Neumarkt-GalerieStreit um versalzene Suppe führt zu zehn Jahren Hausverbot

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Joseph Samnik lebt seit 18 Jahren in Deutschland.

Joseph Samnik lebt seit 18 Jahren in Deutschland.

  • Der Streit um eine versalzene Supper und zwei Euro endete für Joseph Samnik aus Köln mit einem Hausverbot in der Neumarkt-Galerie.
  • Samnik fühlte sich diskriminiert und schaltete den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein — das Center nahm das Verbot wieder zurück.

Köln – Joseph Samnik hat sich nicht besonders gut gefühlt, als er vor zwei Wochen in der Stadt unterwegs war, um einige Dinge zu besorgen. Es regnete mal wieder und er war erkältet. „Ich dachte, eine Suppe wäre nicht schlecht“, erzählt der 48-Jährige. Er ging zu einem chinesischen Bistro in der Neumarkt-Galerie und bestellte eine süß-saure Suppe.

„Die war leider komplett versalzen, ungenießbar“, sagt Samnik. Er wollte sie zurückgehen lassen und sein Geld – zwei Euro – wieder haben. „Die Frau an der Ausgabe wollte mir das Geld aber nicht zurückerstatten.“ Es sei zu einer Diskussion gekommen. „Ich habe die Suppe nicht konsumiert, warum sollte ich sie bezahlen?“

Sicherheitsdienst alarmiert

Auf die zwei Euro wollte er nicht verzichten, ihm ging es ums Prinzip. Und er ist überzeugt: „Wenn ein Deutscher im Anzug und Krawatte sich beschwert hätte, wäre das anders gelaufen.“ Er habe sich geweigert, ohne sein Geld zu gehen. Die Angestellte holte den Sicherheitsdienst dazu.

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„Zwei Männer kamen und wollten meinen Ausweis sehen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich den nicht zeigen muss, weil sie keine Polizisten seien.“

Einer der Sicherheitsbeamten sei dann aber sehr freundlich gewesen, also habe er ihm seinen Ausweis gegeben. „Angeblich wollte er einfach nur den Vorgang aufnehmen“, sagt Samnik. Er bekam die zwei Euro und ging nach Hause.

Samnik hat lange in Bayern gelebt, fast 18 Jahre. Vor sechs Monaten ist er nach Köln gezogen, um in der Nähe seiner Töchter zu sein. Die 17 Jahre alten Zwillingsmädchen leben mit ihrer Mutter in Krefeld.

Hausverbot erteilt

Die Geschichte mit der salzigen Suppe war längst vergessen, als Samnik am Dienstag einen Brief der Bilfinger Real Estate in seinem Postkasten fand. Das Unternehmen agiert als Verwalter der Neumarkt-Galerie. In dem Schreiben steht: „Wir erteilen Ihnen hiermit ein Hausverbot von zehn Jahren, und zwar bis zum 27. Juni 2026.“

Als Grund wird ein nicht näher benannter Verstoß gegen die Hausordnung angeführt. Joseph Samnik sagt: „Das ist ja fast wie lebenslänglich – was passiert mit Leuten, die etwas gestohlen oder jemanden verprügelt haben?“

Er wandte sich an die Lokalredaktion und rief beim Verwalter an. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte Center-Managerin Angela de Jager am Dienstag: „Wir verteilen nur sehr selten Hausverbote. Wenn wir das tun, gibt es einen Grund. Er hat gegen die Hausordnung verstoßen, war aggressiv.“

Die Firma lud Samnik dann aber zu einem Gespräch ein – und nahm das Hausverbot überraschend zurück. „Seine Aussage und die der Sicherheitsleute sind zu 100 Prozent gegensätzlich“, so Angela de Jager. Der Sicherheitsdienst habe gesagt, Samnik sei „maximal aggressiv“ gewesen. Doch warum wurde das Verbot nun doch zurück genommen? „Wir konnten den Vorgang objektiv nicht mehr klären“, heißt es. Und: „Im Zweifel für den Kunden.“ Man wolle die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. „Wir haben Herrn Samnik außerdem versichert, dass das Verbot keinen diskriminierenden Hintergrund hatte.“

Genugtuung verspürt Joseph Samnik nicht. „Warum haben sie mich nicht mal angehört, bevor sie das Verbot verschickt haben?“, fragt er. Eine Verpflichtung dazu gibt es nicht, das weiß er. Aber er hätte es anständig gefunden. Immerhin kann er nun weiterhin seine Medikamente in der Apotheke in der Galerie kaufen, so wie er es gewohnt ist. Seine Suppe wird er ohnehin woanders essen.

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