Ladenlokal in ThieboldsgasseDrogenkonsumraum am Neumarkt wird deutlich teurer

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Der Drogenkonsumraum soll in einem Ladenlokal (rechts im Bild) in der Thieboldsgasse nahe dem Neumarkt entstehen.

Der Drogenkonsumraum soll in einem Ladenlokal (rechts im Bild) in der Thieboldsgasse nahe dem Neumarkt entstehen.

Köln – Lange hat die Stadt Anwohner und Geschäftsleute am Neumarkt über den genauen Standort des neuen Drogenkonsumraums im Unklaren gelassen. Die Verwaltung begründete dieses Vorgehen in der Vergangenheit regelmäßig damit, man wolle potenzielle Vermieter nicht verprellen. Ohnehin sei es schwierig genug, einen Eigentümer für das ebenso notwendige wie umstrittene Projekt zu gewinnen.

Jetzt ist klar: Die Suchthilfeeinrichtung wird in einem derzeit leerstehende Ladenlokal an der Thieboldsgasse 146, einer schmalen Seitenstraße des Neumarkts, eingerichtet (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Und: Die vorläufige Anmietung der Immobilie erfolgte bereits im März – lange bevor die Bürger bei einer Informationsveranstaltung erstmals über die Grundzüge der Planungen unterrichtet wurden. Allein bis Ende 2017 fallen bereits 45000 Euro Miete an.

Die Eröffnung der Einrichtung, zu der neben dem Konsumraum auch ein Café, Sanitäranlagen sowie Räume für Beratung und medizinische Behandlungen gehören, ist für Mitte des kommenden Jahres geplant – vorausgesetzt, der Rat stimmt dem Vorhaben auf seiner nächsten Sitzung am 28. September zu.

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Umbau soll 750 000 Euro kosten

Bereits jetzt ist klar, dass der ursprüngliche Kostenrahmen von 800 000 Euro pro Jahr nicht ausreicht. Grund ist, dass die Immobilie zunächst aufwendig umgebaut werden muss; dafür veranschlagt die Stadt knapp 750 000 Euro zusätzlich. Hinzu kommt, dass das ehemalige Ladenlokal eher ungünstig geschnitten ist, was zur Folge hat, dass die Konsumplätze vom Empfangsbereich aus nicht komplett überwacht werden können. Da das aber rechtlich vorgeschrieben ist, muss mehr Personal eingeplant werden. Dadurch schnellen die Kosten auf 1,2 Millionen Euro pro Jahr empor.

Trotz dieser Schwierigkeiten sieht die Stadt keine Alternative. Eigenen Angaben zufolge hat sie in den vergangenen Monaten mehr als 50 Objekte auf ihre Eignung geprüft – vergeblich. Ihren Plan, den Drogenkonsumraum direkt am Neumarkt im Gesundheitsamt unterzubringen, musste sie aufgeben, nachdem der damalige Polizeipräsident Jürgen Mathies Einspruch eingelegt hatte.

Polizeipräsident Mathies hat Bedenken geäußert

Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte Mathies seinerzeit in einem Brief an OB Henriette Reker die Befürchtung geäußert, dass durch einen Raum mit Front zum Platz der Drogenhandel auf dem Neumarkt weiter anwachsen werde. „Denn unsere Erfahrung zeigt, dass der Handel immer in unmittelbarer räumlicher und zeitlicher Nähe zu einer solchen Einrichtung stattfindet“, so der Sprecher auf Anfrage. Als weiteres Gegenargument hatte der Polizeipräsident das hohe Aufkommen von Fußgängern, Auto-, Bahn- und Radverkehr angeführt. Gleichwohl hatte er die Notwendigkeit eines Konsumraums in unmittelbarer Nähe befürwortet.

So ist schließlich die Wahl auf die Thieboldsgasse 146 gefallen – allerdings liegt auch dieses Objekt nur einen Steinwurf vom Neumarkt entfernt. Die hohen Kosten für Umbau und Betrieb dürften vor allem auf rechtliche Vorgaben zurückzuführen sein.

So muss etwa in den eigentlichen Konsumräumen eine aufwendige Lüftungsanlage eingebaut werden. Es muss eine ständige Einlasskontrolle geben, zudem für die Notfall-Behandlung qualifiziertes Personal sowie Sozialarbeiter für die Beratung. Die Jahresmiete in Höhe von 54000 Euro macht nur den geringsten Teil aus.

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