KonzerteSo lief das „Sommerstart“-Festival an der Deutzer Drehbrücke

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Abendstimmung beim Festival an der Drehbrücke 2015.

Abendstimmung beim Festival an der Drehbrücke 2015.

Deutz – Über der Deutzer Drehbrücke schweben ungewohnte Klänge: Deutscher Hip-Hop durchdringt die Luft, Musik und Jubel übertönen Motor- und Hafengeräusch. Eine schwangere Sängerin im gelben Plisseerock singt gerade die letzten Takte ihrer Zugabe. Den Leuten am Bühnenrand stecken die Tanzschritte noch in den Füßen. Auf den umliegenden Liegewiesen lauschen sie dem Geschehen entspannt bei einem Bier.

Das Open-Air-Festival an der Drehbrücke lockte an diesem Samstag Tausende Besucher nach Deutz. „Deutzkultur“ eröffnet mit der Veranstaltung das Kulturfestival „Sommerstart 2016“ – draußen, umsonst und in höchst komfortabler Lage.

Wer den Standpunkt geschickt wählt, hat sogar gleichzeitig Bühne, Kranhäuser und Dom im Blick. Aber so ein Festival lebt natürlich nicht nur vom schönen Schein:

Die Gäste

Im Dreieck Liegewiese, Spielplatz und Bierwagen sind die Reviere zunächst klar abgesteckt: Die Studenten lümmeln im Gras, die Kinder spielen und am Getränkestand zeigen sich vermehrt ältere Gesichter.

Im Laufe des Abends weichen die Grenzen auf – irgendwann zieht es schließlich jeden einmal zur Bühne. Insgesamt viele rheinische, aber auch fremde Töne. Eine ratlose Dänin sucht nach der Übersetzung für „Bratklops“ und wundert sich über Bier in 0,2l Gläsern. Willkommen in Deutschland!

Das Wetter

Das Wetter sorgt für eine Überraschung. Während in anderen Teilen Deutschlands die Autos davonschwimmen, behalten die Kölner trockene Füße. So gehört sich das eben für einen Sommerstart!

Luftige Outfits offenbaren die neusten Tattoo-Trends, am Eisstand sind bis auf Pistazie und Tartufo alle Sorten vergriffen. Viele Besucher tragen Sommerhüte – bei Temperaturen über 20 Grad vergisst man gerne, dass die Sonne nur sporadisch zwischen den Wolken hervorguckt.

Die Musik

Zum Glück braucht das Festival keinen Genre-Stempel. „Alternative-Hip-Hop—Elektro-Ska-Folk“ wäre nunmal ein furchtbar sperriger Name.

Denn obwohl vor allem Bands aus dem Kölner Raum spielen, bleibt stilistisch kaum etwas unbesetzt: Die „Rabaukendisko“ mischt Hip-Hop mit elektronischen Beats, Singer-Songwriter „Hello Piedpiper“ streichelt mit seinem Urban Folk die Seele. Und damit am Ende wieder getanzt wird, brechen „The Slapstickers“ die Ruhe mit bläserreichem Ska auf. „Zugabe“-Rufe gehören da schnell zur normalen Geräuschkulisse. Das hebt natürlich auch

… die Stimmung

Jomo hat Spaß, Jomo tanzt! Zwei Schritte nach vorne, zwei zur Seite und immer schön die Arme mitschwingen. Der Zweijährige mausert sich mit seinen Moves zum Star des Spielplatzes.

Auch Mama Sonja genießt das Festival: Das Kind im Blick, die Bühne im Blick und dazu noch ein kühles Kölsch. Schnell nimmt sie sich ein Beispiel am Tanzstil des Sohnes. Vorne an der Hauptbühne wird derweil weiter fleißig mit dem Oberkörper geschaukelt.

„The Slapstickers“-Sänger Christian Spiecker ergreift die Chance, sich zu bedanken: beim Publikum, bei der Band, dem Wetter, dem Dom. Eine dankbar sorgenfreie Veranstaltung neigt sich dem Ende zu.

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