Historischer Park Deutz1800 Jahre altes Kölner Denkmal bröckelt

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Regen- und Grundwasser setzt dem römischen Osttor in Deutz zu.

Regen- und Grundwasser setzt dem römischen Osttor in Deutz zu.

Deutz – Zerplatzter Mörtel und heruntergefallene Steine: Folgt man Thomas-Georg Tremblau, dem Vorsitzenden des Fördervereins Historischer Park Deutz, ist das römische Osttor, das sich in der Nähe des Rheinboulevards befindet, in keinem guten Zustand. In der Tat weist die Mauer an mehreren Stellen Lücken auf, abgeblätterter Putz liegt vor dem 1800 Jahre alten Denkmal. „Wenn nicht endlich etwas passiert, dann verfällt das ganze Tor“, sagt Tremblau.

Schuld an der Misere seien Grundwasser, Regen und Kälte, die dem Mauerwerk stark zusetzten. „Vor allem fehlt eine vernünftige Drainage, die das Wasser, das sich im Boden staut, ableiten kann.“ Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt ein erst jetzt veröffentlichter Bericht des Architekten Albert Distelrath aus dem Jahr 2013. Distelrath kam damals zu dem Schluss, dass Grund- und Regenwasser Schäden am antiken Mauerwerk verursachten. Die Steine im Boden seien zwar mit Vlies und Noppenfolie umhüllt.

Diese könnten aber die Nässe nur ungenügend abhalten. Der Förderverein, der auch Pate des Tores ist, fordert nun eine neue Drainage rund um das Tor, um das Wasser besser abzuleiten. Dazu müsste man allerdings das Gemäuer für viel Geld wieder freilegen.

Vorposten gegen Germanien

Das Osttor ist Teil des römischen Kastells Divitia, das zur Zeit des Kaisers Konstantin von 310 bis 315 nach Christus errichtet wurde – als Vorposten gegen die Germanen, die damals ins Römische Reich drängten. 100 Jahre später wurde die 142 mal 142 Meter große Anlage von den Franken in Besitz genommen, im Mittelalter diente das Tor als Steinbruch. Im Rahmen der Bauarbeiten zum Deutzer Hochhaus Maxcologne hatte die Stadt das Gemäuer zunächst freilegt, dann wieder zugeschüttet, um es vor Lastern bei den Bauarbeiten zu schützen. Heute ragt ein etwa 1,20 Meter hoher Teil aus dem Boden. Das Gros, das von der Mauer zu sehen ist, ist allerdings eine moderne Verblendung aus den 1970er Jahren.

Marcus Trier, der Direktor des Römisch-Germanischen Museums, kann Tremblaus Bedenken nicht nachvollziehen. Zwar räumt er Schäden am oberirdischen Teil des Mauerwerks ein. Rückschlüsse auf das historische Denkmal, das sich überwiegend im Boden befindet, könne man nicht ziehen. Dieser Teil sei dadurch, dass er sich im Boden befinde, bestmöglich geschützt. „Der Archäologie geht es im Boden am besten.“

Möglicherweise könnte das Tor in einigen Jahren ein Publikumsmagnet werden. Denn Stadt, Landschaftsverband Rheinland und Land Nordrhein-Westfalen wollen das Kastell als Teil des Niedergermanischen Limes zum Unesco-Weltkulturerbe erklären lassen. Das Kulturdenkmal würde vom niederländischen Oude Rijns bis nach Niederbreisig führen und sich aus drei Dutzend Kastellen zusammensetzen. Wann das Projekt allerdings umgesetzt wird, ist unklar.

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