St. Maria in LyskirchenHistorische Turmuhr kehrt zurück nach St. Maria in Lyskirchen

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Manfred Harig vom Kölner Uhrenkreis am Gehäuse der alten Turmuhr von St. Maria in Lyskirchen

Manfred Harig vom Kölner Uhrenkreis am Gehäuse der alten Turmuhr von St. Maria in Lyskirchen

Innenstadt – Von 1886 bis 1955 versah sie ihren Dienst, dann galt sie als „Schrott“, wurde aber vom Kölner Architekten Marin Kratz gerettet und fand in seinem Privathaus Platz. Nun ist die historische Turmuhr, komplett restauriert, an ihren angestammten Ort, die Kirche St. Maria in Lyskirchen in der Innenstadt, zurückgekehrt und steht auf der Nordempore. Möglich wurde dies durch die Zusammenarbeit mehrerer Beteiligter, angefangen von der Tochter des Architekten über Ralf Beines vom Kölnischen Stadtmuseum und Pfarrer Matthias Schnegg, bis hin zu Helmut Rupsch, Vorsitzender des Kölner Uhrenkreises.

„Turmuhrenwerk mit frei schwingendem Pendel, 30 Stunden gehend, Viertelstunden- und Stundenschlag für mittlere Türme mit größeren Zeigerleistungen“ – so ist das Zeitmessgerät im Katalog der Münchner Firma Johann Mannhardt beschrieben. Der Inhaber war einer der bedeutendsten Turmuhrbauer seiner Zeit und entwickelte einen besonderen Mechanismus, den Mannhardt-Gang, der hohe Messpräzision garantierte.

Wenn Manfred Harig vom Kölner Uhrenkreis, der selbst „eine kleine Sammlung von 20 Turmuhren“ besitzt, vor dem Räderwerk mit Platinen steht, gerät er fachsimpelnd ins Schwärmen. Er weist darauf hin, dass die Funktion des Zählrades, das in diesem Modell das Steigrad ersetzt, ohne Öl auskommt. Letzteres sei wegen seiner Temperaturabhängigkeit immer wieder für leichte Ungenauigkeiten verantwortlich. „Für die damalige Zeit war das ein Quantensprung“ , sagt er.

Viele bekannte Uhren gehen auf Johann Mannhardts Konto, darunter die 1842 entstandene Uhr der Liebfrauenkirche in München, die auf sechs Zifferblättern an beiden Türmen die Zeit angibt, und die 1870 vollendete Turmuhr des Roten Rathauses in Berlin. Auch die Langhausuhr im Kölner Dom, die im südlichen Seitenschiff angebracht ist, stammt von ihm; er baute sie 1878, in dem Jahr, in dem er starb.

Fast 70 Jahre war das 1886 gebaute Exemplar in St. Maria in Lyskirchen in Betrieb. 1955, als Architekt Martin Kratz die Restaurierungsarbeiten an der Kirche leitete, wollten Handwerker die alte Uhr entsorgen. Mit ihrer mechanischen Funktionsweise galt sie als überholt; täglich war sie aufzuziehen, bisweilen war sie ungenau, und regelmäßig musste sie gewartet werden. Der Architekt stellte sie in der „Weckschnapp“ auf, dem Kunibertsturm der alten Stadtmauer, die er zu seinem Privatdomizil hergerichtet hatte. Als in diesem Jahr das Atelier ihres Vaters aufgelöst wurde, stieß Barbara Kratz in Zusammenarbeit mit Ralf Beines die Rückkehr der Uhr an. Pfarrer Schnegg sorgte für den Erwerb. Freilich ist sie nun nicht mehr mit dem Glockenwerk des Turms verbunden, sondern steht als antiquarisches Schaustück da.

„Ich bin froh, dass es die beiden gibt“, sagt Pfarrer Schnegg zum ehrenamtlichen Engagement der Männer des Kölner Uhrenkreises. Helmut Rupsch war behilflich bei der Rückführung der Uhr an den alten Standort. Hierfür musste sie allerdings zuerst in Einzelteile zerlegt werden. Und Manfred Harig musste einige Wochen investieren, sie zu restaurieren. Unter anderem stellte er fehlende Teile der Hemmung wieder her, erneuerte die Federaufhängung und richtete das stark beschädigte Kontrollzifferblatt so weit wieder her, wie es ging.

Rupsch ist sich sicher: „Ein unwiederbringliches Kulturgut ist vor dem Untergang gerettet worden.“ Besucher der Kirche können es sehen, wenn sie vorher einen Termin vereinbaren (Rufnummer 0221/21 17 13).

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