine.

Innenstadt – Was macht man in einer gut florierenden Kaffee-Rösterei, wenn am Nachmittag die Röstmaschine abgeschaltet wird? Britta und Dirk Barthelmeß haben für „Die Rösterei“ eine Lösung gefunden: In den Abendstunden wird die gemütliche Kaffee-Bude an der Aachener Straße, die im vergangenen Oktober komplett umgebaut wurde, zum Weinlokal.

Die Idee haben die beiden, die mit Achim und Gaby Mantscheff noch die Café-Restaurants Ludwig im Museum, Lichtenberg, Feynsinn, Bauturm, Stanton und Café Central sowie das Catering in der Oper im Staatenhaus leiten, mit Weinexpertin und Eventmanagerin Claudia Stern entwickelt. Diese hat dann auch die Kontakte zu Weingütern und Winzern geknüpft.

Schließlich will man in dem nicht allzu großen Laden auch keine allzu üppige Weinkarte auslegen, sondern sich zum eher sportlich gemeinten Motto „Traubengefecht“ auf zwei Anbieter begrenzen, die dann im Drei-Monats-Rhythmus wechseln sollen.

Weine aus Lindenthal und Ehrenfeld

Zum Start des neuen Konzepts präsentieren die Stadtkellerei Imi und das Weingut Reverchon von der Saar ihre Weine. Die Stadtkellerei ist das noch im Aufbau befindliche Projekt von drei Imis, die kürzlich nach Lindenthal und Ehrenfeld gezogen sind.

Das sind Winzer Jonathan Hollerith (36), der in Kalifornien Weinbau studiert hat und nun das Weingut seiner Familie in der Pfalz betreut, dann Ehefrau Svenja Hollerith, die als Mediengestalterin für das Marketing zuständig ist, und Kai Sommer (27) der nach einem Wirtschaftsstudium das Kaufmännische übernimmt.

Nach dem nordamerikanischen Vorbild einer „Urban Winery“ wollen sie den Weinkeller vom Land in die Stadt bringen und so ihre Produktion sichtbar machen.

Derzeit verhandeln sie über eine Halle auf dem Mülheimer Carlswerk-Gelände, denn die nächste Traubenernte soll in Köln verarbeitet und abgefüllt werden. Sommer: „So kann man mitten in der Stadt den Winzer bei der Arbeit beobachten.“

Grafitti auf den Weinflaschen

Den neuen Köln-Bezug dokumentiert die Stadtkellerei auch auf den Etiketten ihrer Weinflaschen. Jede Sorte – von Sauvignon Blanc und Riesling bis Scheurebe, Blanc de Noir oder Syrah – ziert ein anderes Graffiti, das die drei Macher im Stadtgebiet entdeckt haben. „Wir wollen da mit Streetart-Künstlern zusammenarbeiten.“

Eher traditionell wirken dagegen die Tropfen aus dem Haus Reverchon, die Weingut-Besitzer Hans Maret vorstellte.

Der Unternehmensberater, der als ehemaliger Gesellschafter der Sal.-Oppenheim-Bank lange in Köln wohnte, hat sich 2007 eine Jugendtraum erfüllt und eine Beschäftigung fürs Alter geschaffen. „Da habe ich das etwas heruntergekommene Weingut aus der Insolvenz heraus gekauft und mit Kellermeister Ralph Herke aufgepäppelt.“ Reverchon-Weine zählten zu den Lieblingstropfen von Konrad Adenauer.

Heute beliefert Maret wieder die große Politik. „Meinen Riesling-Sekt schenkt auch Bundespräsident Joachim Gauck für seine prominenten Gäste im Schloss Bellevue aus“, sagt Maret, der inzwischen in der Eifel lebt, hörbar stolz. „Den hat schon die englische Queen Elisabeth getrunken.“ Aber auch der Weißburgunder, die Alten Reben und die Riesling Auslese werden von Weinkennern hochgelobt. Maret: „Durch die neuen Kontakte bin ich wieder öfter in Köln. Das ist doch auch schön.“

Die Küche in der Rösterei, Aachener Straße 22, ist Montag bis Donnerstag von 12 bis 23 Uhr, Freitag bis Sonntag von 12 bis 24 Uhr geöffnet. Die Weine kosten (0,1 l) ab 3,30 Euro, die Flasche ab 9,50 Euro. Info und Reservierung unter ☎ 0221-58941 79.

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